Von außen mag die Orangerie des Volksgartens wie ein Theater im Dornröschenschlaf anmuten. Klopft man jedoch an die Türe zum Verwaltungsbüro, öffnet ein Herr im weißen Hemd mit hellblauer Krawatte. Marko Berger ist der neue Geschäftsführer der Orangerie. Seine Kleiderwahl sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er für einen Spaß jederzeit zu haben ist. Erzählt er doch gerne, dass ein paar Tage zuvor noch Lars von Trier an der gleichen Tür klopfte, um eine Dreherlaubnis für sein neues Filmprojekt zu erfragen. Daraus wurde nichts und Marko Berger erfuhr, dass es in der neuen Produktion des Dänen hoch hergehen soll. „Aber was kann hier schon passieren, wenn Lars von Trier das Dach in die Luft sprengen würde, könnten wir uns ja eigentlich bedanken“, erklärt der 50-Jährige lachend.
Berger bezeichnet sich selbst als einen „kölschen Jung“, hat er doch 2001 in der Nachfolge der Machtwächter in der Gertrudenstraße den „Klüngelpütz“ gegründet. 2005 ist er von der Kabarettbühne gestiegen und arbeitete seither als Coach für den Schauspielnachwuchs. Marko Berger kennt sich mit den Realitäten und Zahlenspielen des Freien Theaterbetriebs aus, und deshalb geht er die Arbeit in der Orangerie auch recht schneidig an. 13 Residenzgruppen teilten sich bisher die Orangerie, deren Profil sich eher aus ihrem romantischen Ambiente als aus ihrem künstlerischen Angebot herleitete. „Wir müssen der Orangerie aber eine innere Strahlkraft verleihen, und das mit Produktionen, die den spezifischen Charakter dieses Ortes berücksichtigen“, sagt Marko Berger und bekennt unumwunden, dass er aus der Orangerie ein „Label“ machen will. Dazu wünscht er sich weit mehr Zusammenarbeit mit den Gruppen im Haus als bisher üblich war. Wo in der Vergangenheit nur ein Aufführungsort existierte, soll in Zukunft ein unverwechselbares Theater entstehen. Das klingt ehrgeizig aber eben auch vital. Zwar betont Berger, dass man noch in einer Findungsphase sei, dennoch scheint er inzwischen einen Draht zu jener heterogenen Künstlerschar zu finden, die das altersschwache Gewächshaus zu ihrer Heimat erkoren hat. Nicht alleine das Dach ist in einem desolaten Zustand. Der Trägerverein des Hauses entwickelte ein vorbildliches Konzept zur Sanierung, das Land stellte großzügige Unterstützung in Aussicht, aber Kölns Ratspolitiker vermochten sich nicht zur großen Lösung durchzuringen. Marko Berger will den künstlerischen Bereich zumindest bis über 2014 hinaus sichern. Der Freien Szene wächst hier möglicherweise eine neue Kraft zu, die vielleicht auch die Stadt Köln davon überzeugen kann, diesen Ort nicht bloß als Provisorium am Leben zu erhalten.
www.orangerie-theater.de
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