Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
11 12 13 14 15 16 17
18 19 20 21 22 23 24

12.582 Beiträge zu
3.809 Filmen im Forum

Sein Tiny House in Rodenkirchen ist für den ehemaligen Obdachlosen Gheorge zum Lebensmittelpunkt geworden
Repro: Thomas Dahl

Ohne Filter

08. Januar 2024

„Draussensicht“ in der Oase – Kunstwandel 01/24

Köln ist tolerant, weltoffen, geschichtsträchtig und an jedem Wochenende eine große Party. Köln ist aber von Vorurteilen gegenüber anderen geprägt, schwer belehrbar und von sich selbst berauscht. Realitäten prallen hier – wie in anderen Metropolen – vehement aufeinander. Subjektive Sichten auf Köln offenbart die aktuelle Ausstellung am Sitz des Oase e.V. auf der Alfred-Schütte-Allee. Im Offenen Treff der Beratungsstelle für Menschen, die von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit betroffen sind, halten vier Amateurfotograf:innen auf mehr als 30 Bildern ihre Wahrnehmung der Stadt fest.

Ausgestattet mit Einmalkameras, die von der Dr. Peter Deubner-Stiftung finanziert und durch Streetworker:innen des Vereins an die Interessent:innen verteilt wurden, hielten Gheorge, Doro, Reiner und der vor einigen Monaten verstorbene Lothar ihre Umgebung im Sommer 2023 ohne Filter fest. Auch hier offenbart sich zumindest das doppelte Gesicht der Stadt: Malerische Sonnenaufgänge über schlafenden Dächern und leerstehende Holz-Verschläge, die zumindest ein wenig Schutz vor Kälte oder Hitze bieten sollen, liegen in den Darstellungen nah beieinander. Ein bislang nicht nutzbarer (weil stromloser) Kühlschrank wird dabei zum ganzen Stolz eines Tiny House-Bewohners, denn das Objekt vermittelt einen Anflug von Wohlstand und erscheint zumindest als verschließbares Regal nutzbar. Aber auch Unverständnis spiegelt sich in den Bildnissen: So ist etwa ein Kiosk zu sehen, dessen Besitzer das mühsam gesammelte Leergut des Fotografen nicht annehmen wollte. Blanke Hausfassaden reflektieren dagegen die schützenden Wände von Wohnungen, ohne die rund 6000 obdachlose Menschen alleine in der Domstadt täglich auskommen müssen. Kuratorin Anemone Träger hebt zu Recht die Authentizität der Aufnahmen hervor. Nichts sei gestellt. Der Augenblick steht bei „Draussensicht“ im Fokus und berichtet in kurzen, unverblümten Sätzen vom Leben am Rande der Gesellschaft. Eine sehenswerte und nachdenklich stimmende Dokumentation.

Draussensicht | bis 29.1. | Offener Treff, Oase Benedikt Labre e.V. | 0221 989 35 30

Thomas Dahl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Gladiator II

Lesen Sie dazu auch:

Funktion und Kultur
Die „Ladentische“ von Anja Schlamann in der Michael Horbach Stiftung

Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24

Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24

Lebende Pflanzen in Schwarz-Weiß
Karl Blossfeldt in der Photographischen Sammlung im Mediapark

Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24

Unser Körper in Schichten
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln

Tage des Schlafwandelns
„Übergänge des Willens“ im KunstRaum St. Theodor – Kunstwandel 07/24

Das Gewicht der Gedanken
„scheinbar schwerelos“ im Zündorfer Wehrturm – Kunst 06/24

Suche nach Menschlichkeit
Burkhard Mönnich in der Galerie Martinetz – Kunst 05/24

Steigen, Verweilen, Niedersinken
Nadine Schemmann mit zwei Ausstellungen in Köln – Kunstwandel 05/24

Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24

Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!