Der Gebundene, die Renitente, es klingt nach einer Versammlung von Botho Strauß-Freaks, die sich auf dem Schiff „La Bora“ zusammengetan hat – nicht zu verwechseln mit dem ZDF-Traumschiff „Labora“. Zum Träumen hat auf der „La Bora“ niemand Zeit, man liegt auf dem Trockenen und wartet aufs Auslaufen. Die Metaphorik kommt gleich knüppeldick in der Produktion „Trockendock“, stehen doch vierzehn beschäftigungslose Schauspieler, Musiker und Tänzer auf der Bühne, die dringend Arbeit (lat. labora) suchen.
Die Produktion ist ein Experiment, das die Initiatoren Gregor Leschig, Hans-Georg Lützenkirchen, Ulrich Penquitt und Leonore Franckenstein seit 2007 unter dem Titel „Bin ich Arbeit?“ entwickeln. Es verbindet die Frage nach der eigenen Verortung gegenüber dem Arbeitsmarkt mit der Weiterqualifizierung und Bewerbung von arbeitslosen Künstlern im Rahmen einer künstlerischen Produktion. Dafür hat man immerhin die ARGE Köln oder ver.di als Unterstützer gewonnen.
Durchs „Trockendock“ streift ein Kamerateam auf der Suche nach illustren Gästen dieser „Ewigen (Schiffs)Party“, bei der regelmäßig jemand über Bord geht. Es wird über die soziale Stellung der Partygäste gelästert. Ein blinder Passagier versteckt sich im bordeigenen Schweinestall und fordert „Auch ich bin ein Mensch und will leben inmitten eurer Menschlichkeit“. Das Nummerngirl hat angeblich eine Karriere über die Besetzungscouch gemacht. Der Reeder besingt den „Herrlichen Baikal“. Die Szenen werden wie in einer Revue aneinandergereiht. Einen Plot oder einen Zusammenhang sucht man vergeblich. Viele Texte tragen Bekenntnischarakter mit apokalyptischem Zungenschlag und wurden offenbar mit den Darstellern entwickelt. Es fällt schwer, den Abend unter künstlerischen Gesichtspunkten zu beurteilen. Vieles erinnert an ein Vorsprechen im Theater, anderes lässt an DSDS denken. Die Qualität schwankt zwischen gut und dilettantisch. Manchem Darsteller möchte man schlicht zur Umschulung raten. Unklar bleibt, an wen sich der Abend eigentlich richtet. Ist er als Bewerbung gemeint, sollten Kunstproduzenten im Publikum sitzen. Als gemeiner Zuschauer dagegen kommt man sich gelegentlich wie ein Voyeur vor.
„Trockendock“ I R: Gregor Leschig, Hansi Böhmer, STAIN I Alte Feuerwache | z. Zt. keine weiteren Vorstellungen geplant I www.bin-ich-arbeit.de
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