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Foto: Meyer Originals

Alle wollen Blaubart

20. Dezember 2010

„Blaubart“ im Theater der Keller - Theater am Rhein 01/11

Blaubart, der märchenhafte Frauenmörder, ist im theater der keller (und bei Autorin Dea Loher) ein Schuhverkäufer, der mit zunehmender Verzweiflung eher vor den Frauen flüchtet: Still und zurückhaltend spielt Robert Oschatz den Mann, den die Frauen verführen wollen.
Heinrich Blaubart wartet in einer der aufsteigenden Kino-Sitzreihen, die die Bühne bilden. Da erscheint Julia wie ein Zeichentrickhase aus dem Gebüsch in den hinteren Stuhlreihen und pirscht sich an das Männchen heran. In beiden Händen hält sie je ein Eishörnchen und leckt hektisch daran wie ein zielstrebiges Tier bei einer Übersprungshandlung. Julia Kelz in der Rolle der „Julia“ kann hier mit leicht stilisierter Spielweise ähnlich viel Spannung, Konzentration und Präsenz zeigen wie schon in „Jugend ohne Gott“. Florentine-Ileana Tautu dagegen nutzt ihre Rolle als „Die Blinde“, um souverän und ruhig und wie ein Gegenstück zu den wechselnden Frauen alle Szenen miteinander zu verbinden.
Im Laufe des Abends zeigt sich, dass die Szenen besser gelingen, in denen ein klarer Gegensatz zwischen Mann Frau und nicht noch Widersprüche im Verhalten der Frauen selbst liegen. Die wollen hier zum Teil verrucht sein oder Abenteuer erleben oder Liebe, aber zwischendurch bricht die Angst vor Zurückweisung oder Verlassenwerden hervor. Diese Wechsel machen auf der Bühne manche Figur einen Tick zu hektisch und schrill.
Je zielgerichteter die jeweilige Frau auf den Mann losgeht (und je einfallsreicher der sich wiederum wehren muss), desto geschickter gelingt auch ihre Darstellung: Clara Cüppers zum Beispiel spielt ihre brave, aber abenteuerlustige Christiane sehr geschmeidig, während man der Figur der Judith noch ansehen kann, aus welchen Textpassagen ihre einzelnen Bewegungselemente abgeleitet sind. Das Kritteln ist aber vielleicht auch spitzfindig für ein Abschlussstück der Schule des Theaters, in dem die Pointen sitzen und zeitweise in urkomische Szenen münden – ohne zu boulevardesken Schenkelklopfern zu mutieren.

„Blaubart – Hoffnung der Frauen“ von Dea Loher
R: Eva-Maria Baumeister
Theater der Keller I 25.-27.1., 20 Uhr
www.theater-der-keller.de

Christiane Enkeler

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