Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
11 12 13 14 15 16 17
18 19 20 21 22 23 24

12.582 Beiträge zu
3.809 Filmen im Forum

Ereignisreiche Orte

13. November 2023

Simone Nieweg in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung im Mediapark – kunst & gut 11/23

Für die, die das fotografische Werk von Simone Nieweg kennen und ihre Ausstellungen im Museum Bottrop oder der Galerie m in Bochum gesehen haben: Die Düsseldorfer Fotokünstlerin bleibt ihrem Ansatz und ihren Sujets bis heute eindrucksvoll treu. Die Ausstellung im Mediapark ist als Übersicht seit den 1990er Jahren angelegt, die ihren Blick auf die Natur und deren Gebrauch durch den Menschen fokussiert. IhreFotografien zeigen Nutzflächen an der Peripherie, Schrebergärten, Wirsing- und Kohlbeete und Sonnenblumenfelder ganz ohne Menschen, aber der formende Eingriff in die Landschaft wird deutlich.

Die 1962 in Bielefeld geborene, in Düsseldorf ansässige Künstlerin gehört zu den bedeutenden Vertretern der zweiten, angenehm unspektakulären Generation der sog. „Düsseldorfer Fotoschule“, die aus der Akademieklasse von Bernd (und Hilla) Becher hervorging, gemeinsam mit Bernhard Fuchs, Boris Becker oder Laurenz Berges.Die Frage nach den Bezügen zum Lehrer stellt sich bei ihnen kaum. Simone Nieweg hat früh zur Landschaft als Motiv und Ort der Schilderung gefunden und daraus ergeben sich die Verfahren der Annäherung. Zu ihrer Arbeit gehören das aufwändige Suchen der landschaftlichen Strukturen, das Erkennen des Besonderen und Finden des Standortes, von dem ausgehend der Blick über die Erde schweift und den Horizont nach oben rückt. Alles gehört zumBild, die Farbigkeit in ihrer Helligkeit und Verschattung, das Einwirken der Witterung, die Weite der Landschaft und der Himmel darüber. Und im Gespräch berichtet sie vom stundenlangen Warten, bis die Witterung passte und das Licht so war, dass sie fotografieren konnte, und wie sie die Texturen der natürlichen Oberflächen mit ihren Aufwerfungen und in ihrem Kontinuum minutiös austariert hat.

Und dann spürt man, wie exakt hier komponiert ist: Wie sie Furchen und Reihungen aufgreift und diese noch betont. Wie sich geometrische Formen abzeichnen, welche die Felder in ihrer Dichte eingrenzen, ohne nun die Darstellung zu dominieren. Oder: Wie differenziert ein Schuppen in seiner Materialität und Farbigkeit ist und mit seinen dünnen gewellten Platten fragil wie ein Kartenhaus steht und sich Geschichte darin abzeichnet. Plötzlich tritt das plastische Empfinden in den Vordergrund. Bei einer anderen Fotografie stellt sich das Gespür für Malerei ein: Ein solches Bild ist wie gegenstandsfreie Farbfeldmalerei aufgebaut und kippt im Begreifen augenblicklich aus dem räumlichen Sog zurück in die Fläche.

Mit einem Mal werden die stillen und introvertierten Ansichten beredt und teilen wesentliches mit über unseren Zugriff auf Natur, über Ackerbau und Pflanzungen, Ernte und die Hobbygärtnerei als Phänomene, die Hinweise auf unsere Gesellschaft liefern. Natürlich, auch das schwingt hier mit: das Hehre der Landschaft und das Ausgeliefert-Sein des Menschen, vor dem sich die Erde und die Pflanzungen ausbreiten; die Vielschichtigkeit und der unverzichtbare Reichtum der Vegetation, auch als Plädoyer, mit ihr achtsam umzugehen. Und dann stellt man fest, wie viel die Natur zu bieten hat und wie viel davon diese fotografischen Bilder, in der Übersetzung in Kunst, mitteilen.

Simone Nieweg – Pflanzungen, Schuppen, Ackerland | bis 21.1. | Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur | 0221 88 89 53 00

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Gladiator II

Lesen Sie dazu auch:

Funktion und Kultur
Die „Ladentische“ von Anja Schlamann in der Michael Horbach Stiftung

Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24

Lebende Pflanzen in Schwarz-Weiß
Karl Blossfeldt in der Photographischen Sammlung im Mediapark

Tanz in Köln
Die 1960er Jahre im Tanzmuseum

Alle sind älter
Porträts über das Alter in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 06/24

Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24

Ohne Filter
„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24

Sehen in Lichtgeschwindigkeit
Horst H. Baumann im Museum für Angewandte Kunst – kunst & gut 10/23

Lichterfüllte, funktionale Orte
Lucinda Devlin mit einer Werkschau in der Photographischen Sammlung – kunst & gut 04/23

Formen und Strukturen
Drei Alfred Ehrhardt-Programme im Filmhaus – Film 04/23

Ein Star unter den Fotografierten
Max Ernst auf Fotografien in seinem Museum in Brühl – kunst & gut 03/23

Orte in der geformten Landschaft
Sammlungspräsentation Teil 2 der SK Stiftung Kultur – kunst & gut 10/22

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!