Es gibt 162 Beiträge von juggernaut
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10.11.2005
Von Totenstille oder Friedhofsruhe keine Spur: in Tim Burtons Underworld-Version tanzen alle Puppen. Natürlich sind grinsende Totenschädel und im Takt zur Musik klappernde Skelette nichts grundlegend Neues. Doch Burton schafft es im Verein mit Set Design, Puppenspielern und sonstigen technischen Spezialisten, die Geschichte der versehentlichen Vermählung zwischen Victor (leichenblass, aber lebendig) und Emily (blue in the face und ergo ziemlich dod) spannend und spaßig über die Bühne und zu einem guten Ende zu bringen. Danny Elfmans Songs ? fünf, sechs an der Zahl; keine Angst, es wird nicht durchgehend gesungen! ? klingen in meinen Ohren etwas konventioneller und weniger schräg als noch beim ?Nightmare before Christmas?, was der fröhlich-morbiden Stimmung in diesem anspielungsreichen Grusical um die ?Corps Bride? aber durchaus bekommt.
Wer will, mag Burton vorhalten, sich hier allzu sehr auf seine bewährte Filmfamilie mit Elfman und Johnny Depp (Stimme von und optische Vorlage für Victor) an der Spitze zu verlassen und nur bereits bekannte Motive aus seinem Werk zu variieren. Nun muss Tim Burton aber niemandem mehr etwas beweisen. Und auch nicht mit jedem Film das Kino neu erfinden. Er darf auch einfach mal einen guten, unterhaltsamen Streifen machen. Den man sich allerdings auf jeden Fall im Original anschauen und -hören sollte.
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03.11.2005
Auch wenn es ein bisschen gemein klingen mag: Was im ?Durchfahrtsland? streckenweise an Realsatire geboten wird, liegt jenseits der Reichweite von Kabarett und Comedy. Dazu noch ein trocken-ironisch gesprochener Off-Kommentar von Regisseurin/Autorin Alexandra Sell, und fertig ist ein Dokument über Deutsch-Land und eine Rocky Horror Vorgebirgs-Show, die sich gewaschen hat. Köln vs. Düsseldorf? Berlin contra München? Lächerlich! Viel spannender sind die Konflikte entlang der ?Staatsgrenze? (O-Ton Vorgebirge) zwischen Bornheim-Hemmerich und Bornheim-Rösberg und die heroischen Versuche des ersten jemals für beide Sprengel gleichzeitig ernannten Pfarrers, die jahrhundertealte Dorffeindschaft zu befrieden. Und das ist längst nicht alles: Da gibt es noch eine Frau, die Vorgebirgs-Krimis mit Titeln wie ?Der Hackebeil-Mörder? schreibt und aussieht und spricht wie Ulla Schmidt (Gesundheit!), einen uniformbegeisterten Halbitaliener, dessen Trachten zwischen Spielmannszug, Bundeswehr und Schützenverein wechseln, und den künstlerisch veranlagten Youngster des sanges- und trinkfreudigen Walberberger Junggesellenvereins, der Modedesigner in Paris oder Mailand werden will.
Sie habe immer darauf geachtet, die Würde ihrer Protagonisten zu wahren, hat Alexandra Sell in Interviews gesagt. Nun ja, letztlich ist manches dennoch haarscharf an der Grenze zur Vorführung. Hochmut und Herablassung gegenüber den Durchfahrtsländlern wäre gleichwohl fehl am Platze. Für die Offenheit und Konsequenz, mit der sich die hier Porträtierten samt Vereins- oder Gemeinde-Anhänge(r)n haben zeigen lassen, gebührt ihnen Anerkennung. Denn: Jeder Jeck ist anders, und Provinz ist (fast) überall.
P.S. Abgesehen von Wayne Wangs ?Smoke? habe ich in einem Film noch nie so viele rauchende Menschen gesehen.
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03.11.2005
Die ?Jagd nach dem Riesenkaninchen? fängt derart furios an, dass einem kaum Zeit bleibt zum Staunen und Lachen über die Vielzahl von technischen Gags, die sich Nick Park & Co. ausgedacht haben. Dass der Rest mit dem Höllentempo und dem enormen Einfallsreichtum der Eingangssequenz nicht ganz Schritt halten kann, ist nicht weiter schlimm. Hübsche Anspielungen auf Klassiker der Horrorfilmgeschichte und ein Haufen schräger Typen und Tiere sorgen dafür, dass der Unterhaltungswert nahezu konstant hoch bleibt. Rülpsende Karnickel und einige wenige leicht zotige Gags sind dabei wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, doch wenn beispielsweise Gromit als Ganzkörper-Puppenspieler die Fäden zieht, um der künstlichen Lockvogel-Riesenhäsin einen lasziven Hüftschwung zu verschaffen, hat das ganze Publikum seinen Spaß. ?Chicken Run? war sicherlich von Anlage und Story her der witzigere und ausgeklügeltere Park/Aardman-Film. Aber Wallace und Gromit sind halt einfach unverwüstlich komische Sympathieträger. Cheese!
