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Sunga Weineck im Stück „Über Lang oder Kurz“
Foto: Meyer Originals

Einfache Geschichte, geniales Theater

28. September 2011

Die Comedia zeigt „Über Lang oder Kurz“ – Theater am Rhein 09/11

Das beste Theater ist eines, das uns zeigt, wie komplex und wie einfach zugleich die Dinge dieser Welt sind. So kann das Theater für Kinder von einer Genialität sein, die Erwachsene ebenso wie Kinder gefangen nimmt, obwohl beide vielleicht etwas ganz anderes erleben. „Über Lang oder Kurz“ ist so ein Stück, geschrieben von Ingeborg von Zadow, das von einfachen Dingen erzählt. Drei Figuren – eine zu klein, eine zu lang und eine zu dick – erfahren schmerzhaft ihre Ausgrenzung. Dafür hassen sie sich und die anderen, aber mit dem Austausch der eigenen Kränkungen lernen sie auch, sich zu akzeptieren und der Welt da draußen zu begegnen.

So schlicht ist die Geschichte, jedes Kind versteht sie. Gespielt wird sie in der Comedia von drei Schauspielern (Eva Horstmann, Sunga Weineck und Charles Ripley), die einander perfekt ergänzen. Mit dem Bühnenbild präsentiert Flavia Schwedler ein Kunstwerk. Alles darauf ist rund. Im Runden liegt das Versprechen, dass alles wieder gut wird. So wird das Abstrakte heruntergebrochen auf die konkrete Realität von Gegenstand und Geschichte und offenbart dabei das Wesentliche: die Gefühle. So kunstvoll und so zupackend funktioniert die ganze Inszenierung von Rüdiger Pape.

Schon den Dialogen unterlegt Ingeborg von Zadow eine Beckett’sche Note, wenn von der Realität als dem „Da“ gesprochen wird, vor dem die Helden ins „Weck“ flüchten. Dort darf man sich etwas wünschen und anders sein, aber das „Weck“ ist eben keine Realität. Eva Horstmann und Sunga Weineck ertappt man immer wieder bei Gesten und Körperhaltungen, die aus dem „Endspiel“ oder dem „Warten auf Godot“ geborgt sein könnten, und Charles Ripley sitzt denn auch schon in der Tonne. Nur, dass die hier aus runden, weißen Zellkugeln besteht, über deren assoziatives Potential man lieber nicht nachdenkt. Das Stück und die Inszenierung sind voller psychologischer Bezüge und Metaphern, gesprochen wird aber klar und direkt. Wo derartig genau und hintergründig gearbeitet wird und man sich nicht in wolkigem Poetisieren verliert, entsteht eine Inszenierung mit Substanz. Solche Produktionen sieht man gerne mehr als einmal und von den 6-Jährigen bis zu den Teenagern kann jeder dem Geschehen folgen und etwas finden, das ihn angeht. Mit den knalligen Kostümen von Regina Rösing, den dezent unterlegten Klängen von Verena Guido und dem stilvoll in sich geschlossenen Bühnenbild erhält die intelligente Inszenierung ein Kleid, das unwiderstehliche Freude bereitet.

Über Lang oder Kurz | noch bis 29.11. | Comedia Theater, Vondelstraße 4-8, Köln | Regie: Rüdiger Pape | Karten: 0221 88 87 72 22 | www.comedia-koeln.de

Thomas Linden

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