Bernard-Maria Koltès’ „Kampf des Negers und der Hunde“ ist rund 30 Jahre alt. Es geht nicht nur um Kolonialismus, sondern auch um Würde, Sehnsucht, Macht und das Bild vom anderen. Genau das arbeitet die Inszenierung von Björn Gabriel heraus. Zwei französische Ingenieure – ein nervös-gefährlicher, ein entscheidungsstark-ruhiger – bauen in Afrika eine Brücke. Dazu brauchen sie afrikanische Arbeiter. Cal, der nervöse Weiße, erschießt einen, als der früher nach Hause will und ihm vor die Füße spuckt. Er lässt die Leiche verschwinden. Koltés’ Stück setzt ein, als Alboury die Franzosen auffordert, den Körper des Toten herauszugeben.
Koltés sah die Sprache als „Handlungselement“. Die Inszenierung im Theater der Keller übersetzt den Text in genaue Körperarbeit. Sie traut der Sprache so wenig wie den medial vermittelten Bildern, die im Hintergrund zeitweise über die Bühne flimmern, untersucht sie aber sehr forschend. Utopien und revolutionäre Gesten werden hier inszeniert ujnd gefilmt, und zwar von Alboury, hier von einer Frau gespielt, die den ganzen Abend als „die Neger“ bezeichnet wird. Sie wird leidenschaftlich gebliebt von Léone, einer schwärmerischen Französin, die eigentlich mit dem ruhigen Horn verheiratet ist. Wie Koltés am Ende die Schwarzen die Weißen erschießen lässt, so schießt Alboury hier Bilder: Sie dokumentiert, was sie sieht, lässt Léones eine Liebeserklärung in die Kamera sprechen und wird wohl am Ende das Bild vom Weißen bestimmen. Die Kamera dient ihr dabei als Waffe.
Die Stärke des Abends sind die Schauspieler und ihr präzises Spiel, das aber auf der kleinen Bühne immer wieder irrsinnig laut wirkt. Alle Weißen zeigen sich zunächst als verschwommener Schattenriss, ihr Körper ist ihre Identität. Léone, das Mädchen im Tutu, sieht dabei aus wie ein schwärmender Spatz, zu ihren Füßen Horn, wie ein hechelnder Hund mit dem Hintern wackelnd. SM-Spiele, stilisierte Freundschaftsinszenierungen und die Haltung „Jetzt aber mal ehrlich“ wechseln so, als würde man durch das TV-Programm zappen. Das Thema, das heute an die Stelle des Kolonialismus rücken könnte – wem gehört das Wasser? – ist klar angedeutet, aber die Lücken muss man selber füllen.
„Kampf des Negers und der Hunde“ nach Bernard-Maria Koltès | R: Björn Gabriel | Theater der Keller | 26./27./28.10., 27./28./29.11. 20.30 Uhr | www.theater-der-keller.de
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