„Die Comedia steht noch.“ Diesen Satz verkündete Astrid Hage, die Pressesprecherin des Theaters, am Abend des 3. März 2009 in die Mikrofone des WDR. Eine Woche zuvor hatte das Theater in der Löwengasse, wo man 27 Jahre in einem ehemaligen Supermarkt beheimatet war, das neue Domizil in der Vondelstraße – einem entfernten Teil der Kölner Südstadt – umziehen wollen. Der hintere Bereich des Theaters grenzte unmittelbar an die Baugrube, in der sich die Archiv-Katastrophe ereignete. Hage erinnert sich noch, wie sie zwei Tage später aus ihrem inzwischen von der Feuerwehr freigegebenen Büro flüchtete, weil die Wände zu schwanken begannen. Der Umzug wurde im Sommer 2009 vollzogen, seither residiert die Comedia mit zwei Bühnen, die eine Kapazität von 170 und 370 Plätzen umfassen, in einem historischen Bauwerk, das über 99 Jahre hinweg als Feuerwache diente. Heute findet man in der Wagenhalle zur Straße hin ein Café und ein Restaurant untergebracht, dessen Wände von großen Holztüren gesäumt sind, hinter denen sich früher die Pferde der Einsatzwagen befanden.
An einem beliebigen Vormittag zu Zeiten der lit.kid.Cologne strömen an die 700 Schüler durch das Foyer zu den täglichen Lesungen. Über 600 Veranstaltungen wickelt das Team im Laufe des Jahres ab und beherbergt dabei mehr als 100.000 Besucher. Die Generationen begegnen sich hier buchstäblich auf vielerlei Weise. Neben dem Kindertheater ist die Comedia ein Haus des politischen Kabaretts. Wobei es dann mitunter zu interessanten Situationen kommt, wenn etwa eine Besucherschlange aus über 60-Jährigen für eine Veranstaltung mit Horst Schroth ansteht und Blicke mit einer anderen wechselt, in der die über 25-Jährigen für Karten zum neuen Programm von Hazel Brugger anstehen. Eine wachsende Gemeinde hat sich zudem im Bereich der türkischen Comedy-Künstler gebildet.
Übertroffen werden alle Erfolge jedoch vom Run auf „Die Känguru-Chroniken“, die auf Monate hinweg ausverkauft sind. Das Theaterstück von Marc-Uwe Kling inszenierte Stefan Herrmann für die Comedia. Dani Levi wird die Chroniken in diesem Jahr für das Kino adaptieren.
Zu einem Kronjuwel der Kulturlandschaft am Rhein ist das Theater jedoch durch seine Arbeit für die Kinder geworden, die mit Ömmes & Oimel vor über 40 Jahren begann. Ein Musterbeispiel aus jener Epoche nach den Unruhen der 60er Jahre, in denen man ein neues Verständnis von kultureller Arbeit entwickelte, das nicht nur bis heute Bestand hat, sondern die Welt unserer Kinder konkret bereichert. „Für die Kinder nur das Beste“, sagt Astrid Hage und meint damit den Aufwand an Dekoration, Kostümbild, Bühnenbau, Musik und Recherche, der die Produktionen so besonders ausgereift und üppig erscheinen lässt. Bestes Beispiel sind aktuell die Erich-Kästner-Dramatisierungen von „Emil und die Detektive“ und „Das doppelte Lottchen“, die beide den Kölner Kindertheaterpreis gewannen. So nimmt sich das Haus wie eine große, unter Volldampf arbeitende Theatermaschine aus. Viele Besucher aus der Region finden an diesen besonderen Ort, der Inspiration bietet und uns eine Vorstellung davon gibt, wie sich urbane Lebensqualität anfühlen kann. Eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen bietet sich im Mai, wenn das Festival Westwind Theaterproduktionen aus NRW, aber auch aus dem Ausland zeigt.
Comedia-Theater | Vondelstraße | Info: www.comedia.de
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