Noch werden die letzten Archivalien aus dem Einsturzkrater des Kölner Stadtarchivs geborgen (Schadensumme: 1 Milliarde Euro), da stürzt das durch die Kölner Verwaltung und Politik gemeinsam errichtete Lügengebäude bei der Planung von Opernsanierung und Schauspielhausneubau wie ein Kartenhaus im Kölner Sommerloch zusammen: 364 Millionen Euro statt der veranschlagten 230 Millionen soll das Kölner Vorzeigeobjekt nach neuesten Berechnungen kosten. Alle Beteiligten verabschieden sich entsetzt in den Sommerurlaub, Kölns Kulturdezernent Quander liebäugelte gar mit einem neuen Job als Opernintendant in Stuttgart, den er nach einem dortigen Hick-Hack doch nicht bekam. Noch-OB Schramma verhängte ad hoc einen Planungsstopp, wohlwissend, dass die Stadt aus der Nummer gar nicht mehr rauskommt: „Quander, übernehmen Sie wieder ...“
Was war passiert? Man hatte in den Berechnungen den genauen Raumbedarf zu niedrig angesetzt, die Kosten je Quadratmeter überbauter Fläche unterschätzt und die Kosten für die Gebäudetechnik wie Klimaanlage und Heizung gleich ganz vergessen. Der Kölner Rat verordnete sich zur Eigentherapie das Placebo eines Kostendeckels von 230 Millionen Euro Bau- und Sanierungskosten, denn anders hätte man die Kraft zum Baubeschluss niemals auf- bzw. die Mehrheiten im Rat dafür niemals zusammengebracht. Wie bereits bei der Entscheidung zum Bau der neuen Messehallen in Deutz, welche RTL die Möglichkeit zum Umzug in die Rheinhallen der Messe ermöglicht, ist die Stadt zum wiederholten Male sturmreif geschossen bzw. in einem ausweglos erscheinenden Dilemma, so dass man nur noch auf das rettende Angebot des zwielichtigen Oppenheim-Esch-Fonds warten muss: „Wir haben da ein Gelände im Deutzer Hafen, dieses könnten wir der Stadt günstig zur Verfügung stellen und auch gleich die Kosten für den Neubau von Oper und Schauspielhaus am Rhein übernehmen. Die Stadt muss dann lediglich bei uns die neuen Gebäude 30 Jahre lang anmieten (Renditeerwartung bei uns: 30%) und uns das Recht einräumen das Gelände am Offenbachplatz gewinnbringend vermarkten zu dürfen.“ Das Stück, welches in diesem Theater gespielt würde, trägt den Titel: „Mafia op Kölsch“. Um diese und ähnliche Machenschaften zu durchkreuzen, muss die Kölner Politik in einer konzertierten Aktion die Mammutaufgabe trotz explodierender Kosten stemmen bzw. durch eine reduzierte Planung den ausufernden Kosten Einhalt gebieten. Ästhetisch scheint der Entwurf für das neue Schauspielhaus eh nicht den neuesten Entwicklungen im Theater angemessen: So einen bildungsbürgerlichen Prunkklotz in der Stadtmitte braucht doch wirklich kein Mensch mehr, ein funktionierendes, auf dem neuesten Stand der Technik befindliches, flexibel zu bespielendes Schauspielhaus im Herzen der Stadt dagegen umso mehr. Also, liebe Politiker und Verwaltungsmacher, überlasst das Feld diesmal nicht dem Kölner Geldadel und seinen Renditeerwartungen, wir glauben daran, dass ihr nicht Nutznießer des Oppenheim-Esch-Fonds seid und Euch – so kurz vor der Wahl – für eine bürgerfreundliche Lösung einsetzt, auch wenn diese erst mal etwas mehr Geld als 230 Millionen Euro kostet. Auf Dauer kommt es den Kölner Bürger viel billiger, und ihr seid ja nur uns und niemandem sonst verpflichtet – gelle...
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