Gerade beherrscht die Diskussion um den Neubau oder die Sanierung des Kölner Schauspielhauses und das von „Kölner Komment" und der Bürgerbewegung „Köln kann auch anders“ unter dem Motto „Mut zu Kultur“ angestrebte Bürgerbegehren zum Erhalt des jetzigen Schauspielhauses die Wahrnehmung um die städtischen Bühnen, da drängt sich mit einem mächtigen Paukenschlag der künstlerische Erfolg wieder in den Vordergrund: Die Kölner Bühnen erhalten 2010 gleich drei Einladungen zum renommierten Berliner Theatertreffen. „Kasimir und Karoline“ (4./10./25.3., Schauspielhaus) in der Regie von Johann Simons, „Die Kontrakte des Kaufmanns“, eine Uraufführung von Elfriede Jelinek in der Regie von Nicolas Stemann, und die Hausherrin selbst mit „Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen“ (6./7./11.3., Schauspielhaus) ergattern die begehrten Tickets nach Berlin und machen das Kölner Theater unter der Intendanz von Karin Beier zum erfolgreichsten deutschsprachigen Stadttheater des Jahres. Die Intendantin ist damit auf dem Olymp angekommen und hält alle Optionen für die anstehenden Verhandlungen über eine Verlängerung ihres Vertrages in der Hand.
In der Freien Theaterszene geht es kulturpolitisch im März darum, ob der Kulturausschuss dem Votum des Theaterbeirates folgt und die Konzeptionsförderungen für die Jahre 2011-2014, wie vom Beirat entschieden, bestätigt. Größter Streitpunkt ist, dass sich der Beirat in konzeptioneller und wirtschaftlicher Hinsicht sowie aufgrund starker künstlerischer Konkurrenz gegen eine weitere Konzeptionsförderung für das theater der keller ausgesprochen hat. Sollten die Kulturpolitiker – unter Ihnen der Vorsitzende des Keller-Trägervereins Ulrich Wackerhagen – das Beiratsvotum kippen, droht dieser mit Rücktritt, und auch das Kölner Theaterförderkonzept wäre wohl auf Jahre hinaus beschädigt.
In der Frage des Schauspielhausneubaus hat sich der Rat der Stadt ja bereits festgelegt und für den Neubau votiert, obwohl die mittlerweile schon abgespeckte Neubaulösung keineswegs als überzeugend anzusehen ist und das Kölner Schauspiel gerade bewiesen hat, dass man auch in den alten Räumlichkeiten äußerst erfolgreich Theater machen kann. Das Bürgerbegehren käme zwar zum völlig falschen Zeitpunkt, doch die vorgelegte Neubaulösung befriedigt alleine ein angestaubtes bürgerliches Repräsentationsbedürfnis, ist ästhetisch nicht überzeugend und funktional einer Sanierung nicht so überlegen, dass man 300 Mio. Euro dafür ausgeben müsste. Von fehlenden Armiereisen in Betonwänden und in Köln zu befürchtenden mafiösen Baumachenschaften mal ganz abgesehen. Bis Mitte März müssen die Initiatoren 30.000 Unterschriften vorlegen, um das Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen. Informieren kann man sich unter www.mutzukultur.de. Deutlich zu betonen ist, dass es bei der Initiative um die Stärkung der Kölner Kultur geht, dass es darum geht, vorhandenes Geld wirklich in die Kunst und in Künstler zu investieren und nicht für glänzende Fassaden, hinter denen die Leere und das Mittelmaß gähnen, zu verschwenden...
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