Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Tom Gould: Thirstin Howl and Jesus DeJesus
Foto: © Tom Gould

Hybridkulturen

21. September 2017

Pluriversale VII: Ausstellung „Stealing from the West“ – Kunst 09/17

„Stealing from the West“ heißt die Ausstellung zur gleichnamigen Pluriversale, die man vom 20. September bis zum 10. Dezember im Academyspace besuchen kann. Kuratiert wurde sie von der künstlerischen Leiterin der Akademie der Künste der Welt, Ekaterina Degot.

Während das Konzept der kulturellen Aneignung in Debatten oftmals als Ausbeutung anderer Kulturen durch eine weiße Minderheit interpretiert wird, befasst sich diese Ausstellung mit der kulturellen Gegenaneignung, in der man eine Form des Zurückeroberns und Weitergestaltens entdecken kann.

Das vollzieht sich in unterschiedlichster Weise: Die New Yorker Lo-Life Crew nahm das Erobern wörtlich und raubte in den 80er Jahren systematisch Ralph-Lauren-Shops aus, um sich mit dieser, der weißen Mittel- und Oberschicht vorbehaltenen Marke, einzukleiden. Ausgestellt wird neben Archivaufnahmen eine ausdrucksstarke Fotografie von Tom Gould, einem jungen neuseeländischen Fotografen, der Gangmitbegründer Thirstin Howl the 3rd und dessen Sohn für sein 2016 erschienenes Buch „Bury Me With The Lo On“ portraitiert hat. Mittlerweile rauben sie nicht mehr Fashionstores aus, sondern vertreiben ihre eigene Marke „Lo Life“ und gelten als wichtiger Einfluss für die Verbindung von Hip-Hop und High Fashion.

Auch der russische Designer Gosha Rubchinskiy sieht in der Mode die Möglichkeit, sich eine westliche Symbolik anzueignen und mit eigenem Flair zu versehen. Für seine Winterkollektion 2015 fügte er dem Tommy-Hilfiger-Logo die russische und die chinesische Flagge sowie seinen eigenen Namen in kyrillischen Lettern hinzu. Im gezeigten Video wird wiederum deutlich, wie nicht nur ein bestimmter Fashionstyle, wie er von Rubchinskiy verkörpert wird, sondern auch die Videoästhetik immer internationaler wird. Durch die Vernetzung über das Internet findet ein schnellerer Austausch und Weiterentwicklung von Ästhetik und Subkulturen statt.

Einen spielerischen Ansatz der künstlerischen Aneignung wählen die Leipziger Holmer Feldmann und Andreas Grahl, die das Projekt „Der Schrank von Ramon Haze“ initiiert haben. Aus der Sammlung des fiktiven ostdeutschen Kunsthistorikers präsentieren sie Jeff Koons’ „Two Ball Total Equilibirum Tank“ von 1984 und Constantin Brancusis „Maquette Endless Columns“ von 1916/17, die trotz optischer Referenzen eine neue, überraschende Form haben.

Die Ausstellung beweist im kleinen, überschaubaren Format, dass „Stealing from the West“ nicht zwangsläufig bedeutet, vom Westen zu stehlen, sondern es vielmehr um die Transformation von kulturellen und künstlerischen Strömungen geht.

Stealing from the West | bis 10.12. | Academyspace, Herwarthstraße 3 | academycologne.org

Esther Rosiny-Wieland

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Im Umgang mit Angst
„Not Afraid of Art“ in der ADKDW

Woyzeck im Karneval
„kah.na.v‘aw“ in der Akademie der Künste der Welt – Kunstwandel 11/23

Entlang der Silberspur
ADKDW: „Potosí-Prinzip – Archiv“ – Kunst 04/22

Utopisch denken
Ausstellung „Sci-(no)-Fi“ im Academyspace – Kunst 10/19

Wir kopieren nicht zum Spaß
„Copy It!“ im Academyspace – Kunst 04/19

„Wie wird mit Erinnerungen umgegangen?“
Akademie-Leiterin Madhusree Dutta will archivieren und vernetzen – Interview 12/18

„Ich war tatsächlich ein wenig nervös“
Madhusree Dutta leitet seit April die Akademie der Künste der Welt – Interview 12/18

Mehr Schein als Sein?
Lesung und Gespräch zu „Köln kosmopolitisch“ – Literatur 12/18

Das Objekt der Begierde
„Perverse Decolonization – 1985“ im kjubh – Kunst 11/18

Unmenschliche Zeitzeugen
Die Wucherungen des Kolonialismus: „Floraphilia“ im Academyspace – Kunst 09/18

Kunst greifbar machen
Das Palais Temporär und die performativen Künste in Köln – Spezial 09/18

Gespenstische Mauerüberquerung
„Original Sin“: Susanne Sachsse & Xiu Xiu im Stadtgarten – Bühne 06/18

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!