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Es gibt 162 Beiträge von juggernaut

Das Wunder von Bern

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Wortmann mit Spielberg-Qualitäten

20.10.2003

Ich geb?s zu: Mir ist von der ersten Minute an jegliche kritische Distanz flöten gegangen. Gewiss, die drei Handlungsstränge verlaufen eher nebeneinander her als sich zu einem schlüssigen Ganzen zu fügen, mancher Satz will nicht recht zu der ihn sprechenden Figur bzw. dem historischen Kontext passen, ein paar Szenen und Dialoge sind eigentlich zum Wegschauen und -hören (besonders gegen Schluss wird teilweise dick gekitscht) ? aber es stört nicht wirklich. Und das ist schon fast das größte Kompliment, was man einem Regisseur machen kann, wenn er es schafft, den gewohnheitsmäßigen Kritikaster in einem so ruhig zu stellen. Eine derart erfolgreiche Gemütsmanipulation kenn ich eigentlich sonst nur von Spielberg. Ja doch, ?Das Wunder von Bern? ist furchtbar sentimental ? und einfach schön.

P.S.: Vielleicht dreht ja nächstes Jahr, passend zum fünfzigsten Jubiläum des Endspiels, eine ungarische Filmproduktion einen brutal-realistischen Gegenentwurf, natürlich in s/w. Titel: ?Die Wunde von Bern?.

Herr Lehmann

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?Das hat ja schon mal ganz gut geklappt!?

08.10.2003

sagte Sven Regener nach dem ersten Stück beim letztjährigen Element of Crime-Konzert in Köln. Genau! Und nachdem auch ?Herr Lehmann? als Film ganz gut geklappt hat, sollte er sich nun mit seinem zweiten Roman (und anschließend einem darauf basierenden Drehbuch) auf die Neunziger stürzen, diesmal vielleicht mit einer anderen Hauptfigur. Womit nichts gegen Lehmann-Darsteller Christian Ulmen gesagt werden soll, ganz im Gegenteil! Der Film ist in den Hauptrollen (inklusive der vierbeinigen) durch die Bank gut besetzt und hat überdies noch originelle Gastauftritte von Karsten Speck, Tim Fischer und Christoph Waltz. Die Macher von ?Herr Lehmann? weisen übrigens im Abspann ausdrücklich darauf hin, dass dem eingesetzten Vierbeiner weder echter Alkohol eingeflößt noch sonst irgendein Leid zugefügt wurde. Na denn Prost ...und vergesst den Elektrolyt-Nachschub nicht!

?Herr Lehmann? schafft es als einer der wenigen Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe, eine Balance zwischen Komik und Ernsthaftigkeit zu halten (ist aber deswegen nicht unbedingt eine Tragikomödie). Kameraführung/Bildgestaltung, Licht, Ausstattung, Musikauswahl etc. sind des Weiteren zu loben. Der Regie von Leander Haußmann merkt man schon noch die Herkunft vom Theater an, was dem Film meines Erachtens aber nur zum Vorteil gereicht: Viele längere Einstellungen statt wild aneinander gepappter Schnipsel, das passt ganz einfach besser zu den Kneipengesprächen rund um Bier & Liebe (und ?Lebensinhalt?). Der Vorspann hingegen liefert dazu - in Bild und Schnitt/Montage - einen witzigen Kontrapunkt.

Ich glaube, man kann den ?Lehmann? guten Gewissens auch denen empfehlen, die die dreißig noch nicht überschritten haben. Und nach oben ist die Altersgrenze eh offen: Der inzwischen über 80-jährige Marcel Reich-Ranicki hat sich ja schließlich auch als großer Fan des Romans bekannt. Klar, ein Verriss von ihm wäre marketingtechnisch natürlich noch besser gewesen...

Secretary

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Interessant misslungen

07.10.2003

...ist noch das Freundlichste, was mir zu diesem angeblichen Lustspiel einfällt. Gelacht hat jedenfalls im Kino niemand ? wahrscheinlich war ich nicht der einzige unter den wenigen Zuschauern, der stattdessen James Spader und Maggie Gyllenhaal dafür bedauert hat, dass zwei so fähigen Schauspielern kein besseres Drehbuch zur Verfügung und keine bessere Regie zur Seite stand. Ein seltsames Stück Film, das insbesondere gegen Ende hin zu einer ziemlichen Quälerei wird - allerdings in erster Linie für die Zuschauer.

