Demokratie: ein Spiel – Diese kleine Max Frisch-Paraphrase könnte über der ersten Koproduktion von Trafique und Wehr51 stehen. „Fulldemo.cracy“ kommt als Theater-Game daher, an dessen Anfang ein Putsch steht: Eine Aktivistengruppe hat das Parlament besetzt, ohne bisher Forderungen gestellt zu haben. Da Statements angekündigt sind, wird auf einen Sturm der Sicherheitskräfte verzichtet. Zugleich wird die Klimakatastrophe apokalyptisch ausgemalt – man ahnt, woher der Putsch kommt. Das Publikum wird in zwei Gruppen geteilt und setzt in einem vermeintlichen Wettlauf zum je eigenen Sturm aufs Parlament an. Eine Joker-Figur macht via Bildschirm philosophisch-launige Bemerkungen. Angeleitet von zwei schwarz gekleideten Spielleiterinnen mit unterkühltem Habitus (Anna Marienfeld und Anna Möbus) muss die Gruppe zunächst Wissensfragen beantworten, selbstverständlich konsensuell.
Klappt alles reibungslos, auch wenn das Setting etwas Günter-Jauchig-daherkommt: Der Publikumsjoker als Dauereinrichtung.Wissensfragen und schnelle Konsensfindung machen aber noch keine Demokratie. Umso mehr, als der Zeitdruck den Austausch von Argumenten nahezu unmöglich macht. Anschließend folgen zwei Games: Aus der Gruppe werden die Spezialisten rekrutiert und immer wieder Strategien und Lösungen diskutiert. Beim Premierenabend ruckelt die Technik noch etwas. Es bleibt dahingestellt, inwieweit der Abend als Einübung in demokratisches Handeln funktioniert, wenn es primär um das Schneller-Besser-Weiter geht. Kapitalismus und Demokratie sind nicht identisch. Am Ende bleiben eher Zweifel als Überzeugungen.
Fulldemo.cracy | 6., 8.3. | Studio Trafique | info@trafique.de
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