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Das Flimmern unterm Dach

27. Juni 2013

Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf mit selten ausgestellten Videoarbeiten aus dem eigenen Bestand – Kunstwandel 07/13

Der Weg in die 2. Etage des Museums Kunstpalast in Düsseldorf führt vorbei am Beuysraum, großformatigen Werken von Warhol und Richter, treppauf immer höher und schmaler, bis man in den Räumlichkeiten steht, die keine gemalten Bilder mehr beherbergen dürfen, weil Feuchtigkeit durch das marode, aber frisch renovierte Dach zieht, Kondenswasser bildet, das bis in die Ausstellungssäle hinabläuft. Mehrere Räume blieben deshalb seit mehr als einem Jahr gesperrt, bis die beiden Kuratoren Kay Heymer und Anne Rodler hier laufende Bilder installierten. Gezeigt werden 13 Videoarbeiten, die einen Zeitraum von 1974 bis heute umfassen und alle aus dem Bestand des Museums stammen. „Manche jüngere Ankäufe sind noch nie gezeigt worden“, sagt Anne Rodler, die stolz auch auf die konservatorischen Resultate älterer Arbeiten der 1970er und 1980er Jahre hinweist, deren originale Videokassetten extra für die Ausstellung „9 Video Weekends“ auf neue Bänder und DVDs überspielt wurden.

Die Rauminstallation „Qu’est-ce que c’est la maturitén“ (2008) von Manuel Graf hatte das noch nicht nötig. Er projiziert mit einem Beamer Filmsequenzen an die Wand im ersten Raum, in denen ein Tee-Service und ein merkwürdiges Schlösschen auftauchen, Rauch quillt heraus. Beim zweiten Hinsehen entdeckt man im Dämmerlicht die kleinen Objekte auf zwei Podesten im Raum. Grafs Videos sind mit 3D-Animationsprogrammen kreiert, die auch von Architekten eingesetzt werden, um geplante Gebäude zu analysieren.

Ein paar Schritte weiter Nam June Paiks „Tribute to John Cage“ (1974) und „Guadalcanal Requiem“ (1977). Das sind frühe filmische Bildcollagen, die auf einem einzelnen Monitor präsentiert werden. Gleich gegenüber Gábor Bódys „Theory of Cosmetics“ (1984/85). Der 1985 unter mysteriösen Umständen verstorbene ungarische Experimentalfilmer transferiert hier das Motiv der Verführung über verschiedene Bedeutungsebenen. Anders als Paik, der ja als Videokünstler von seiner musikalischen Ausbildung geprägt war, kam Gábor Bódy direkt aus dem Bereich Film.

Annebarbe Kau, Peter Kolb und Gudrun Teich sind SchülerInnen von Paik aus seiner Düsseldorfer Klasse, sie sind Teil des Sammlungsschwerpunktes des MKP. Kolb filmte 1979 die Hochhausarchitektur Manhattans mit einem der ersten tragbaren Videorekorder. Die Kamera hielt er dabei quer, um die Höhe der Wolkenkratzer zu erfassen, deshalb wird das auf DVD überspielte Video auf einem hochkant gekippten Monitor abgespielt. Teich zeigt Ausschnitte aus Werbefilmen in einer wilden Collage (Reiz der Dinge, 1999).

Die überaus sehenswerte Auswahl ist interessant gebaut. Fast choreografisch erzwungene Laufwege lassen die Arbeiten manchmal gemeinsam als zufällige Großraum-Installation, manchmal intim oder monumental begreifen. Im letzten Gang hat Mischa Kuball seine Lichtarbeit 1:1:1 (the spinning version, 1995) aufgebaut, Diaprojektoren werfen geometrische Formen an die Wände, die durch rotierende Glasscheiben kreisen. Zugleich erinnert das Werk an den Licht-Raum-Modulator von Lázló Moholy-Nagy aus dem Jahr 1930.

„9 Video Weekends“ I bis 11. August (nur am Wochenende) I Museum Kunstpalast, Düsseldorf I 0211-899 02 00

PETER ORTMANN

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