Diesen Film als Komödie zu promoten, ist in jedem Fall ein fataler Fehler und kann wohl auch dem Thema Sado-Masochismus in keiner Weise gerecht werden. Aber dazu sollten sich wohl besser Leute äußern, die tatsächlich diesbezüglich eigene Erfahrungen gemacht bzw. ?erlitten? haben.

Identität

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Bloß vorher keine Kritiken lesen

24.09.2003

...also eigentlich auch diesen Beitrag nicht: Kennt man das Konstrukt, das dem Film zugrunde liegt, wird einen die erste Stunde ziemlich kalt lassen, denn es ist ja eh ?alles nicht echt?. Die Schluss-Auflösung aber ist (für mich zumindest) doch noch einigermaßen überraschend. Ich glaube allerdings nicht, dass der Film insgesamt einer zweiten Durchsicht standhielte. Dann würden wohl Drehbuchlöcher und Ungereimtheiten deutlicher erkennbar werden. Gesamteindruck: Mittelmaß.

Mein Leben ohne mich

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Die Happy

17.09.2003

Etliche starke und berührende Szenen, und eine beeindruckende Sarah Polley, deren schauspielerische Leistung diesen Film vor allem trägt, zusammen mit den beiden Kinderdarstellerinnen. Nur ist das insgesamt ein fast zu idyllisch geratener Blick auf Sterben und Tod. Das Leid und die Schmerzen, die er wohl unweigerlich mit sich bringt, auch und gerade für die Hinterbliebenen, werden größtenteils ausgeblendet. Aber das geht wohl in Ordnung, wenn der Film vor allem als Hymne an das Leben als solches gemeint ist. Sehenswert.

Narren (2002)

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Tinnitus Alaaf

16.09.2003

Die ersten fünf Minuten lassen Schlimmes befürchten: Die Hauptfigur Roman sieht aus wie ein Rudi-Dutschke-Lookalike; fahle, gelblich-bräunliche Farbgebung und eine Großaufnahme von einem Frühstückstisch führen einen direktemang in die Auswüchse des 70er Jahre-Autorenfilms zurück. Ob?s nur ein ironisches Zitat war? Keine Ahnung. Der ganze Film ist sehr uneinheitlich, wechselt häufig übergangslos von Komödie zu Tragödie und wieder zurück. Einzelne sehr starke Szenen, so z.B. die Verfolgungsjagd, die Roman mit den besten Absichten begann und dann ein böses Ende nimmt, oder der Gastauftritt von Wilfried Schmickler als gestresster Prinz Karneval (?Tinnitus Alaaf!?) samt Funken-Entourage. Und auch der Seniorensex-Witz, den Romans Omma zum Besten gibt, ist nicht von schlechten Eltern. Eine Gesamtbeurteilung fällt indes schwer. Dass der organisierte Frohsinn auf der Straße manchmal direkt in den ganz normalen Wahnsinn mündet, wusste man ja eigentlich schon vorher...

Spun

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Was Sie schon immer über Methamphetamine wissen wollten

16.09.2003

?Spun? ist die schrille, überdrehte und farcenhafte Variante von Darren Aronofskys düsterem Meisterwerk ?Requiem for a dream?. Ein wüster und wilder Bilderflash, eine Mischung aus ?Trainspotting?, ?Bube, Dame, König, grAs? und noch vielem mehr. Zitiert werden u.a. 70er Jahre-Krimiserien inklusive dazu gehöriger Musik, Ex-Metal-Sänger Rob Halford ist in einer Nebenrolle als Pornoverkäufer zu sehen, und John Leguizamo (in einer Szene nur mit einer zweckentfremdeten Socke bekleidet) sieht aus, als ob sie ihn bei MTV-Jackass rekrutiert hätten (oder bei den Chili Peppers). Keinesfalls unterschlagen werden darf Mickey Rourke in seiner besten Rolle seit ?Barfly?. Nicht alles gelingt bei diesem Highspeed-Tempo, gegen Ende geht dem Film (und den Figuren) ein bisschen die Luft aus. Ein bizarrer, manchmal böser Spaß. Sehenswert.

