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Susanne Bons: „Freundinnen - Anita Aubsburg und Lila Gustava-Haiymann“ im Frauenmuseum
Foto: Emilie Jung

Vom Lesekreis zum Social Girlfriend

12. April 2018

„Freundinnen“ im Bonner Frauenmuseum – Kunst 04/18

Die Umstände und das Wesen der Freundschaft veränderten sich im Wandel der Zeiten: Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert kommunizierten Freunde meist nur über Briefe oder man traf sich im direkten Kontakt in Lesekreisen und in literarischen Salons. Früher schätzten sich Frauen schon glücklich eine einzige Freundin zu haben. Denn neben der Hausarbeit, der Familiengründung oder dem mühsamen Einstieg in die Arbeitswelt waren Freunde keine Selbstverständlichkeit.

Heutzutage wimmelt es von Freundinnen, die jederzeit und überall via YouTube oder anderen sozialen Medien behaupten, deine Probleme zu kennen und für Rat und Tat zur Seite stehen. Dann hat man auf einmal tausende von Freundinnen, die man aber nie zu Gesicht bekommt. Hat sich unsere Definition von Freundschaft in unserem schnelllebigen, digitalen Leben geändert oder blieb sie im Kern gleich?

Das Bonner Frauenmuseum widmet sich mit seiner aktuellen Ausstellung „Freundinnen. Vom romantischen Salon zu Netzwerken heute“ der Geschichte der Frauenfreundschaften, ihren Facetten, Motiven, den historischen und sozialen Umständen und letztlich der Frage: Was ist Freundschaft? Der Blick auf den Werdegang der Freundschaft zwischen Frauen ist einer, der im öffentlichen Diskurs zu kurz erscheint: Denn in der Forschung wurden historische Liebesbriefe und der Goethe-Schiller-Briefwechsel oft genug thematisiert.


Ulrike Filgers: „Ich freue mich über deinen Erfolg, Schätzchen“
Bild: © Ulrike Fingers / Frauenmuseum Bonn

Die Ausstellung anlässlich von 100 Jahren Frauenwahlrecht erzählt auf zwei Etagen mit Portraits, Gemälden, Installationen und Infotafeln von den Freundschaften bekannter und weniger bekannter Schriftstellerinnen: Gertrude Stein und Alice B. Toklas, Adele Schopenhauer und Caroline von Egloffstein sowie Bettina Brentano und Karoline von Günderrode sind nur einige Freundinnenpaare. Die Frauen schlossen sich letztlich nicht nur zusammen, um der Einsamkeit oder der Tristesse der Alltäglichkeit des Hausfrauendaseins zu entkommen, sondern auch um gegenseitig ihre Karrieren anzukurbeln. Dies geschah oft in der Gründung von literarischen Salons und Frauenvereinen, die meist Männer ausschlossen. Nicht zuletzt waren diese Initiativen bedeutende Schritte für die Anfänge der Frauenbewegung.

Dass die Frauen dem Patriarchat untergestellt waren, spiegelte sich in fast jedem Einzelschicksal wider. Wenn man nämlich erfährt, dass Robert Schumann so eifersüchtig auf das musikalische Talent seiner Frau, die Pianistin Clara Schumann, war, dass er sogar Krankheiten simulierte, damit sie sich ihm ganz hingab, atmet so manch ein Besucher mit der Erleichterung auf, in der Postmoderne geboren worden zu sein. Das (Frauen-)Herz geht aber wieder bei der Betrachtung der verschiedenen, imposanten Installationen von Susanne Bons oder Renate Hochscheid auf, die auch mit ihren knalligen Farbkonstellationen herausstechen.


Ulrike Fingers: „Freundinnen und andere Monster“, Bild: © Ulrike Fingers / Frauenmuseum Bonn

In der zweiten Etage wird auf die Frauenfreundschaft zum Teil ein kritischer Blick geworfen. Cornelia Harss inszeniert diese Kritik mit einer Karikatur, die drei grimmige Frauen abbildet. Der Titel „Ich freue mich über deinen Erfolg, Schätzchen“ deutet auf eine eigentlich leere Aussage mit neidischem Seitenblick hin. Wahre Freundschaft beschränkt sich ja nicht nur auf Plaudern beim Kaffeekränzchen, worauf die Künstlerin mit einer Tortenplastik anspielt. Ulrike Filgers Video „Freundinnen und andere Monster“ kontrastiert moderne Freundschaften von historischen Freundinnen, indem es zum Beispiel WhatsApp-Nachrichten an die #ABFFL und Zitate von berühmten Frauen zeigt. Ohne zu werten, stellt der Clip dar, wie sich Assoziationen von der Freundin im Laufe der Zeit änderten.

Auf Marlene Leal Da Silva Quabecks Aquarellgemälde „Hommage“ finden sich auch Platz für Aristoteles’ illustrative Worte zur Bedeutung der Freundschaft: „,Freundschaft‘, das ist eine Seele in zwei Körpern.“

Das Frauenmuseum ruft außerdem zu Spenden für den Kauf des Museumsgebäudes auf. Da die Stadt Bonn ab nächstem Jahr die finanzielle Unterstützung einstellen wird, möchte das Museum sowohl unabhängig werden als auch eine Schließung vermeiden.

Freundinnen. Vom romantischen Salon zu Netzwerken heute | bis 16.9., Di-Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr | Frauenmuseum Bonn | www.frauenmuseum.de

Emilie Jung

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