Erst überwältigend, dann beeindruckend: Der Querschnitt durch die Sammlung der Photographischen Sammlung bietet mit dem Medium Fotografie alternative Erzählungen und Themenstellungen mit herausragenden künstlerischen Positionen an. Er widmet sich den Gattungen der Menschendarstellung, der Landschaft und dem Exterieur sowie der Botanik als Zeugnis der Natur und ihrer Geschichte. Die Ausstellung verdeutlicht ganz nebenbei die klassischen Museumsaufgaben bestehend aus Sammeln, Bewahren und Zeigen, ausgehend von ihren zentralen, schon fotohistorischen Beständen zu August Sander, Albert Renger-Patzsch und Karl Blossfeldt und den bisherigen Ausstellungen, die hier, im Mediapark stattfanden und aus denen heraus Werke erworben wurden. Vielleicht verbirgt sich darin noch die weise Vorausschau auf das, was unter der kuratorischen Leitung von Gabriele Conrath-Scholl in den nächsten Jahren folgen könnte?
Die Ausstellung zeigt aber auch: Fotografie ist das Medium der typologischen, also vergleichenden Reihung, egal wie viel retuschiert oder digital verändert ist. Die Ausstellung in der Photographischen Sammlung ist jedoch analog und wahr über die reine Dokumentation hinaus, festgehalten mit den Mitteln der genauen Beobachtung und der subtilen Psychologie. Am deutlichsten zeigen das die Aufnahmen mit Menschen, fotografiert am Ort ihres Handelns und Lebens, dabei teils isoliert und nach allen Regeln der Kunst porträtiert. Dabei kommt man natürlich nicht an August Sander und seinen „Menschen des 20. Jahrhunderts“ vorbei. Großartig, dass auch jüngere Fotograf:innen wie Bernhard Fuchs mit seinen grüblerischen Psychogrammen von Kindern und Jugendlichen in ihrer heimischen Umgebung und Oliver Sieber mit seiner Serie heranwachsender Japaner:innen, die der Punk-Musik verbunden sind, vertreten sind. Während Fuchs ganz auf das Einzigartige und das Verschmelzen mit der Umgebung setzt, untersucht Sieber das Verhältnis von Individualität und Codes in der Großstadt, ähnlich wie Hans Eijkelboom, der in seiner Streetphotography bestimmte kollektive Merkmale in der Menschenmenge ausfindig macht und zueinander sortiert. Bei den „Altmeistern“ Helmut und Gabriele Nothhelfer werden die Schwarzweiß-Bilder noch zu Dokumenten zeitgeschichtlicher Ereignisse, während Martin Rosswog eine Soziologie des Lebens und sich Einrichtens unternimmt, und zwar im ländlichen Raum in unterschiedlichen Kulturen Europas.
Daneben stehen Landschaften, auch Wälder für sich. Herausragend sind die Beiträge von Simone Nieweg mit ihren so präzise auf Farben, Formen und Raum hin komponierten Ansichten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Natascha Borowsky ihrerseits richtet in ihren Arrangements den Blick auf einzelne Strukturen, die sich vom Begrifflichen lösen und zwischen Auftauchen und Verschwinden in einer Farbmaterie verhalten: ganz lapidar und doch so rätselhaft – und das sind nur einige der vorgestellten Künstler:innen. Die Ausstellung wird anschließend mit einem zweiten Teil fortgesetzt, und natürlich dürfte dann nach August Sander der zweite große Schwerpunkt dieser Sammlung zu sehen sein: die Architekturfotografie von Bernd und Hilla Becher.
Photographische Konzepte und Kostbarkeiten – Sammlungspräsentation Teil 1 | bis 10.7. | Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur | 0221 88 89 53 00
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