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Foto: Irma Flesch

Faule Genossen

01. April 2011

SPD für Basisdemokratie - Theaterleben 04/11

"In der Repräsentativen Demokratie werden politische Sachentscheidungen im Gegensatz zur direkten Demokratie nicht durch das Volk selbst, sondern ausschließlich durch Volksvertreter getroffen." Und eben jenes Kölner Wahlvolk votierte vor nicht allzu langer Zeit für eine SPD geführte Stadtregierung in Koalition mit den GRÜNEN. Gerade an der Regierung kämpfen die Kölner Genossen nun für mehr Basisdemokratie. Was soll das bedeuten? Ist man kurz nach Amtsantritt schon Amtsmüde? Einfach faul? Will man sich selber Abschaffen oder äußert sich da einfach nur der tief empfundene Respekt gegenüber dem mündigen Bürger?

Jüngst hatte die Bürgerbewegung "Mut zu Kultur" gegen einen Schauspielhausneubau gezeigt, dass das Volk 40 Millionen Euro gegenüber den von der Politik – auch von der SPD – ursprünglich veranschlagten 293 Millionen Euro sparen kann. Da wollten die Kölner SPD-Politiker und ihr Sparfuchs – "Es darf keine Denkverbote geben" – Martin Börschel im Sinne ihrer Bürger noch draufsatteln: 50 Millionen ließen sich bei der Sanierung der Kölner Bühnen locker sparen! Kostendeckel bei 240 Millionen Euro hieß die Losung. Leider nur unter Verzicht der kleinen Schauspiel-Spielstätte, was die Gesamtsanierung dann als insgesamt sinnlos hätte erscheinen lassen und die Kölner Bühnen ins theatrale Niemandsland katapultiert hätte. Egal, der Bürgerwille ist den Genossen halt Befehl. Ganz im Sinne der sozialdemokratischen Demokratierevoluzzer dürfte da eine Umfrage der Verwaltung zum Freizeitverhalten der Kölner sein, auf Basis derer künftige Planungen erfolgen sollen (Mehrfachnennungen waren möglich): 89% des Basisvolkes gehen demnach liebend gerne Spazieren, 75% Shoppen, 69% frönen dem Restaurantbesuch, 50% treiben Freizeitsport, 48% sitzen frohgemut in der Kneipe, 32% betreiben Wellness inklusive Sauna und - oh Wunder - nur 26% gehen ins Theater und schließlich 25% in Oper und Philharmonie. D.h. die Kölner Gehwege werden dreimal, Kölner Saunen fast ein Drittel häufiger nachgefragt als die Kölner Theaterszene. Statistisch gesehen stehen 890.000 gutgelaunten Spaziergängern und Flaneuren also läppische 260.000 passionierte Theatergänger und 250.000 schöngeistige Opern- und Musikfreunde gegenüber. Was werden wir da wohl für HighTech-Gehwege bekommen, wenn die Kölner SPD dieses Zahlenwerk erst einmal in Händen hält.

Es ist äußerst unappetitlich wie die Kölner Genossen in jüngster Zeit versuchen, sich als Bürgerbeteiliger und Anwälte der sozial Schwachen zu generieren, um ihre Planlosigkeit und das Verharren in alten Denkstrukturen zu kaschieren. Bar jeder Vernunft werden Kultur, Bildung und Soziales rücksichtslos gegeneinander ausgespielt. Aber liebe Genossen, lasst Euch noch folgendes Zitat einer älteren Kölner Kultwirtin mit auf den Weg geben: "Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, ich habe mit Kultur nie viel am Hut gehabt, aber was die SPD in Köln mit der Kultur anstellt, macht die Stadt kaputt." Oder um den ehemaligen Gewerkschafter Franz Steinkühler zu zitieren: "Ich denke bei Statistik an den Jäger, der bei einem Hasen das erste Mal knapp links daneben schoss, und beim zweiten Mal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt gäbe es einen toten Hasen.

Jörg Fürst

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