Liegen lernen

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hätte besser sein können

11.09.2003

Ich kenne zwar das Buch von Frank Goosen nicht, aber die Verfilmung wirkt wie eine Ansammlung von Roman-Versatzstücken und -Episoden, die nur lose durch die auch off erzählende Hauptfigur Helmut zusammengehalten werden. Die Figuren machen eher den Eindruck von Platzhaltern/Typen, die ein Lebensgefühl oder den jeweiligen Zeitgeist verkörpern und transportieren sollen, bleiben dabei aber seltsam blass und konturlos.

Die Inszenierung der Familienszenen im Wohnzimmer erinnert (auch durch die Auswahl der Schauspieler/Gesichter für die Rollen von Helmuts Eltern) sehr stark an Loriot-Sketche, nur dass hier halt nicht Familie Hoppenstedt in der scheußlichen, aber stilechten Wohnzimmerambiente versammelt wird. Das gehört auch zu den Pluspunkten des Films: In Ausstattung, Kostümen, Musik etc. wird insbesondere der ?Look? der frühen 80er schön rekonstruiert. Außerdem geben sich die Akteure und Aktricen alle Mühe, dem Film Leben einzuhauchen. Schade allerdings, dass man dabei einer so exzellenten Schauspielerin wie Sophie Rois so wenig zu tun gibt.

Natürlich gibt?s in ?Liegen Lernen? das eine oder andere Aha-Erlebnis und einiges zum Wiedersehen, Erinnern und Schmunzeln für einen Thirtysomething. Aber irgendetwas fehlt diesem Film, vielleicht tatsächlich so etwas wie ein spannender Ziel- bzw. Interessenkonflikt. Zu vieles wird nur gestreift oder angedeutet. Alles in Allem ganz nett und annehmbar, Drei Plus, aber kein Muss.

Fluch der Karibik

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Riesenspaß

03.09.2003

Potzblitz, wer hätte gedacht, dass man das Genre Piratenfilm noch mal zum Leben erwecken könnte! Da glaubt man, mit „Herr der sieben Meere“, „Des Königs Admiral“ und natürlich „Der rote Korsar“ seien schon vor langer Zeit alle Highlights gedreht worden. Denkste: Da gibt’s ein wundervoll choreographiertes, sehr einfallsreiches Fecht-Ballet zwischen Johnny Depp und Orlando Bloom, zahlreiche Anspielungen auf die Klassiker (z.B. der Meeresboden-Spaziergang mit umgedrehten Boot aus „Der Rote Korsar“), jede Menge (Dialog-)Witz und Slapstick, gut dosiert eingesetzte Special Effects und einen Johnny Depp, der als leicht durchgeknallter Piraten-Käptn durch den Film tänzelt und taumelt, als ob er den Ali-Shuffle neu erfinden wollte. Ach ja, man sollte auch nicht versäumen, sich das Originalgenuschel von Johnny Depp anzuhören (mit Untertiteln, manchmal treibt er’s gar zu arg).

Ich hätte auch nie für möglich gehalten, dass ausgerechnet aus der Kombination Jerry "The Rock“ Bruckheimer goes Disney-Realfilm etwas Brauchbares entstehen könnte. Aber manchmal ergibt eben auch im Film minus mal minus plus.

Nicht auflegen!

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Phänomenal

13.08.2003

Ein famoser kleiner Film, in dem die Hauptfigur nahezu permanent vor die Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt wird, denn aus dieser ?Phone Booth? scheint es ?No Way Out? zu geben. In jedem Fall zu empfehlen: die Originalversion. Zwar ist da an einigen Stellen mit Schnell- und Durcheinandersprechhektik nicht alles zu verstehen, alles Wesentliche aber kriegt man mit. Dafür sorgt schon Kiefer Sutherland als Stimme des unheimlichen Anrufers. Ohne Einschränkung hörens- und sehenswert.

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