Kulturpolitiker. Andächtig. Wichtig. Schließlich klatschend. Bestätigend. Gerade hat die Intendantin des Kölner Schauspiels Karin Beier die Spielzeitplanung für 2010/2011 vorgetragen. Mit Köln, Korruption, Schildbürgerstreichen und Baukatastrophen beschäftige man sich. Leichtes Husten. Leises Lachen. Man habe hierfür die Creme de la Creme der nationalen und teilweise auch der internationalen Regiegilde geladen: Neben der Hausherrin werden u.a. Katie Mitchell, Nicolas Stemann, Wim Vandekeybus, Alvis Hermanis, Antonio Latella und Viktor Bodó in Köln arbeiten. Wahrlich ein Aufgebot, auf das man sich freuen kann!
Dann: Der Geschäftsführende Direktor der Bühnen Patrick Wasserbauer schildert mit Wiener Schmäh, warum es nach der Umentscheidung des Rates, Oper und Schauspiel zu sanieren statt abzureißen, günstiger sei, ab Sommer sowohl die angemieteten Interimsspielstätten von Oper und Schauspiel als auch die alten Häuser am Offenbach weiter zu bespielen. Stirnrunzeln. Verwunderung. Man kann da doch noch weiter spielen? Ja, aber nur weil es die Ausweichspielstätten gibt. Verminderung der Brandlast lautet das Zauberwort. Auch weitere positive Effekte hinsichtlich der 132.000 € Interimsmietausgaben pro Woche lassen sich erzielen. Nebelkerzen. Zeit und Kraft zum Widerstand fehlen.
Nächster Tagesordnungspunkt: das Tanzhausinterim. Die Kulturverwaltung hat jüngst zwei große Hallen in Mülheim für 10 Jahre angemietet, um hier ein Kölner Tanzhaus einzurichten, obwohl es keinen politischen Beschluss gibt und völlig unklar ist, mit welchen finanziellen Mitteln diese Hallen ertüchtigt werden sollen. Damit die Hallen nicht leerstehen, hat man eine Interimsnutzung ausgeschrieben und erst nach der Vergabe mit üppigen 80.000 € ausgestattet – plus Miete. Kurze Meinungsverschiedenheiten. Weiter im Text: Der Stadtkämmerer hat die Kölner Kulturverwaltung aufgrund haushaltsrechtlicher Erfordernisse angewiesen, Kürzungen von knapp 20% in den Kulturhaushalt einzuarbeiten, obwohl dieser erst im Oktober 2010 verabschiedet wird. D.h. die Verwaltung ist angewiesen, vorauseilend Kürzungen umzusetzen, obwohl es keinen Beschluss der politischen Parteien gibt. Die vorläufige Haushaltsführung bedeutet zudem, dass bis Oktober nur wenige verbindliche Förderentscheide rausgehen. In der freien Szene werden diese Kürzungen und Verschleppungen das Aus für viele renommierte Einrichtungen und Projekte bedeuten. Eine Bedrohungs-Liste soll angefertigt werden. Entschuldigungen. Achselzucken. Kulturpolitiker – von ihren Fraktionen diszipliniert – verstecken sich hinter Haushaltsrecht und Anweisungen des Regierungspräsidenten. Kulturverwalter versäumen es sträflich, auf die katastrophalen Auswirkungen des jetzigen Vorgehens vor allem für die freie Szene hinzuweisen, sich einzusetzen, zu kämpfen. Es war die letzte Chance vor der Sommerpause.
Man hat an diesem Nachmittag viel gehört von großen Summen für Immobilienanmietungen, Zwischennutzungen, Interims und von Haushaltslöchern, die kaum zu stopfen sind ..., und man hat gehört, dass die Künstler der freien Szene im laufenden Jahr in weiten Teilen über die Klinge springen werden. Beschlossen durch Untätigkeit von Politik und Verwaltung im Kulturausschuss am 11. Mai 2010...
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