„Was eine Museumstür einmal durchschritten hat, darf nie mehr raus“, so zitierte Roland Krischel, Leiter der Mittelalterabteilung des WRM, ein beliebtes Bonmot aller Museumsleute; denn das Bewahren von Kunst für die Nachwelt ist deren vornehmste Aufgabe. Nur klappt das halt nicht immer, und beinahe auch nicht bei der „Thronenden Madonna mit Kind“, einem herausragenden Marienbild von 1260 aus Lucca in der Toskana und damit das älteste Werk im Museum.
Es stammt aus dem Hause des renommierten süddeutschen Malers Franz von Lenbach (1836-1904) und war dessen Enkel Reinhold Neven DuMont bestens vertraut, wie er auf der Pressekonferenz am 11. September launig berichtete. Seine Frau Gabriele hatte das Bild 1986 dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. Allerdings hatten die Besitzer 2016 – aus nicht näher genanntem Grunde – beschlossen, das Bild wieder abzuziehen und versteigern zu lassen; bei dem zu erwartenden Preis wäre es für das WRM unerreichbar gewesen. Glücklicherweise überwogen dann doch die Heimatgefühle von Hedwig, Reinhold und Isabella, das Bild für alle Zeiten im Museum zu lassen. Krischel jubelt ob dieser Initiative Kölner Bürger ähnlich wie jüngst sein Kollege Yilmaz Dziewiorvom Museum Ludwig, konnte er doch jüngst mit der Schenkung von über 200 Fotos des Kölner Sammlers Bartenbach eine separate Ausstellung präsentieren und die eigene umfangreiche Fotosammlung ergänzen und erweitern.
Das sehr gut erhaltene Tafelbild mit einem „neuen Madonnentyp, mit Jesus mal auf dem linken Arm, mit gerunzelter Stirn und mit intellektuellen Geheimratsecken“, wie Krischel die Besonderheiten des hervorragend erhaltenen Bildes charmant erläuterte, zog sogar die Oberbürgermeisterin an, die kurz aus ihrem Rathaus herüberkam und sich bei den Geldgebern bedankte. Das Bild hat vielleicht nicht den Charme und die Leichtigkeit wie etwa die Werke von Stefan Lochner, ist aber kunsthistorisch ganz hoch anzusiedeln als „Schlüsselwerk vom Beginn der europäischen Tafelmalerei“, welches später auch Giotto und Rubens beeinflusst haben dürfte. Es ist schon sehr erstaunlich, wie gut ein solches Gemälde 800 sicherlich wechselvolle Jahre überdauert hat. Erkennbar sind noch Löcher von früheren Scharnieren als Klappbild und für Befestigungen von Votivgaben.
Der Deal mit der Besitzerfamilie ging einvernehmlich über das Gutachten eines neutralen Experten, der den Wert mit 2,3 Millionen angab. Die Familie behielt zwei der vier Eigentumsanteile, den Rest übernahm die Stadt Köln sowie die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung, deren Repräsentanten gerne ein paar Grußworte sprachen. Für die Siemens-Stiftung (Markus Hilgert) war dies ein seltener Glücksfall, Frank Duffner von der Kulturstiftung verwies auf die Selbstverständlichkeit der Hilfe bei einem so singulärem Werk. In den langen Verhandlungen wurde dem Museum auch ein Vorverkaufsrecht eingeräumt, so dass das Bild für alle Zeiten in Köln bleiben dürfte und demnächst die Besucher des „Allerheiligsten“, der Mittelalterabteilung des WRM, von herausragender Stelle und unter den Augen der zahlreichen Heiligen, Märtyrer und Engeln an den Wänden huldvoll begrüßen dürfte.
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