Nachdem selbst ein aufwendiges Gutachten die Schuld- und Versäumnisfrage bei der Sanierung der Kölner Bühnen nicht klären konnte, scheint die Situation rund um die Bühnensanierung am Offenbachplatz festgefahrener denn je. Ein konkreter Eröffnungstermin steht so weit in den Sternen, dass der Kölner Schauspielintendant Stefan Bachmann – der gerade mit einer Verlängerung seines Vertrages um weitere fünf Jahre liebäugelt – nicht davon ausgeht, dass er das renovierte Schauspielhaus selbst noch eröffnen wird. Er wird also als „Interimsintendant“ in die Geschichtsbücher der Kölner Bühnen eingehen.
Vor diesem Hintergrund hört man natürlich ganz genau hin, wenn der Rat der Stadt Bonn sich anschickt, nun seinerseits eine aufwendige Sanierung von Opernhaus und Kammerspielen in Bad Godesberg für geschätzte 95 Millionen Euro zu beschließen. Nicht enthalten sind in dieser Schätzung Kosten für Interimsspielstätten, zu erwartende Baukostensteigerungen sowie Ausgaben für zusätzliches Personal im städtischen Gebäudemanagement.
Spätestens seit dem Kölner Debakel weiß man ja, wie wenig belastbar solche Kostenschätzungen gegenüber der späteren Realität sind. Anders als in Köln ließen sich die Bonner von Vorneherein vom Fachbüro thea.pro beraten. Die nun vorgelegte Beschlussvorlage für den Bonner Stadtrat weicht allerdings in zwei entscheidenden Punkten von den Vorschlägen der Fachplaner ab: Diese wollten Schauspiel und Oper bei laufendem Betrieb jeweils in den Spielzeitpausen über zehn Jahre hinweg in Stand setzen. Die Stadt dagegen will prüfen, ob es günstiger ist, die Gebäude vorübergehend zu schließen und die Arbeiten in einem Rutsch zu erledigen. Man erhofft sich davon Einsparungen von ca. 7 Millionen Euro. Beide Alternativen sollen in einer 2,2 Millionen teuren Vorplanung, welche sich auch mögliche Interimsspielstätten genau anschauen soll, untersucht werden. Mit Blick auf die Kölner Verhältnisse erscheint dies als äußerst sinnvolle Investition.
Zweiter Unterschied zur Vorplanung: Die Stadt klammert die Halle Beuel aus dem Gesamtkonzept zunächst aus. Die Planer von thea.pro hatten vorgeschlagen, den Beueler Standort während der zehnjährigen Opernsanierung als Ausweichquartier für Werkstätten, Lager- und Proberäume für rund 13 Millionen zu ertüchtigen. Dies stieß allerdings bei Stadtbezirkspolitikern auf harte Ablehnung, da sich diese rund ums Kabarett-Theater Pantheon ein Kulturquartier mit weiteren Angeboten der freien Szene wünschen. Daher schlägt die Stadt jetzt vor, die Instandsetzung der Halle Beuel gesondert zu planen.
Obwohl die Bonner ihre Sanierung seriöser anzugehen scheinen als die Kölner vor fast 10 Jahren, bleibt dennoch ein mulmiges Gefühl, hat sich in Köln doch gerade recht deutlich herausgestellt, dass die großen Kulturbauten der 60iger Jahre nur sehr schwer an die Anforderungen eines Theaterbetriebes im Jahre 2017 anzupassen sind – sowohl bezüglich der Anforderungen, die sich aus der aktuellen Theaterästhetik ergeben, als auch in Bezug auf Brandschutz- und Sicherheitsauflagen. Die Erkenntnis aus Köln: Ein Neubau wäre der wahrscheinlich richtigere Weg gewesen. Hinterher ist man halt immer schlauer...
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