Jede vermeintliche Freiheit hat ihre Grenzen – und diese sind, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, divergent. So auch jene der Selbstbestimmung. Eine Betrachtungsmöglichkeit aus einigen ausgewählten Blickwinkeln will „Queer without borders“ ermöglichen.
Zur Vernissage gibt es Musik, die hinter einem goldverkleideten DJ-Pult entsteht. Und ohne genaueres Hinsehen entgehen einem beinahe die ersten, an der Wand angebrachten Fotografien auf Hartschaumstoff. Sie zeigen eine rothaarige, weiblich gelesene Person umringt von Tauben an der Promenade von Phnom Penh, der kambodschanischen Hauptstadt. Es handelt sich um den ersten Teil der Fotoreihe „Miga – [inside] | ]outside[“ von der Künstlerin und Ethnologin Sina Marx. Weitere Ausstellungsstücke findet man hier nicht – bis man auf ein Schild stößt, das die Treppe hinunter führt. Dort eröffnet sich dann eine ganz eigene, kleine Welt.
Im Keller-Gemäuer nehmen einen die Fotografien unterschiedlichen Formats mit in einen queeren Nachtclub in Kambodscha, in dem die Person, die man oben bereits sehen konnte, auftritt. Es handelt sich um die Dragqueen Miga, deren Geschichte mit dem Fotoprojekt skizziert wird. Man sieht sie im Schminkprozess, inmitten der Verwandlung zu ihrer Bühnen-Persona und performend auf der Bühne. Die Neugier nach Bildern der rein männlich gelesenen Person wird hier nicht befriedigt – eine bewusste Entscheidung der Künstlerin.
Die Installation des Kunstkollektivs „ruta40“, die neben den Bildern zu sehen ist, greift die Farben der Fotografien auf und verstärkt die Wirkung der Nachtclub-Stimmung, in die man hier unten hineingesogen wird. An der hinteren Wand des Raumes findet sich außerdem eine Sitzecke, in der man sich zwei Filme von Performance- und Film-Künstler:in Artiom Zavadovsky ansehen kann: Eine Dokumentation, die das Schicksal einer Trans*frau in Moldawien beleuchtet, die aufgrund der transfeindlichen Strukturen ein Doppelleben führen muss. Und einen fiktiven Kurzfilm, der ebenfalls in einem Drag-Nachtclub spielt und sich mit queerfeindlichen Mechanismen auseinandersetzt.
Die Ausstellung ist die erste Veranstaltung einer „without borders“-Reihe des neu formierten motoki-Kollektivs in Ehrenfeld. Sie will internationale und vielfältige Perspektiven auf gesellschaftspolitische Themen eröffnen.
Queer without borders | bis 12.8. | motoki-kollektiv | www.motoki-kollektiv.de
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