Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Berenice Abbott, Fifth Avenue, Nr. 4,6,8,20. März 1936, s/w-Fotografie.
© Getty Images / Berenice Abbott, courtesy International Center of Photography, Gift of Daniel, Richard and Jonathan Logan, 1984

Licht und Schatten in New York

29. Juli 2020

Berenice Abbott in der Photographischen Sammlung in Köln – Kunst in NRW 08/20

Die Fotografien von Berenice Abbott sind phänomenal. Jetzt ist eine umfassende Retrospektive der berühmten Fotografin (1898-1991) in NRW zu sehen. Neben ihrem Interesse für städtebauliche Strukturen, Fortschritt und Wissenschaft kommt zum Ausdruck, wie einfühlsam sie den Menschen wahrnimmt und wie sie am Rad der Avantgarde mitdreht. Schon früh lernt sie Man Ray und Duchamp in New York kennen. 1921 zieht sie nach Paris, wo sie sich mit ihren Porträts etabliert und etwa Djuna Barnes, Jean Cocteau und Eugène Atget fotografiert. Sie sichtet Atgets Fotoarchiv und erwirbt es: Atget wird nun in die Ausstellung im Kölner Medienpark als Protagonist der künstlerischen Fotografie im frühen 20. Jahrhundert einbezogen.

Im Zentrum der Ausstellung aber steht Abbotts umfangreiche Serie „Changing New York“, an der sie nach ihrer Rückkehr 1929 bis 1939 arbeitete. Abbott dokumentiert, interpretiert und arbeitet den Fortschritt und die Wandlung von New York zur modernen Metropole heraus. Sie fotografiert die neuen Wolkenkratzer und die pfeilschnell durch die Stadtlandschaft schneidenden Autobahnen aus atemberaubenden Perspektiven. Die Passanten werden zur anonymen Masse. Aber es gibt auch Aufnahmen, die sich der armen Bevölkerung zuwenden und deren Lebensverhältnisse hinterfragen. Faszinierend ist eine Fotografie, die die aufgespannte Wäsche zu Füßen eines Wolkenkratzers mit seinen gleichförmigen Rastern zeigt. Ausgestellt sind noch die Wissenschaftsaufnahmen, die Berenice Abbott seit den 1930er Jahren teils als Auftrag anfertigte. Hier arbeitet sie weiter mit Detailstrukturen, mit der Isolierung und Repetition einzelner Formen: Die Erfahrungen der Stahlkonstruktionen und der pittoresken Details der Großstadt fließen ebenso ein, wie umgekehrt Abbott hier ihr Bewusstsein für das Potential von Licht und Schatten schärft. In Corona-Zeiten tut der sachlich vorgetragene, aber doch leidenschaftliche Blick einer Berenice Abbott gut, der die Veränderung des Lebens sensibel registriert.

Berenice Abbott – Portraits of Modernity | bis 6.9. | Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln | 0221 88 89 53 00

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Funktion und Kultur
Die „Ladentische“ von Anja Schlamann in der Michael Horbach Stiftung

Lebende Pflanzen in Schwarz-Weiß
Karl Blossfeldt in der Photographischen Sammlung im Mediapark

Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24

Ohne Filter
„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24

Ereignisreiche Orte
Simone Nieweg in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung im Mediapark – kunst & gut 11/23

Sehen in Lichtgeschwindigkeit
Horst H. Baumann im Museum für Angewandte Kunst – kunst & gut 10/23

Lichterfüllte, funktionale Orte
Lucinda Devlin mit einer Werkschau in der Photographischen Sammlung – kunst & gut 04/23

Formen und Strukturen
Drei Alfred Ehrhardt-Programme im Filmhaus – Film 04/23

Ein Star unter den Fotografierten
Max Ernst auf Fotografien in seinem Museum in Brühl – kunst & gut 03/23

Orte in der geformten Landschaft
Sammlungspräsentation Teil 2 der SK Stiftung Kultur – kunst & gut 10/22

Tradition und ihre Gegenwart vor einigen Jahrzehnten
Raghubir Singh im Fotoraum des Museum Ludwig – kunst & gut 09/22

Sammlung ordnen
Porträt, Landschaft und Botanik in der Photographischen Sammlung – kunst & gut 06/22

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!