Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Kristina Schuldt, reverse, 2016, Öl und Eitempera auf Leinwand, 170 x 210 cm; Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin
Foto: Uwe Walter, Berlin

Früher adelten die Museen Qualität

30. Oktober 2019

Mehr als 500 Bilder: „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ – Kunstwandel 11/19

Lass doch der Jugend ihren Lauf. So mag man meinen, wenn man die heiligen Hallen des Museum Bonn ersteigt. Räume voller Arbeiten von 53 Malern – nun ja, nennen wir sie mal junge Künstler. 25 Räume läuft man mal nicht so eben ab und man muss schon auf das böse Eye-Catcher-Momentum vertrauen, wenn man eine Ahnung davon bekommen will, wer oder was 2019 gern den Kunstmarkt fluten möchte und warum. Es ist dieser Apell „Hört auf zu malen“ (Jörg Immendorff, 1966), der in jeder erdenklichen Formulierung noch durch die Malerei geistert und die Künstler Generation auf Generation immer wieder ad absurdum führt.

Insofern nehmen wir uns die (Mülheimer) Freiheit und rauschen hinein in die neue Zeitgenössigkeit, in das „Jetzt!“, wie die Ausstellung in vier deutschenKunstmuseen (neben Bonn auch in Chemnitz, Hamburg und Wiesbaden) heißt, die den bravourösen Versuch unternimmt, die Maler unter den 30-40-Jährigen zu bestimmen, deren Werke nun musealen Standard genießen könnten. Der Konjunktiv ist Absicht, bei rund 500 Arbeiten können nicht nur Highlights dabei sein, also ist das größte Problem bei der Betrachtung erst einmal die schiere Masse. Und um es gleich vorweg zu sagen: Lassen Sie sich als Besucher in Bonn ausreichend Zeit für deren 150 Tafelbilder. Auf Regen folgt immer Sonne, sagt ein altes Sprichwort und das passt mal wieder formidabel.

Mein erstes Highlight, das im Kopf hängen bleiben wird, istLydia Balke mit ihren skurrilen Bildinhalten. Die Hamburgerin, die für niemanden malt und doch traditionell heißt, „Öl auf Nessel“, kreiert Szenerien, deren Dramaturgie einen lange beschäftigt. Ähnlich ist das bei Kristina Schuldt, auch hier ein völlig durchgeknallter Mix aus Stilen, Formen und Farben. Längst einen Raum weiter versucht der Kopf immer noch ein Gesamtbild zusammenzusetzen.Sieben Ausstellungsmacher sollen zwei Jahre lang durch Ateliers in Deutschland getourt sein, um zu sehen, wo das haptisch echte, nach Farbe und Firnis riechende Tafelbild heute steht, oder schon für harte Währung in Galerien hängt. So ist das eben heute. Früher adelte das Museum die Qualität, heute muss es froh sein, wenn es überhaupt noch eine Rolle spielt im substanzlosen Gefecht des globalisierten Kunstmarktes. Malt trotzdem weiter.

„Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ | bis 19.1. | Kunstmuseum Bonn | 0228 77 62 60

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24

Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24

Die Farbe der Ironie
Bonn zeigt Werkschau zu Wiebke Siem – Kunst 07/23

Aus dem Nachbarland
Dorothea von Stetten-Kunstpreis im Kunstmuseum Bonn – Kunstwandel 08/22

Reise ins Körpergehäuse
Maria Lassnig im Kunstmuseum Bonn – Kunstwandel 03/22

Ursachen der kunstvollen Wirkung
„Passierschein in die Zukunft“ im Kunstmuseum Bonn – Kunstwandel 12/21

Betörende Melancholie garantiert
Norbert Schwontkowski im Bonner Kunstmuseum – Kunstwandel 01/20

Maler unterwegs
„Jetzt!“ im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 12/19

Digital, böse, und etwas flüssig
Der dänische Blick: 18. Dorothea von Stetten Kunstpreis in Bonn – Kunstwandel 09/18

Die Vorstellungen weigern sich
Thomas Scheibitz im Bonner Kunstmuseum – Kunstwandel 03/18

Dachlatten und Kaviar
Georg Herold im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 12/17

Jeder Zyklus hat einen Anfang
Der frühe Gerhard Richter im Kunstmuseum Bonn – Kunstwandel 08/17

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!