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Vom Fremd-Sein

04. April 2011

„Ein Zulu in Köln“ im Horizont-Theater - Theater am Rhein 04/11

Wenn er einfach nur da sitzt und auf die Welt draußen horcht, die ihm verschlossen ist, hat die Inszenierung einen ihrer stärksten Momente. Ein Paar hat Sex, jemand hört türkischen Pop, es wird gestritten, ab und zu Schritte. Der Mann auf der Bühne schweigt. Er ist ausgegrenzt und eingesperrt – in Abschiebehaft. Sphiwe hat seinen Pass verloren, diverse Fristen versäumt und muss nun Deutschland verlassen. Die politische Aktivistin Karen will das verhindern, Anwalt Gideon soll ihr dabei helfen.

Soweit die Ausgangskonstellation in dem (Jugend-)Stück „Ein Zulu in Köln“ von Aziz Weineck, das im Horizont Theater uraufgeführt wurde und Aufklärungsarbeit leisten will. Daher werden anhand dieser Drei diverse Muster im Umgang zwischen Europäern und Afrikanern durchdekliniert: Befangenheit, Vorurteile, Ängste. Die Begegnungen sind nicht ohne Witz. Im Gegenteil. Und es zeigen sich auch Anziehung, Faszination, Reiz des Exotischen auf beiden Seiten. Das funktioniert am besten über die Blicke, die Xolani Mdluli, Sunga Weineck und Anne Schröder tauschen. Weniger überzeugend ist die zweite Ebene, die der Regisseur Jürgen Clemens eingezogen hat, der eigentlich auch Schauspieler ist und schon häufiger gemeinsam mit Sunga Weineck beim renommierten Ensemble c.t.201 gespielt hat.

Diese zweite Ebene verlässt das Reich des politisch Korrekten und Bewussten und taucht ab ins Unbewusste, holt Archaisches ins Bühnenlicht. Der in Südafrika ausgebildete Schauspieler und Tänzer Xolani Mdluli spricht Zulu und deutet traditionelle Tanzbewegungen an. Anne Schröder gibt zwar äußerlich die spröde Aktivistin, in ihrem Inneren aber wirft sie lasziv und erotomanisch ihre Haare zurück. Sunga Weineck als überheblich-arroganter Anwalt schreit in einem aberwitzigen Köln-Quiz seine Verzweiflung heraus.

Das alles will nicht recht passen, die Übergänge sind bisweilen holprig, und wenn in einer Musiksequenz die Begegnung verschiedener Kulturen durch verschiedene Musikrichtungen deutlich gemacht werden soll, ist die Szene schlicht zu lang geraten. Da liegt dramaturgisch einiges im Argen. Gut gemeint ist eben doch etwas anderes als gut.

 

„Ein Zulu in Köln“ von Aziz Weineck
R: Jürgen Clemens
Horizont Theater
Mi 27.4., 20 Uhr
0221 13 16 04

Sandra Nuy

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