Aus 200 eingereichten Produktionen der NRW-OFF-Theaterszene der letzten zwei Jahre hat die Künstlerische Leiterin des Festivals FAVORITEN 2010 – Aenne Quiñones – zwölf Produktionen ausgewählt, die im Rahmen des Dortmunder Festivals vom 28. Oktober bis zum 6. November gezeigt werden. Arbeiten über „urbane kulturelle Entwicklungen, die mittlerweile aktuelle Bühnenformate hervorgebracht haben, werden neben spartenübergreifende Theater- und Tanzprojekte“ gestellt, die gegenwärtige gesellschaftliche Fragen aufwerfen, um „die sich rasant verändernden Lebensbedingungen der modernen Stadt“ insgesamt zu thematisieren. Unter den ausgewählten Produktionen befinden sich vornehmlich „Evergreens“ wie das Hamburger-Berliner Performance-Kollektiv She She Pop, der mittlerweile an prominenten staatlichen Bühnen hoch gehandelte französische Regisseur und Choreograph Laurent Chétouane sowie das Berliner Regieduo Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen. Qualität kann man der Auswahl damit nicht absprechen, und die eingeladenen Produktionen sind in jedem Fall sehenswert. Zu bemängeln sind die mangelnde Originalität und der fehlende NRW-Bezug der Auswahl sowie das bewusste Ausblenden Kölner Theater- und Tanzproduktionen, die ca. 40% der gesamten NRW-Szene ausmachen. Mindestens die Hälfte der ausgewählten Ensembles werden von den einschlägigen Festivals wie IMPULSE oder den Spielarten München „durchgereicht“ und entstammen bevorzugt dem Produktionsnetzwerk aus FFT Düsseldorf, Hebbeltheater Berlin, Theaterhaus Gessnerallee Zürich und Kampnagel Hamburg. Das kann als Qualitätsmerkmal gewertet werden, ist aber langweilig, weil ästhetisch sehr begrenzt, und es handelt sich definitiv nicht um in NRW ansässige und arbeitende Künstler. Was will das Festival, welches als Leistungsschau der NRW-OFF-Theater- und Tanzszene gedacht war, nun also sein? Eine Abspielveranstaltung für Produktionen, die eh landauf landab zu sehen sind, oder eine billige Kopie des IMPULSE Festivals, welches ebenfalls alle zwei Jahre die „besten“ Produktionen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum in Köln, Düsseldorf, Mülheim und Bochum präsentiert? Hier geht eine wichtige, ja existentielle Präsentationsplattform für NRW-Künstler und Ensembles verloren, um Produktionen und Gruppen weiter zu pushen, die längst im „großen“ Theaterbetrieb angekommen sind. Und: Es stimmt einfach nicht, dass in Köln nicht eine Produktion zu finden ist, welche es mit den nun präsentierten Wettbewerbsbeiträgen aufnehmen könnte. Es stimmt hingegen, dass es Kölner Künstlern und Ensembles an Rückendeckung in der eigenen Stadt in Form von vernünftigen Produktionsbudgets und eines starken Theaterhauses mangelt, welches überregional als Koproduktionspartner fungiert und damit auch Kölner Ensembles in die engen Zirkel der Festival- und Theaterhaus-Kuratoren einschleust.
Einen ersten kleinen Versuch unternimmt die STUDIOBÜHNE KÖLN jetzt durch die Beteiligung am NRW-Auftrittsnetzwerk „WEST OFF“, das Gruppen aus Köln, Bonn und Düsseldorf Aufführungen in den jeweils anderen Städten ermöglicht. Eine erste, kleine – für die Perspektive von Kölner Ensembles lebenswichtige – Initiative ...
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