Für die, die das fotografische Werk von Simone Nieweg kennen und ihre Ausstellungen im Museum Bottrop oder der Galerie m in Bochum gesehen haben: Die Düsseldorfer Fotokünstlerin bleibt ihrem Ansatz und ihren Sujets bis heute eindrucksvoll treu. Die Ausstellung im Mediapark ist als Übersicht seit den 1990er Jahren angelegt, die ihren Blick auf die Natur und deren Gebrauch durch den Menschen fokussiert. IhreFotografien zeigen Nutzflächen an der Peripherie, Schrebergärten, Wirsing- und Kohlbeete und Sonnenblumenfelder ganz ohne Menschen, aber der formende Eingriff in die Landschaft wird deutlich.
Die 1962 in Bielefeld geborene, in Düsseldorf ansässige Künstlerin gehört zu den bedeutenden Vertretern der zweiten, angenehm unspektakulären Generation der sog. „Düsseldorfer Fotoschule“, die aus der Akademieklasse von Bernd (und Hilla) Becher hervorging, gemeinsam mit Bernhard Fuchs, Boris Becker oder Laurenz Berges.Die Frage nach den Bezügen zum Lehrer stellt sich bei ihnen kaum. Simone Nieweg hat früh zur Landschaft als Motiv und Ort der Schilderung gefunden und daraus ergeben sich die Verfahren der Annäherung. Zu ihrer Arbeit gehören das aufwändige Suchen der landschaftlichen Strukturen, das Erkennen des Besonderen und Finden des Standortes, von dem ausgehend der Blick über die Erde schweift und den Horizont nach oben rückt. Alles gehört zumBild, die Farbigkeit in ihrer Helligkeit und Verschattung, das Einwirken der Witterung, die Weite der Landschaft und der Himmel darüber. Und im Gespräch berichtet sie vom stundenlangen Warten, bis die Witterung passte und das Licht so war, dass sie fotografieren konnte, und wie sie die Texturen der natürlichen Oberflächen mit ihren Aufwerfungen und in ihrem Kontinuum minutiös austariert hat.
Und dann spürt man, wie exakt hier komponiert ist: Wie sie Furchen und Reihungen aufgreift und diese noch betont. Wie sich geometrische Formen abzeichnen, welche die Felder in ihrer Dichte eingrenzen, ohne nun die Darstellung zu dominieren. Oder: Wie differenziert ein Schuppen in seiner Materialität und Farbigkeit ist und mit seinen dünnen gewellten Platten fragil wie ein Kartenhaus steht und sich Geschichte darin abzeichnet. Plötzlich tritt das plastische Empfinden in den Vordergrund. Bei einer anderen Fotografie stellt sich das Gespür für Malerei ein: Ein solches Bild ist wie gegenstandsfreie Farbfeldmalerei aufgebaut und kippt im Begreifen augenblicklich aus dem räumlichen Sog zurück in die Fläche.
Mit einem Mal werden die stillen und introvertierten Ansichten beredt und teilen wesentliches mit über unseren Zugriff auf Natur, über Ackerbau und Pflanzungen, Ernte und die Hobbygärtnerei als Phänomene, die Hinweise auf unsere Gesellschaft liefern. Natürlich, auch das schwingt hier mit: das Hehre der Landschaft und das Ausgeliefert-Sein des Menschen, vor dem sich die Erde und die Pflanzungen ausbreiten; die Vielschichtigkeit und der unverzichtbare Reichtum der Vegetation, auch als Plädoyer, mit ihr achtsam umzugehen. Und dann stellt man fest, wie viel die Natur zu bieten hat und wie viel davon diese fotografischen Bilder, in der Übersetzung in Kunst, mitteilen.
Simone Nieweg – Pflanzungen, Schuppen, Ackerland | bis 21.1. | Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur | 0221 88 89 53 00
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