Lachen ist wie joggen im Sitzen. Sagen zumindest viele Ärzte. Der Volksmund weiß schon lange, dass lachen gesund ist. Auch ohne wissenschaftlichen Nachweis. Wobei das Herz beim Lachen schneller schlägt und der Atem häufiger ein- und ausgeht – das lässt sich nachprüfen. Auch, dass humorvolle Menschen zufriedener sind als miesepetrige. Was wiederum positive Auswirkungen auf die Lebensdauer hat. Fest steht, dass der Mensch lachen kann, ohne es gelernt zu haben. Selbst Neugeborene beherrschen es, ohne dass man es ihnen vormachen muss. Auch Erwachsene können sich vor Lachen noch in die Hose machen, wenn der entsprechende Schließmuskel versagt: Kontrollverlust auf nasser Ebene.
Die meisten Großen begnügen sich im Theater allerdings mit der Produktion unterschiedlicher Geräusche. Männer bevorzugen in der Regel tiefere Tonlagen für ein unüberhörbares „Hohohohoho“, Frauen favorisieren dagegen ein kicheriges „Hihihihihihi“. Was am ehesten ihrem höher gelegenen Organ entspricht. Der verdienstvolle Humorvorarbeiter Jürgen von der Lippe hat bereits eine differenzierte Phänomenologie der unterschiedlichen Lachtypen zusammengestellt, deren akustischer Mehrwert sich schriftlich nur sehr unvollkommen wiedergeben lässt. Fest steht allerdings, dass er Witze liebt, die auf sexuellen Missverständnissen beruhen. Kurz: unterhalb er Gürtellinie angesiedelt sind.
Das Kind im Manne ist zwar immer noch ein beliebter Topos all jener, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, andere Menschen zum Lachen zu bringen, aber inzwischen stehen mehr junge Männer auf der Bühne, deren verlängerte Pubertät jede Menge Humorpotential besitzt. Diese Beobachtung lässt sich leicht anhand des diesjährigen Köln Comedy Festivals überprüfen, in dessen Verlauf jede Menge junger Mannsbilder in Erscheinung treten. Zum Beispiel Kristian Kokol und Felix Lobrecht im Subway, wo es zum Lachen in den Keller geht; oder Jan Philipp Zymny und Bastian Bielendorfer im Club Bahnhof Ehrenfeld, einer der angesagtesten unter den insgesamt 18 Locations.
Brainpool, die in Köln-Mülheim angesiedelte Produktionsfirma, hat inzwischen die Oberhoheit über das Programm, nachdem der Festival-Erfinder Achim Rohde seine Anteile verscherbelt hat und nach Kanada ausgewandert war. Dass dort seine letzte Adresse sein würde, konnte er zu dem Zeitpunkt schließlich nicht ahnen. Auch nicht, dass die von ihm installierte Crew irgendwann geschlossen zurücktreten würde. Da blieb der Firma kaum eine andere Wahl, als die Arbeit selbst zu übernehmen. Thorsten von Wahlde hat die nicht nur beneidenswerte Aufgabe, das Programm des KCF zusammenzustellen: ein sympathischer und engagierter Newcomer, der seinen Vorgängern genau auf die Finger geschaut hat und als verantwortlicher Redakteur dank der vor undenklichen Zeiten vom WDR ins Leben gerufenen Talentschmiede „NightWash“ im legendären Waschsalon intensive Einblicke in die Arbeit der Nachwuchs-Komödianten erhält. Keine schlechte Voraussetzung für den Job.
Dennoch – es musste ja kommen, das große Aber – lässt das Programm einiges vermissen, so man weniger auf großen Events steht, sondern lieber auf die Jagd nach intelligenten Gedankenspielen und deren innovative Umsetzungen geht. Aber keine Bange, das Angebot enthält genug Überraschungen bereit – schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
Köln Comedy Festival | 20.10.-5.11. | koelncomedy.de
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