Die Illustration gehörte schon immer dazu, wenn es Wissen, Probleme und Einsichten zu vermitteln galt, ob als Zeichnung in einem Lexikon, als beschrifteter Cartoon oder einfach als Teil einer Gebrauchsanweisung. Durch ihre hohe gestalterische Flexibilität gegenüber Fotos, ihre Anpassungsfähigkeit etwa an farbliche Möglichkeiten und gedankliche Konzepte und Ideen verteidigt die Illustration weiterhin ihre Stellung. Der künstlerische Gehalt auch von Auftragsarbeiten wurde seit jeher mitunter darin deutlich, dass etwa Autoren sich für ihre Bücher, Verlage für ihre Buchumschläge, Musiker für ihre LP-Cover bestimmte Künstler wünschten, die am ehesten etwas Unbenennbares aus dem Kern des „Produkts“ herauszuholen imstande waren und vielleicht sogar die Fantasie anregten – wenn nicht gar eine Illustration z.B. einem Musikstück schon als Inspiration vorausging.
Viele Illustratoren arbeiten an eigenen Projekten wie Comics oder freien Illustrationen, stellen sich aber auch dem Markt zur Verfügung und verdienen sich so – nicht unbedingt mit Namensnennung – ein Stück Unabhängigkeit. Andere suchen von sich aus die Inspiration aus Musik, Film und Text, Natur, Mode, Wissenschaft und Technik. Illustrationen streng von Kunstwerken abzugrenzen, ist oft nicht möglich, davon hielten vermutlich auch die Maler nichts, die einst die auf der Bibel basierenden Bildgeschichten für Kirchen anfertigten oder Schlachten festhielten. Genausowenig lassen sich Illustratoren auf reine Illustrationen festlegen; unter dem Begriff wird heute vielmehr alles zusammengefasst, was Zeichner unter Berücksichtigung des Marktes mit ihren Talenten anstellen können.
Ein Bereich, in dem Illustratoren einen gewissen Einfluss haben, ist der Film. Dass sie auch außerhalb des Zeichentrick- und Animationsfilms bei Hollywood-Produktionen eine wichtige Rolle spielen, ist besonders seit den 70er Jahren durch SF-Filme wie „Blade Runner“ oder „Krieg der Sterne“ oder durch Comicverfilmungen wie „Batman“ nicht mehr von der Hand zu weisen, deren Optik von Storyboards, Comics und anderen Formen der Illustration gespeist wird. Zugleich allerdings ist der Anteil nicht-fotografischer Filmplakate mit dem Voranschreiten der digitalen Bildbearbeitung stark zurückgegangen; eigentlich nur, wenn alte Filmreihen wie „Krieg der Sterne“ oder „Indiana Jones“ zurückkehren, sieht man noch handgemalte Plakatmotive. Gleiches gilt für Werbeplakate, die allerdings noch nicht unbedingt frei vom Einfluss der Illustrationen und Grafiken etwa eines Alfons Mucha sind.
Die ILLU16 widmet sich ab dem 23. März nichtkommerziell der „Schnittstelle zwischen Kunst, angewandter Kunst und Leben“ nicht nur als Ausstellung, sondern als Begegnungsstätte zwischen KünstlerInnen und Publikum. Hier kann man auf den über 1000 qm der Michael Horbach Stiftung erleben, was sich zurzeit bei uns hinter dem Begriff verbirgt, in welche Richtungen sich die Illustration mit ihren Spezialgebieten entwickelt, durch welche Entstehungsphasen eine Illustration geht und was in den letzten Jahren wieder an neuen Impulsen eingebracht worden ist. Die von der Jury geladenen 51 KünstlerInnen haben sich zudem für die gemeinsame Ausstellungswand mit dem Motto „Das Jahr des Affen“ befasst. Auf dem Programm stehen zudem Führungen, Vorträge, Diskussionen und Musik. Der Eintritt kostet 3 Euro, unter 16 Jahren frei.
ILLU16 | Do 24.3. - Sa 26.3. 11-20 Uhr | Vernissage 23.3. 19 Uhr | Michael Horbach Stiftung, Wormser Str. 23 (Südstadt) | www.illustratoren-festival.de
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