Die Adresse Platenstraße 32 in Ehrenfeld verspricht kein Fortune: Ob das Urania Theater in den 90er Jahren, nachfolgend das Arkadas Theater oder heute die Bühne der Kulturen – der eigentlich sehr schöne Theaterort scheint seinen Betreibern kein Glück zu bescheren, und so erfuhr man in regelmäßigen Abständen wieder von Problemen mit der Miete und den Vermietern, bis im Juni alles in einer Zwangsräumung zu kulminieren schien. Diese konnte in letzter Sekunde aufgrund eines Formfehlers zumindest verschoben werden. Kurz zuvor hatte die gesamte Riege der Kölner Kulturpolitiker – parteiübergreifend – den vermietenden Kinder- und Elternselbsthilfe Köln e.V. (Keks) aufgefordert auf die Zwangsräumung zu verzichten, damit der Theaterstandort erhalten bleibt. Keks ist allerdings selber nur Mieter der Räume und vermietet diese ans Theater unter. Zwischen den Parteien gibt es wohl einen unversöhnlichen Streit u.a. über die Zuständigkeit für dringende Sanierungen am Gebäude. Eine wertende Einschätzung über die genaue Sachlage verbietet sich hier, weil Detailinformationen fehlen.
Der Blick hinter die Kulissen des Theaters ist aber auch ansonsten schwierig, fristet die Bühne der Kulturen nicht nur wegen ihrer Lage ein Schattendasein. Eigentlich denkt man: Köln braucht – analog zum Haus der Kulturen in Berlin beispielsweise – eine Bühne für die vielfältigen Kulturen. Schließlich tummeln sich über 400.000 Menschen mit Migrationshintergrund aus bis zu 190 Nationen in der Stadt. Es wäre eigentlich eine entscheidend wichtige Aufgabe einer Bühne der Kulturen, diese zu repräsentieren und zur Partizipation anzuregen sowie eine wichtige Rolle im aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs zu spielen.
Wirft man dann einen Blick ins aktuelle Programm beschleichen einen inhaltlich doch Zweifel am Profil der Bühne: Von Kabarett-Formaten wie „Integration a là Ikea – Cartoon Comedy“ [sic], „Lale Lokum – Wechseljahre einer Bauchtänzerin“, „STÄBUP – Die Comedy-Mixed Show“ über zeitgenössisches Tanztheater mit „Der Sklave der heutigen Zeit“ der Contrast Dance Company und Kindertheater bis hin zu klassischem Sprechtheater mit „Der Menschenfeind“ von Molière des Basdaa-Theaterensembles reicht das beliebig wirkende Potpourri des Theaterangebots. Dieses wird zugegebenermaßen aktuell ohne städtische Förderung „gestemmt“. Trotzdem wird es an der Stelle des künstlerischen Inhaltes auch problematisch, denn der Konkurrenzkampf unter den 60 freien Theatern und bis zu 100 freien Gruppen in Köln ist hart und nur mit guter, professioneller Qualität und einem spannenden Profil zu bestehen. Hier beißt sich dann die Multikulti-Katze in den Schwanz, denn selbst das Kölner Schauspiel, andere freie Theaterhäuser und Gruppen sowie die drei großen internationalen Kölner Theaterfestivals bemühen sich mindestens um Internationalität und eben auch um Partizipationsmöglichkeiten für Bürger mit Migrationshintergrund auf hohem professionellen Niveau. An dieser Stelle wird es dann argumentativ eng für die (noch) schwammige Bühne der Kulturen in Ehrenfeld. Auf der anderen Seite: Ein Theater lässt man nicht einfach sterben! Dann es et för emme fott...
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