„Oh, nit für Kooche, Lück – bliev ich Karneval he“ ... der unsterbliche BAP-Karnevals-Fluchtsong dürfte in diesem Jahr nicht für die freien Kölner Theatermacher gelten, sie haben mächtig Arbeit. Es klingt wie Zukunftsmusik und doch ist es sehr real: „Wir vergeben für die Vergabeperiode 2019 bis 2022 erneut die vierjährige Konzeptionsförderung und die Projektförderung.“ So kündigt es die Ausschreibung auf der Seite des Theaterreferates der Stadt Köln an, d.h. für Kölns Freie Theaterhäuser und freie Gruppen ohne eigene Spielstätte geht es sprichwörtlich um die „Wurst“. Keiner dieser Theaterbetriebe und Ensembles ist ohne eine verlässliche städtische Förderung in der Lage dauerhaft zu existieren und professionell zu arbeiten. D.h. mit der neuen Vergabe entscheidet der aus sechs Mitgliedern bestehende Theaterbeirat der Stadt darüber, wie die Theaterlandschaft sich in den nächsten fünf Jahren präsentieren wird, welche Akzente in der für Kölns Kulturlandschaft so prägenden Freien Theaterszene gesetzt werden.
Wie viel Geld wirklich zu verteilen ist, richtet sich nach den Beschlüssen der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt, die Ende Januar beschlossen wird. Es ist aber eine Erhöhung der Mittel vorgesehen, so dass für den Zeitraum 2019 bis 2022 mindestens ein Inflationsausgleich in die Förderung eingebaut werden kann.
Die vierjährige Projektförderung für freie Theatergruppen wurde erst jüngst ins Leben gerufen und die Höchstfördersumme je Ensemble auf 25.000 € jährlich festgesetzt. Gerade dieses neue Förderinstrument – wenn auch die maximale Förderhöhe den eigentlichen Bedarf nur zu 50-60% decken dürfte – wird in den nächsten Jahren maßgeblich zur Existenzsicherung hiesiger Ensembles und auch zur Qualitätssteigerung der gesamten Szene beitragen, weil es ein großer Anreiz für Künstlergruppen sein dürfte, sich in Köln niederzulassen. Für bereits hier ansässige Gruppen verbessert die mehrjährige Finanzierungszusage massiv die Planungssicherheit und damit die Chancen im Wettbewerb um überregionale Fördermittel. Bislang war es für die Kölner Protagonisten schwierig sich gegen besser und verlässlicher geförderte Gruppen aus z.B. Hamburg und Berlin durchzusetzen. Die Kölner Kulturpolitik zusammen mit dem Kölner Kulturamt unternehmen also deutlich wahrnehmbare Schritte in die richtige Richtung, um die hiesige Theaterszene zukunftsfähig zu machen. Das muss man klar anerkennen. Was jetzt noch fehlt, ist, die Förderhöhen an zu zahlende Mindesthonorare für die mitwirkenden Künstler so anzupassen, dass auch größere freie Produktionen angemessen finanziert sind.
Der Bewerbungsschluss für die vierjährigen Projekt- und Konzeptionsförderungen ist der 28. Februar 2018 (Ausschlussfrist) und liegt damit – sehr Jecken-unfreundlich – recht dicht nach Ende der fünften Jahreszeit. Keine Zeit also für Kölns Theatermacher, vor dem feierwütigen Volk zu fliehen, oder die eigenen Karnevalswunden zu lecken, wollen sie nicht allein „für Kooche“ in den nächsten Jahren Theater machen. Kölle Alaaf!
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