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„Helenes Fahrt in den Himmel“
Foto: Thomas Aurin

Psycho-Odyssee

30. Januar 2014

„Helenes Fahrt in den Himmel“ im Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/14

Europa pfeift auf dem letzten Loch. Das elektrische Kehlkopfmikrophon des „ältesten Mannes Europas“ könnte der passende Sound dazu sein: „Wir haben die Vision von Europa nicht genährt, um uns in den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu bewahren.“ Der Däne Jens Albinus inszeniert die Uraufführung seines eigenen Stücks „Helenes Fahrt in den Himmel“ als eine Höllenfahrt.

Wenn sie nicht gerade anonymen Kaufhaustoilettensex hat, im Fitnessstudio bis zur Ohnmacht trainiert oder bulimisch Essen auskotzt, ist Helene, von Katharina Schmalenberg mit einem beeindruckend kämpferischen Wahnsinn gespielt, in der Klinik. Sie ist die fleischgewordene Krise. Und auch Helenes Mann Martin, ein kulturpessimistischer Autor, ist krisengebeutelt. Benjamin Höppner keift diffus verzweifelt gegen den unsichtbaren Gegner „Krise“ an und man meint Albinus selbst zu hören, der die Figuren in seinem politisch unkorrekten Stück gegen das System anrennen lässt – ähnlich wie in Lars von Triers Dogma-Film „Idioten“, in dem Albinus selbst mitgespeilt hat. Und tatsächlich gelingt Helene der Ausbruch. Zwei riesige Holzwände öffnen sich für Helenes Psycho-Odyssee.

Aus der Mittelschicht in den selbstzerstörerischen Exzess, von einer Ikea-Betriebsparty zu einem surrealen Performance-Raum, von einer Toilettenbegegnung zur nächsten, bis der Schritt blutet. Als Kontrast zu dem apokalyptischen Selbstzerstörungspaar dient das Duo Sidse und der Polizist Andreas: typisch deutsch und herrlich verdorrt. Da helfen auch keine Therapiestunden – unter der Leitung von Séan McDonagh als genial glatt-jovialer Gruppenleiter. Andreas „gönnt“ sich dann einen Seitensprung mit der ohnehin schon am Boden liegenden Helene und sticht sie schließlich nieder. Leider verliert Albinus seine Protagonistin nach und nach aus den Augen. Zwischen Ekelszenarien, Politsatire und witzelnder Typenparodie wird die Himmelfahrt zu einem Sammelsurium von Genreepisoden, die über das Dilemma der Figuren oder Europa zu wenig erzählen. Dank der grandiosen Schauspieler, die das Scheitern jedes Aufbegehrens gegen die Krisedeutlich spürbar machen, ist der Abend dennoch verstörend genug.

„Helenes Fahrt in den Himmel“ | R: Jens Albinus | 4., 5., 7., 10., 18.-20., 22.2. 19.30 Uhr | Schauspiel Köln | Infos: 0221 221 28400

ROMY WEIMANN

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