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Auf Ewig GemEinsam
Wolfgang Weimer

Ready steady

29. April 2011

Bananen-Banalitäten aus der Plastik-Box - Theater am Rhein 05/11

Milla und Luca führen eine lesbische Beziehung; Milla ist ein Star und Luca (Nicole de Cruppé und Lina Eisenhauer) fühlt sich vernachlässigt. Sie provoziert, es kommt zum Krach, beinahe zieht eine aus aus dem Luxusheim, dann aber geht doch alles wieder von vorne los, auf einer anderen Ebene: Ein Zitronenbäumchen aus Lucas Kindheit wird zu einem locus amoenus der Beständigkeit, saftig angestrahlt von Scheinwerfern. Aber nichts ist hier echt, finder Milla. Das gesamte Stück verhandelt den schönen Glanz und die Fake-Kultur, die auf der Bühne zur Kunst werden kann. – Kann sie das?

Patrick Reichert-Young hat mit seinem Stückkonzept „Auf Ewig GemEinsam“ den erstmals von der Studiobühne ausgeschriebenen Regiewettbewerb gewonnen. Er ist 1985 geboren, studiert, malt, filmt, schreibt und zeigt hier sein Regie-Debut. In seiner Inszenierung interpretieren verschiedene Künstler das Stück: Wie Musikvideos unterbrechen Filme den Abend und zelebrieren Kostüm, Frisur und die beiden Protagonistinnen – aber das zerbrochene Porzellan setzt sich wieder zusammen: In dieser Welt bleibt alle Wut folgenlos. Man kann hier nicht sterben. Mit Frühlingsduft aus Sprühdosen wird das Publikum eingenebelt. Mit Porno-Bananen und Pfeifen nimmt die Produktion Bezug auf Pop-Art und Surrealismus (nach dem Motto: „Dies ist keine Pfeife“). Kostüme und Filme erinnern an Christina Aguilera und ein bisschen an Matthew Barney, der Ästhetizismus bewegt sich irgendwo zwischen Oscar Wilde, schlechten Soaps im Adelsmilieu und Cindy Sherman. Milla und Luca warten auf Godot, unterhalten sich im Zeitlupentempo und schaffen ihren Sätzen einen Resonanzraum, in dem ihre Bedeutungslosigkeit kaum erträglich nachhallt. Der Abend ist nicht unwitzig, aber ungeheuer zäh. Die Referenzen sind nicht nur der Schlüssel zum Verständnis, sondern Teil des Problems: Das Ready-Made ist eben eher Installationsobjekt, es braucht keinen Plot. Das Leiden an der Oberfläche bleibt oberflächlich, wenn es zu wenig „echte“ Regieeinfälle, kaum Reibungsfläche zwischen Authentizität und Fake oder gute schauspielerische Angebote gibt - jammern, Füße stampfen und die Arme verschränken reichen nicht. Hier wurde der Versuch unternommen, einen neuen Weg fürs Theater zu beschreiten. Das Experiment war’s wert.


„Auf Ewig GemEinsam“ von Patrick Reichert-Young | R: Patrick Reichert-Young | Studiobühne | 18.-21.5., 20 Uhr | www.studiobuehne-koeln.de

CHRISTIANE ENKELER

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