Stein, Zinkplatte, eine Wasserpumpe. Das sind die Materialien aus denen der polnische Künstler Mirosław Bałka (*1958 in Warschau) einst seine Plastik „Ein Junge und ein Adler“ (1988) konstruierte. „Konstruiert“ ist eigentlich trotz Wasserpumpe nicht das richtige Verb, denn er beschränkt sich auf minimale Gesten und reduzierte Setzungen, und das brachte die Arbeit schnell ins Moma Warschau. Das Museum Morsbroich zeigt jetzt „Die Spuren“ und das ist die dritte Ausstellung einer großen, als Trilogie angelegten Werkschau, die in Polen mit „Nerve.Construction“ 2015 im Museum of Art in Lodz begann und in diesem Jahr in Mailand mit „CROSSOVER/S“ im Hangar Bicocca fortgeführt wurde. In Leverkusen konzentriert man sich ausschließlich auf die konzeptuellen, abstrakten Werke, die er erstmals 1989 in der Gruppenausstellung Dialog im Museum Kunstpalast in Düsseldorf präsentierte. Sie bilden bis heute einen wesentlichen Aspekt seines künstlerischen Schaffens, das sich kontinuierlich mit den universellen Themen der menschlichen Existenz auseinandersetzt. Für „Die Spuren“ hat der Künstler Skulpturen und Sound- und ortspezifische Arbeiten zueinander in Beziehung gesetzt, deren Schlichtheit sehr persönliche Hinweise tragen. Der Körper, der in frühen Arbeiten immer als eine Form des Abbilds vorhanden war, ist seit den 1990er Jahren mehr durch Abwesenheit präsent. Material wie Asche, Haare oder Salz suggerieren eher einen Körper, ohne ihn als Objekt zu zeigen.
Mit 18 Installationen und Videoarbeiten füllte Bałka in Mailand noch im Juli eine weitläufige Industriehalle, in Leverkusen bleibt viel Raum im Raum leer. Aber nur auf den ersten Blick: Hat der Betrachter sich erst einmal auf die Magie des Nichts, auch des Todes eingelassen, entwickeln seine Arbeiten eine ungeheure Aura, die sich auch aus scheinbar harmlos wie hingeworfen wirkenden Kleinigkeiten entwickelt, aber auch aus Skulpturen wie „Bon Fire“ (2013, Holz, zehn blinkende elektrische Glühbirnen), die wohl momentan sogar im Kunstmarkt zu haben ist.
Mirosław Bałka. Die Spuren | bis 7.1.18 | Museum Morsbroich, Leverkusen | 0214 85 55 60
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Der Körper des Menschen
Tatiana Heuman im Museum Morsbroich in Leverkusen
Vom Himmel
Jef Verheyen und Johanna von Monkiewitsch in Leverkusen
Vor 1965
Marcel van Eeden im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 08/24
Dialog auf Gegenseitigkeit
„yours truly,“ im Museum Schloss Morsbroich – Kunst in NRW 07/23
Öffentliche Orte
Mischa Kuball in Leverkusen und Marl – Kunst in NRW 01/22
Fremde Räume
Simon Schuberts „Schattenreich“ in Leverkusen – Kunst in NRW 02/20
Freude am Einrichten
„Interieur als Porträt“ in Leverkusen – Kunst in NRW 03/16
Raum auf der Fläche
Gert & Uwe Tobias im Museum Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 08/15
In allen Satteln zu Hause
Hans Salentin in Mülheim und Leverkusen – Kunst in NRW 08/13
Zweifel am Konsum
Ausstellungen in Leverkusen und Düsseldorf-Eller - Kunst in NRW 04/12
Subjektiv und objektivierend
Ausstellungen in Essen und Leverkusen – Kunst in NRW 02/12
Skulptur der Gegenwart
Ausstellungen in Leverkusen, Remagen und Herford - Kunst in NRW 08/11
„Was ist ,analoger‘ als der menschliche Körper?“
Kuratorin Elke Kania über „Zeit-Bilder.“ im Aachener Kunsthaus NRW Kornelimünster – Interview 01/25
Mehr als Bilder an der Wand
„Museum der Museen“ im Wallraf-Richartz-Museum – kunst & gut 12/24
Vorgarten der Unendlichkeit
Drei Ausstellungen zwischen Mensch und All – Galerie 12/24
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Fragil gewebte Erinnerungen
„We are not carpets“ im RJM – Kunst 10/24
Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24
Ein Himmel voller Bäume
Kathleen Jacobs in der Galerie Karsten Greve – Kunst 09/24
Leben/Macht/Angst
„Not Afraid of Art“ in der ADKDW – Kunst 09/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Die Freiheit ist feminin
„Antifeminismus“ im NS-Dokumentationszentrum – Kunstwandel 09/24
Atem unserer Lungen
„Body Manoeuvres“ im Skulpturenpark – kunst & gut 09/24