Komponist Jerome (Richard Hucke) hat ein Problem: Seine Frau Corinna (Charlotte Welling) hat ihn verlassen samt Tochter Geain (Franziska Seifert), die er unbedingt wiedersehen möchte. Um die Prüfung durch das Jugendamt zu bestehen, engagiert er eine Hostess, die seine hingebungsvolle Partnerin spielen soll. Zoe (Heike Huhmann) entpuppt sich als hysterisch und mühsam, nichtsdestotrotz fällt der Einsame nach einiger Zeit über sie her. Kaum blühen erste Liebesgefühle, funkt Gou 300F dazwischen, eine Roboterfrau im Haushalt des Technikfreaks. Als Zoe auch noch erfährt, dass Jerome jedes, wirklich jedes Geräusch zu Kompositionszwecken aufnimmt, geht sie endgültig auf und davon. Nun muss eben Gou, entsprechend programmiert, als Partnerin herhalten. Als die Ex samt Tochter und Beamtin vom Jugendamt (Anna Maria Wasserberg) endlich aufkreuzt, nimmt die Sache einen unerwarteten Verlauf.
Zahlreiche Publikumslacher bestätigen die Vergnüglichkeit der 1987 geschriebenen Science-Fiction-Komödie „Ab jetzt“ des britischen Starautors Alan Ayckbourn, wenngleich es viele nachdenklich stimmende Momente enthält: Die Beziehungsschwierigkeiten zwischen Loonly Wolf und anlehnungsbedürftiger Looserin. Die überforderte Alleinerzieherin, die zum scheinbar gereiften Ex zurück will. Die pubertierende Tochter, die den trotzigen Macho gibt. Die politisch korrekt genderierende Sozialarbeiterin, die von ihren Handys und technischen Geräten dominiert wird. Vor allem aber: Die Roboterfrau, die menschlicher und sympathischer wirkt als die Durchgeknallten rund um sie. Das Stück gipfelt in der berühmten Frage, wer besser ist: Mensch oder Maschine.
Frappierend ist, dass Autor Alan Ayckbourn sich das alles bereits vor 30 Jahren ausgedacht hat. TAS-Gründer und Regisseur Joe Knipp: „Es ist beeindruckend, mit welcher Hellsichtigkeit Ayckbourn spätere Entwicklungen vorhergesehen hat. So verwendet die Beamtin einen Lokalisator, was heute dem Navi entspricht. Auch Jeromes Art, sich als Künstler zu definieren, sein Konflikt zwischen Kunst und Liebe ist sehr heutig.“ Ein Kunstgriff des Autors war, dass GOU 300F nacheinander von zwei Schauspielerinnen gespielt wird: In dem Fall erst von Charlotte Welling, dann von Heike Huhmann. War es für letztere nicht schwierig, die stakkatoartigen Bewegungen der Roboterfrau zu erlernen? „Nein, gar nicht. Meine Kollegin musste sie als erste erschaffen und ausführen, daran konnte ich mich orientieren und habe sie dann weiterentwickelt.“ Wie sich die Zusammenarbeit mit Regisseur Knipp gestaltet, wollen wir wissen. Huhmann: „Er lässt uns Schauspielern viel Freiheit und ist offen für Vorschläge. Wenn ich etwas anders haben will, schauen wir, ob es funktioniert. Umgekehrt merke ich, wenn er Recht hat. Das ist ein guter Dialog.“
Das Theater am Sachsenring feierte am Freitag sein 30-jähriges Bestehen mit einer anschließenden Party, zu der namhafte Vertreter aus der Kultur- und Theaterszene gekommen waren: Gisela Deckart (Theaterreferentin, Kulturamt), Reiner Ernst Ohle (Bayer Kultur, Theater), Andrea Hoßfeld (Freie Volksbühne), Pit Weyrich (Musikproduzent), Pia Maria Gehle (Theaterkonferenz), Gerhard Seidel (Freies Werkstatt Theater), Wolfgang Wehlau und Angelika Steffentorweihen (Consol Theater, Gelsenkirchen), Regisseurin Anja Schöne, die Schauspieler Felix von Frantzius, Ozan Akhan, Signe Zurmühlen und Nicole Kersten, Hannelore Stähle (Buchhandlung am Chlodwigplatz), Marlen Schyma (Domforum) und viele andere… Nachdem der Hausherr zur Freude seiner Gäste mal eben den Hamlet-Monolog aus dem Ärmel geschüttelt hat, bekam er von Veronika Ferger das Buch „Domskizzen“ von Clemens Hillebrand überreicht. „Joe Knipp zeichnet sehr gern und liebt Köln, daher war es das richtige Geschenk“, so die Gattin des Verlegers Erwin Ferger, die mit Knipp französisches Schultheater gemacht hat. Was er dem TAS für die nächsten 30 Jahre wünscht, fragen wir Autor Tony Dunham, der als Writer-in-residence etliche Stücke für das TAS geschrieben hat. „Dass es überlebt! Denn seit Jahren bekommt das Theater kein Geld von der Stadt. Dabei ist es eine wunderbare Oase.“ Als Höhepunkt des Abends gibt die Band Zinnober sprich Joe Knipp (Gesang, Text), Clemens Dreyer (Vibraphon) und Albrecht Zummach (Gitarre) eine musikalische Einlage. Lieder wie „Lügen“, „0 Uhr 10“ oder „Anders“ reißen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Unterhaltungskunst at its best – so soll Theater.
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