Einen triumphalen Erfolg feierte die Kölner Oper jüngst im Staatenhaus mit der Uraufführung der Stockhausen-Oper „Sonntag" aus dem Opernzyklus „Licht" – mit insgesamt 29 Stunden Musik – an dem der Meister 26 Jahre gearbeitet hatte, bevor er 2007 verstarb. Toll, dass sich die Oper in Zusammenarbeit mit der MusikFabrik NRW und dem spanischen Regisseur Carlus Padrissa von der legendären katalanischen Performance-Gruppe La Fura Dels Baus an dieses Wahnsinnsunternehmen gewagt hat. Es zeigt sich wieder, welch fantastisches Potential in der Kunst- und Kulturstadt Köln steckt, wenn nicht klein gedacht, sondern großstädtisch vorgegangen wird. Großzügig ist auch die Aufführungssituation: Gleich zwei 5000m² große Hallen hat man im Kölner Staatenhaus auf dem Messegelände mit Bühnentechnik ausgestattet, um Stockhausen szenisch zu Gehör zu bringen. Die Besucher werden sowohl in den Liegestuhl, in die Runde der Instrumentalisten, als auch in eine normale Theatersituation mit Guckkastenbühne gebeten. Knapp vier Jahre nach seinem Tod erteilt Stockhausen seinen Nachfahren damit nochmals einen Nachhilfeunterricht, welche Elemente eine Oper der Zukunft ausmachen offene, wandelbare, große Räume, das Zusammenspiel von Sängern, Chorleuten, Instrumentalisten, Tänzern, Akrobaten, eine ausgefeilte Klangregie, eine multinationale Perspektive sowie pfiffige 3-D-Videoprojektionen. Der Abend betont einmal mehr das Genre-, Medien- und Kulturübergreifende. Und es zeigt sich eben, dass Neue Musik bzw. Neue Oper nicht nur ein Nischenbereich für spaßfeindliche Musikkenner sein muss. Am 1. Mai gibt es zum Abschluss eine Gesamtaufführung, vorher (26. - 28.04.) wurde die Aufführung aufgrund der üppigen länge von 6 Stunden immer auf zwei Abende verteilt angeboten.
Den Blick erweitern kann auch ein weiteres Großprojekt, welches für die Kölner Kulturszene ein Vitaminstoß erster Güte sein kann: Das Kulturamt Köln organisiert gerade die Bildung einer sechsköpfigen Findungskommission für die Akademie der Künste der Welt Köln. Diese soll die ersten maximal zwölf Mitglieder der Akademie vorschlagen. Noch bis 09. Mai wählt die Kölner Kulturszene via Internet ein Mitglied in die Findungskommission. Ziel der Akademie der Künste der Welt ist die Förderung von Projekten, die den interkulturellen Austausch mit Blick auf die europäische, vor allem aber die außereuropäischen Perspektive hin vorantreiben, um "einen Kulturbegriff zu etablieren, der nicht mehr national, sondern mehr und mehr kosmopolitisch geprägt ist, ohne deswegen die lokalen Traditionen, Eigenheiten und Entwicklungen zu vernachlässigen." Ein solches Projekt und die damit verbundenen internationalen künstlerischen Kooperationen kommen bislang auch in der Kölner Theaterszene – trotz erster vielversprechender Ansätze – noch viel zu kurz. Die Einbindung von Künstlern mit transnationalen Biografien in das lokale kulturelle Geschehen bietet für heimische Künstler und Stadtbewohner die Chance, den Blick über den Tellerrand der Stadt hinaus zu erweitern. Ein Superprojekt, dem an dieser Stelle nur alles Gute zu wünschen ist ...
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