Bei einer absoluten Kölner Institution gehen zu Beginn der Spielzeit 2010/2011 die Lichter aus! Nein, es handelt sich diesmal nicht um ein Freies Theater wie den Raketenclub oder die Kunst- und Museumsbibliothek: Nach 21 Jahren kann die 68jährige Zivka Brandusic die Miete ihrer Kultkneipe „Bei Lena“ am Mediapark nicht mehr zahlen und macht zum 31. August dicht. Anders als bei vielen Kulturakteuren gibt es „Bei Lena“ einen Plan B, sie hat bereits 2002 Räume am Hansaring 19 gekauft und bereitet nun dort die Neueröffnung vor. „Lena“ wird also weiterhin 15 Kilogramm Kartoffeln am Tag schälen und in allen denkbaren Variationen bis früh morgens unters (Künstler)Volk bringen, denn nicht nur an jedem ersten Montag im Dezember, wo die Freie Theaterszene hier die jährlichen Theaterpreisgewinner feiert, finden sich Theaterleute, Taxifahrer und andere durstig-versprengte Freigeister zur mütterlichen Bewirtung „Bei Lena“ ein. Viel Glück – Lena – für die neue Spielzeit, wir sehen uns spätestens am 6. Dezember ...
Ärger gibt es weiter um die Sanierung der Kölner Bühnen: 1,3 Mio. Euro teure, unabhängige Gutachter haben der Stadt nun attestiert, dass die durch die Bürgerinitiative „Mut zur Kultur“ durchgesetzte Sanierung mit maximal 280 Mio. Euro nur unmerklich günstiger ausfällt als die Variante mit einem Neubau des Schauspielhauses zu 295 Mio. Euro. Angeführt von Oberbürgermeister Jürgen Roters kritisiert die Kölner Politik die Initiative nun vehement, da diese mit der Zahl „180 Mio. Euro“ unfair operiert habe. Es stimmt, OB Roters und auch Kulturdezernent Georg Quander haben eindringlich vor einer Rücknahme der ursprünglichen Neubauplanung gewarnt. Völlig vergessen scheint hingegen die Situation, in welcher der Bürgerprotest aufkam: Im Krater, der einst das Kölner Stadtarchiv war, hatten zwei Kölner Bürger den Tod gefunden, und das Gedächtnis der Stadt war von illegal errichteten Bau-Brunnen-Bächen für immer weggespült worden, Stadt- und KVB-Spitze hatten jegliche Verantwortung abgestritten, ehe Sie doch zurücktraten. Die Stadt hatte ihre Bühnen über 20 Jahre ohne die nötige Instandhaltung verkommen lassen – zum Glück ohne Todesfall. Ein Neubaubeschluss des Schauspielhauses war – wie sich nun herausstellt – ohne belastbare Zahlen der möglichen Varianten und für einen ästhetisch fragwürdigen Entwurf vom Rat gefasst worden. Kurzum: Die Unterschriftenaktion war die Rote Karte für Unprofessionalität und Cliquenwirtschaft in der Kölner Politik! Während die Stadt noch heute für mafiöse Verträge und Bauvorhaben in Kooperation mit dem Oppenheim-Esch-Fonds blutet, sieht sie sich überdies gezwungen, die eh schon mickrigen Aufwendungen für Freie Kultur- und Sozialarbeit massiv herunterzufahren. Gegen diese Machenschaften und für den verantwortungsbewussten Umgang mit den Kölner Kulturgütern setzten sich 50.000 unterzeichnende Bürger ein, nicht für eine „Billigvariante“. Also, keine Nebelkerzen bitte! Das Votum bleibt mahnende Handlungsanweisung für Professionalität und Verantwortungsbewusstsein bei der Umsetzung des Sanierungsbeschlusses. Auf in die neue Spielzeit – es lebe die Kartoffelhochburg Köln!
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