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Tomasso Tessitori

Freiheit und Gewalt

19. Juni 2024

„Pain Club“ vom TT-Theater im Studio Trafique – Prolog 06/24

Die Suchmaschinen spucken das aus, was man erwartet: Wer „Pain Club“ eingibt, landet auf den üblichen Seiten zwischen Sadomaso und Swinger. Doch genau darum geht es TT-Theaterproduktion nicht. Im Gegenteil. „Unser Generalthema“, erzählt Tomasso Tessitori, „ist die Frage nach der Freiheit und deren Grenzen“. Was ist geistige und körperliche Freiheit und wie werden deren Einschränkungen wahrgenommen? „Wenn man“, ergänzt Tomasso Tessitori“, „nach den Grenzen der Freiheit fragt, landet man sehr schnell bei dem Thema Gewalt und was man als Gewalt empfindet.“

Die Truppe um Tessitori, Lara Pietjou und Christian Keinstar hat sich zunächst eine Brücke gesucht und ist bei Fabeln gelandet: „Wir haben zu Tierfabeln recherchiert und uns dabei auf drei Tiere, einen Hasen, einen Fuchs und einen Bären, konzentriert“, so Tomasso Tessitori. Das Tier-Trio fungierte quasi als Treibriemen der Assoziation, die zu so unterschiedlichen Bildwelten wie dem auf der heißen Herdplatte tanzenden Bären, dem Fuchs im Hühnerstall oder dem Kunstwerk „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ von Joseph Beuys führte. Zugleich half sie bei der Suche nach den Unterschieden zwischen Mensch und Tier im Bezugsfeld von Freiheit und Gewalt.

Die zweite Frage, die sich die Gruppe gestellt hat, ist die, ob sie eher dem Weg des Theaters oder dem der Performance folgen soll. Eine grundsätzliche Entscheidung, denn: „Theater tut immer so, als ob, ist oft mehr Illusion, während Performances von Künstlerinnen wie Marina Abramowić und Florentina Holzinger realistischere Ausdrucksmittel einsetzen“, so Tomasso Tessitori. Die Gruppe hat den performativen Weg gewählt. „Wir haben uns entschieden, aufgrund expliziter Gewaltdarstellung in unserem Stück diesmal eine Triggerwarnung zu veröffentlichen“. Für Tomasso Tessitori heißt das, dass die Grenze des Als-ob mitunter überschritten wird und die Zuschauer:innen selbst entscheiden müssen, ob sie dem folgen wollen. Denn auch das Publikum wird zur Selbstbefragung aufgefordert: Ändert sich z.B. die Wahrnehmung, wenn der Schmerz individualisiert oder durch Einsatz von Tiermasken entindividualisiert dargestellt wird? Tomasso Tessitori zusammenfassend: „Im Grunde ist der Pain Club ein Konzept, das ganz grundlegend die Frage der Freiheit verhandelt.“

Pain Club | R: TT-Theater | 3. (P), 4., 6., 7.7. | Studio Trafique | studio-trafique.de

Hans-Christoph Zimmermann

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