Der Kölner Stadtrat hat sich gegen einen Neubau des Schauspielhauses ausgesprochen und der Bürgerinitiative „Mut zur Kultur“, welche 50.000 Unterschriften gegen den Abriss des Schauspielhauses gesammelt hatte, einen durchschlagenden Erfolg beschert. Der Neubaubeschluss wurde zurückgenommen, Schauspielhaus und Oper werden saniert. That‘s it! Die Verwaltung ist nun aufgefordert, das Projekt effektiv und professionell abzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass neben baulichen Verbesserungen unter dem Strich eine günstigere Kosten-Variante als die bislang kalkulierten 290 Mio. Euro herauskommt.
Das gesparte Geld sollte in Kunst investiert werden, und die künstlerischen Inhalte fortan wieder die Kulturberichterstattung bestimmen: Im Mai sind mit „Kasimir und Karoline“, „Die Kontrakte des Kaufmanns“ (9./15.5., Schauspielhaus Köln) und „Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen“ (2./3.5., Schauspielhaus Köln) nämlich gleich drei Produktionen der städtischen Bühnen auf dem Berliner Theatertreffen zu sehen. Ein Triumph ohnegleichen ...
Im freien Theater verdienen vor allem das internationale Festival THEATERSZENE EUROPA vom 22.-29.5. in der Studiobühne Köln und zwei weitere Folgen der internationalen Gastspielserie GLOBALIZE:COLOGNE Beachtung: Während die Studiobühne neben einigen deutschen Produktionen einen spannenden Querschnitt der freien Theaterszene Finnlands zeigt, präsentiert das Ensemblenetzwerk Freihandelszone im Rahmen von GLOBALIZE:COLOGNE mit IN VITRO (Gent, 14./15.5.) und STAN‘s CAFE (Birmingham, 26./27.5.) zwei herausragende Ensembles aus Belgien und Großbritannien. Beide Festivalprogramme können unter www.studiobuehne-koeln.de und www.globalizecologne.de eingehender studiert werden.
Aufregung gibt es aktuell in der Kölner Tanzszene, in der die Interimslösung für die als neues Kölner Tanzhaus angemieteten Räumlichkeiten in Köln-Mülheim mächtig für Ärger sorgt: Nach einer Ausschreibung bekamen hier Anja Kolacek und Marc Leßle den Zuschlag, das Interim bis zum Ausbau im Herbst 2010 zu gestalten. Zu sehr als Besetzung und Prägung des Labels „Tanzhaus Köln“ empfanden das die renommiertesten Kölner Tanzkompanien – darunter SilkeZ/resistdance, MOUVOIR/Stephanie Thiersch und movingtheatre.de – und kündigten ihren Boykott der Interimszeit an. Die Befürchtung: Durch mittelmäßiges Allerlei-Programm könnte der Begriff und der Ort „Tanzhaus Köln" bereits vor dem eigentlichen Start verbrannt und überregional diskreditiert werden.
Den nächsten Skandal in Kölns Kulturpolitik stellt schließlich der Umstand dar, dass, trotz der öffentlichen Beteuerungen der Politik, die Freie Szene von Kürzungen auszunehmen, auf Anweisung des Stadtkämmerers bereits Kürzungen von fast 20% im freien Kulturbereich in den Haushalt 2010 eingearbeitet werden. Würde man mit den städtischen Bühnen nach gleichem Muster verfahren, so würde der Etat von Karin Beier um 9 Mio. Euro gekürzt – sprich: Der gesamte Etat für künstlerische Produktion wäre futsch.
Nach dem lauten Getöse um die Schauspielsanierung entscheidet sich die Stadt heimlich und leise gegen ihre Freie Szene – Mut zu Kultur sieht anders aus...
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