„Wer glaubt, dass es viereckige Seifenblasen gibt?“, fragt Stephan Masur, Seifenblasen-Künstler und Leiter von „Cirque de Tuque“. Die Reaktion im Publikum ist verhalten, bis auf zwei einsame Hände keine Reaktion. „Dann werden wir doch mal sehen, was sich da machen lässt“ erwidert Masur verschmitzt und präsentiert dem verdutzten Publikum eine viereckige Seifenblase. Daran glauben, das ist Masur besonders wichtig an diesem Abend im Senftöpfchen-Theater in der Kölner Innenstadt. Und hier sind tatsächlich viele Dinge möglich, die eigentlich unmöglich erscheinen.
Bereits zum 16. Mal haben sich unter Masurs Organisation junge Artisten aus verschiedenen Zirkusschulen und erfahrene Künstler aus der ganzen Welt in Köln versammelt, um ihr Können zum Besten zu geben. Dass es sich hier um eine ganz besondere Show handelt, wird gleich zu Beginn klar. Da ist beispielsweise Kimmo Hietanen aus Finnland, der sich auch als Katie pudelwohl fühlt. Das macht er dem Publikum auch gleich auf charmante Weise deutlich: Anstelle des Schuljungen-Outfits, in dem er die Bühne betritt, wirft er lieber ein Kleid über und funktioniert seine Fliege zum Schleifchen-Haarschmuck um. Wie er es schafft, in diesem Outfit auf dem Schlappseil zu balancieren oder kunstvoll Seil zu springen, bleibt ein Rätsel.
Auch Francois Bouvier aus Kanada erntet Jubel von allen Seiten, als er mit seinen unglaublich hochhackigen High Heels über ein Drahtseil balanciert. Es passieren wirklich so einige Dinge die man nicht glauben kann: Da gibt es noch Kalle Pikkuharju, ebenfalls aus Finnland, der keinen einzigen Knochen in seinem Körper zu haben scheint. Zumindest verbiegt er sich während seiner Kontorsionsshow in solch absonderliche Positionen, dass man fast Angst bekommen könnte, er fände nicht mehr in die Ursprungsposition zurück. Zur Beruhigung des Publikums tut er das aber schließlich doch und wird mit tosendem Applaus belohnt
Aber nicht nur für Akrobatikfans gibt es viel zu staunen, auch Freunde der Magie kommen auf ihre Kosten. Der junge Taiwanese Mike Chao begeistert mit einer Nummer, die ein grünes Kartenspiel und ein paar grüne Bälle beinhaltet. Hört sich nach nicht viel an? Ist es aber alle mal! Mit gekonnter Präzision schafft er eine perfekte Illusion nach der anderen. Aus dem Publikum vernimmt man verwirrtes Flüstern aus allen Richtungen: „Was, wie geht das denn? Das habe ich jetzt aber gar nicht verstanden. Wie kann das sein?“
Eine Erklärung gibt es nicht, dafür bleibt das Programm – typisch für das Varieté – durchgehend bunt und unterhaltend. Ab und an begleitet Katie eine Nummer auf dem Klavier oder es gibt eine kleine Tanzeinlage der Artisten. Aber gleich darauf geht es weiter mit verschiedenen Einzeldarbietungen wie Tuchakrobatik, Einlagen am Trapez oder mit Hula-Hoop-Reifen.
Stephan Masur führt – nebst Jonglage und Seifenblasen-Nummern – als Moderator gekonnt durch den Abend. Er möchte das Publikum in eine Welt der Träume und Wünsche entführen, was ihm durch die meisterhafte Auswahl der Artisten allemal gelingt. Gewidmet wird das Programm Alexandra Kassen, der verstorbenen Prinzipalin des Senftöpfchen-Theaters, die das Varietéspektakel über 13 Jahre hinweg unterstützt hat.
„Cirque de Tuque – in between“ | bis 12.8. | Senftöpfchen | 0221 258 10 58
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