Angehende Ingenieure scheuen keine Herausforderung. Auch nicht die Studierenden der Hochschule Bochum. Ihr SolarWorld Gran Turismo, das vierte vollständig in der Revierstadt konstruierte und gebaute E-Mobil, startet im Oktober quer durch Australien. Das mit besonders hochleistungsfähigen Solarzellen aus Galliumarsenid beklebte Leichtbaufahrzeug will anschließend sogar die Welt umrunden.
„Es ist nicht nur politisch korrekt, sondern einfach auch ein schickes Auto“, zeigte sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) begeistert beim Probesitzen im High-Tech-Gefährt. In ihrer Studizeit besetzte sie als AStA-Vorsitzende das Rektorat, beim Rollout des Renners begrüßte die Hochschulleitung sie als Wegbereiterin für die neue, klimafreundliche Mobilität. Das Land Nordrhein-Westfalen macht bis 2015 mehr als 100 Millionen Euro Fördermittel für Elektromobilität locker.
Das solarbetriebene Rekordfahrzeug will an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen.
SolarWorld No. 1, von 2005 bis 2007 geplant und gebaut, belegte bei der World Solar Challenge 2007 den 4-ten Platz und wurde mit dem Award für das "Beste Design" ausgezeichnet. In den Jahren 2008 und 2010 erreichte der sauber angetriebene Sonnenwagen den 3. Platz bei der North American Solar Challenge. Der BOcruiser ging den nächsten Schritt Richtung Alltagstauglichkeit. Mit vier Rädern, zwei mit Radnabenmotoren angetrieben, und PKW-typischen Abmessungen zeigte die Bochumer SolarCar-Manufaktur das innovative Potential der Hochschule. 2010 gewann der BOcruiser die European Solar Challenge.
Im neuen Solar World GT gibt`s erstmals sogar zwei Sitzplätze – wie in einem echten Auto. Die unter 300 Kilogramm schwere gelb-weiße Renn-Zitrone ist ein Sportwagen in bester Leichtbauweise. „Was anfing mit einer rollenden Tischtennisplatte, ist zu einem richtigen Auto geworden“, freut sich Friedbert Pautzke. Der Professor für Elektromobilität gehört zu den geistigen Vätern des ehrgeizigen Projekts.
Der Start der diesjährigen World Solar Challenge von Darwin/Australien, Mitte Oktober, soll Beginn der rein solar „betankten“ Rundfahrt um den Globus werden. Nach einer weiteren Fahrt durch Neuseeland wird der Bochumer GT die Kontinente Nordamerika, Nordafrika, Europa und Asien durchqueren. Nach insgesamt mehr als 30.000 Kilometern und zwei Äquatorüberquerungen soll nach einem Jahr der Ausgangspunkt wieder erreicht werden.
Monatelang feilten mehr als 25 Studierende in den hochschuleigenen Werkstätten am flotten Lichtrenner, der neue Maßstäbe setzt. Bereits seit 1999 bauen die Studentinnen und Studenten umweltfreundliche Fahrzeuge, die ausschließlich mit der Energie der Sonne angetrieben werden. Unterstützt von mehr als 100 Sponsoren aus Industrie und Handwerk schuf die Innovationsschmiede mit dem GT ein stolzes Rekordgefährt. Allein die hochwertigen Solarzellen auf dem Dach kosten rund 150.000 Euro.
Als Botschafter für Hochtechnologie aus dem Ruhrpott tritt das Sonnenauto made in Bochum gegen die besten innovativen Fahrzeuge der Welt an. Die rein mit erneuerbarer Energie angetriebene gelb-weiße Zitrone zählt schon jetzt zu den Favoriten – nicht nur optisch, sondern vor allem was die Leistung auch bei bedecktem Himmel oder Regen betrifft: Allein mit Batterie-Power kann der knuffige Bolide gut und gerne 300 Kilometer zurücklegen. Bei Sonnenschein ist die Reichweite unbegrenzt – grenzenloser Fahrspaß!
Sichtlich begeistert vom Solar-Flitzer, NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, Foto: boro-media/www.boro-media.de/Hochschule Bochum
Maximal 3 Quadratmeter Hochleistungssolarzellen und 21 Kilogramm Akkus schreibt das australische Wettbewerbsreglement vor. Angetrieben wird der gelbe Licht-Renner wieder durch zwei Radnabenmotoren (je 2 kW, kurzfristig bis 10 kW) in den Vorderrädern. Titan, hochfestes Aluminium und Kohlefaser schaffen die Materialvoraussetzungen für ein extrem leichtes, aber doch stabiles Fahrwerk und Lenkgestänge. Der aerodynamisch perfekte Renner erreicht problemlos eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
Schon die Vorgänger des SolarWorld GT wussten zu begeistern: Sechs Quadratmeter Solarzellen produzieren bei intensivem Sonnenschein die Leistung, die ein Haartrockner benötigt. SolarWorld No. 1 legte damit über 3000 km unter der Sonne Australiens zurück, mit einem Durchschnittstempo von 73 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit lag damals wie heute bei 120 km/h. „Dieses Projekt beleuchtet alle Facetten des Ingenieurberufes: Teamarbeit, Projektmanagement, interkulturelle Perspektiven und nicht zuletzt die Faszination moderner Technik. Dazu gehört die Herausforderung, durch effiziente Energienutzung ein Fahrzeug komplett mit regenerativer Energie emissionsfrei zu betreiben“, erläutert Dipl.-Ing. Stefan Spychalski von der Hochschule Bochum.
Die neue Renn-Zitrone will nicht nur unter den Ersten sein, die über die Ziellinie rollen, sondern möchte der Weltöffentlichkeit das beste innovative Fahrzeug präsentieren. Und der SolarWorld GT wird ein Zeichen setzen für eine fortschrittliche, saubere Mobilität, die allein aus erneuerbaren Energien gespeist wird...
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