Jemand isst einen Hamburger. Banal eigentlich. Weil dieser Jemand aber Andy Warhol heißt, wird aus der alltäglichen Szene ein Kunstwerk – festgehalten im Dokumentarfilm „66 Scenes from America“. Dem Rose-Theegarten-Ensemble ist die Sequenz Ausgangspunkt für eine heiter-ironische Annäherung an eine Ikone der Kunstszene.
Mit „Andy Warhol just finished eating a Hamburger“ meldet sich ein Ensemble zurück, das die letzten drei Jahre vermisst wurde. Nachdem die Konzeptionsförderung von der Stadt Köln ausgesetzt wurde, hatte das Rose-Theegarten-Ensemble seine Auflösung bekanntgegeben. Doch glücklicherweise zieht es die ästhetisch eigenwillige Gruppe nun wieder auf die Bühne, diesmal auf die des Freien Werkstatt Theaters.
Dort sitzen vier Menschen an vier Tischen und essen Hamburger. Mit Extra-Ketchup. Langsam. Fast sachlich, in einer choreografierten Bewegungsfolge, die dem Filmclip zum Verwechseln ähnlich sieht. Eine „serielle Livekopie“ sei das, wird Claudia Holzapfel wenig später erklären und sich bei einer Fastfood-Kette für die Unterstützung bedanken. Alsdann eröffnet sie eine Podiumsdiskussion über Leben und Werk Andy Warhols. Und über die Produktionsumstände des Stücks, was fließende Übergänge zwischen den Biografien der Beteiligten und den Bühnenfiktionen schafft – und so unmerklich überleitet in die Welt des Andy Warhol, dessen Atelier „Factory“ genannt wurde und Lebens- und Kunstraum in einem war.
Fünf-Minuten-Instant-Kunst
„Wie geht so jemand?“, fragt Thomas Wenzel und probiert sich in Warhol-Posen. Charles Ripley trägt eine Warhol-Brille und (natürlich) die graue Perücke. Bettina Muckenhaupt rattert in knallroten Schuhen Antworten auf Interview-Fragen runter. Ja. Nein. Vielleicht. Schnipsel eines Künstlers. Doch zu fassen bekommen ihn Ensemble und Regisseur Guido Rademachers nicht. Auch nicht, wenn es im Zusammenhang mit einem 1968 verübten Attentat um existenzielle Fragen geht.
Das Ensemble übt sich stattdessen in lustvollem Dilettieren und spielt Szenen aus dem Film „Trash“ nach, die durch das Klingeln einer Eieruhr abgebrochen werden. Superstars, wie Warhol die Factory-Mitglieder nannte, alle vier – oder vielmehr fünf, denn der Musiker Andreas Debatin ist mit von der Partie: Er lässt den Abend musikalisch um John Cale und Lou Reed (wen sonst?), Mitglieder der von Warhol produzierten Band „The Velvet Underground“, kreisen.
So mäandert die Vorstellung zwischen Popart und Product-Placement, Verfremdung und Vervielfältigung – eine Parodie auf den Kunstmarkt so gut wie auf die Medienbranche. Leider nur ist die Satire nicht entschieden genug, vielmehr ist der Blick auf die Factory selbstgenügsam. Die Inszenierung unterhält zweifellos, wagt aber wenig und weist nicht über sich hinaus. Trotzdem verlässt man das Theater beglückt: Hat man doch außergewöhnliche Schauspieler wieder gemeinsam auf der Bühne gesehen.
„Andy Warhol just finished eating a Hamburger”
Rose-Theegarten-Ensemble | R: Guido Rademachers | Freies Werkstatt Theater
18.-20.1./15.-17.2., 20 Uhr | www.fwt-koeln.de
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