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03.11.2005
Ein noch nicht totgefilmtes und den meisten Westlern unbekanntes Grasland in der Mongolei, ein Hund, ein paar auf noch unsicheren Beinen durch die Gegend wackelnde (Klein-)Kinder, die meist das Gegenteil von dem machen, was man ihnen sagt ? das passt schon. Leise und unspektakulär ist dieser Film dabei, hat dazu noch viele lange Einstellungen und ein eher gemächliches Tempo, baut aber auch an zwei Stellen echte dramatische Spannung auf (wg. verloren gegangener Kinder). Der Kontrast zwischen Nomaden-Tradition und Moderne wird nur am Rande gestreift, im Mittelpunkt steht der Alltag der Familie Batchulun, die sich im Rahmen einer fiktionalen Handlung selbst spielt. Da kann man die Kamera ruhig mal aufstellen und abwarten, was in ihrem Schussfeld passiert. ?Richtige? Schauspieler hätten sich für diesen Film wohl auch kaum finden lassen ? bekanntlich kann man gegen Hunde und Kinder nur verlieren.
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Und jetzt ein heißer Anwärter auf den Gerhard-Delling-Preis für gekünstelte Überleitungen: ?Verlieren kann man allerdings auch als Zuschauer ? nämlich die Lust am Kinobesuch.? Von manchen Kinogänger/inne/n ist es inzwischen anscheinend zu viel verlangt, mal für die Dauer von rund 90 Minuten die Klappe zu halten und insbesondere den Gebrauch der Kauwerkzeuge einzustellen. Vom typischen Blockbuster-Multiplex-Publikum erwartet man ja schon gar nichts mehr, aber bei einem Film so weit abseits des Mainstreams wie ?Die Höhle des gelben Hundes?? Gerade in kleineren Sälen können ein paar gut verteilte Popcorn-Raschler einem Filme wie diesen gründlich vermiesen. Gut, die Kinos müssen (und sollen!) leben, und das können sie offensichtlich nicht allein von ihrem ?Kerngeschäft?. Wenn man aber schon unbedingt Gesöffs und Fressalien verkaufen muss, sollte man auch so konsequent sein und analog zu den früheren Raucher-Logen nun Imbiss-Logen für Dauerraschler einrichten. Und am besten auch gleich noch Quatschboxen für Dauerredner.
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06.09.2005
Wenn Filmer und Hauptfigur Faigle nach seinem Besuch im Goethehaus in Weimar in Szene setzt, wie nicht nur zwei, sondern mindestens ein Dutzend miteinander im Widerstreit liegende Seelen in seiner Brust wohnen, ist das nicht nur lustig, sondern scheint tatsächlich etwas von der Zerrissenheit im ?deutschen Wesen? zu erhellen. Aber ist diese Zerrissenheit wirklich exklusiv deutsch? Alles in allem ist man nach diesem collagen- und sprunghaften deutschen Depressions-Potpourri durchaus so klug als wie zuvor. Das liegt möglicherweise auch daran, dass der Film sehr viel Abwechslung bieten will ? man könnte auch etwas böswillig sagen, beliebig von einem Ort oder Thema zum nächsten springt ? um seinen zentralen Gegenstand ?Die Deutsche Depression? von allen möglichen Seiten und Perspektiven her komödiantisch zu beleuchten: Ist sie ?typisch deutsch?? Also quasi ?genetisch bedingt?? Oder vielleicht doch eher ?geographisch bedingt?, weil wir nicht weit genug südlich liegen, also weniger Sonnenstunden als die ?immer lustigen? Italiener abkriegen? Und was denken eigentlich ausländische Touristen über die schwermütigen deutschen Jammerlappen? Sehr komisch, dass eine von Faigle in Rüdesheim (oder war?s am ?Deutschen Eck? in Koblenz?) befragte Asiatin sich darüber beklagt, die Deutschen seien viel ?arroganter? als etwa Briten und Franzosen. Da werden die Franzosen aber mächtig beleidigt sein, gewinnen sie doch normalerweise bei Umfragen in der Arroganz-Kategorie immer haushoch. Ebenfalls nicht schlecht die beiden britischen Touristinnen, die anmerken, dass die Deutschen immer so steif seien und erst nach ein paar Bier zugänglicher würden. Gibt?s da nicht diesen uralten Witz von den beiden Briten, die auf einer einsamen Insel strandeten und nie ein Wort miteinander wechselten, weil sie einander nicht vorgestellt worden waren? Also, ich wage mal zu behaupten, dass nationale Stereotype und Klischees ? zumindest innerhalb desselben Kulturkreises, in diesem Fall Europa ? ziemlich austauschbar sind. Sooo groß ist der Unterschied zwischen (manisch-depressiven) Deutschen, (förmlich-steifen) Briten und (arroganten) Franzosen wahrscheinlich gar nicht...Wie dem auch sei, Faigles froher Botschaft, dass wir uns alle ein bisschen lockerer machen sollten statt immer so gründlich und perfektionistisch (deutsch) an die Dinge des Lebens heranzugehen, ist natürlich grundsätzlich zuzustimmen: ?Deutsche, hört auf zu jammern!?
Unterm Strich ist ?Die große Depression? denn auch ein allemal sehenswerter Versuch der Annäherung an ein vermeintlich typisch deutsches Phänomen. Mitunter ein wenig anstrengend, auch bedingt durch gelegentliche Wechsel der Erzählform z.B. zum Märchen, Ritter- oder Puppenspiel; eine Musical-Einlage darf ebenfalls nicht fehlen. Und der ?kleinen Depression?, soll heißen seiner privaten, persönlichen Geschichte, hat der Filmemacher für meinen Geschmack zu viel Platz eingeräumt. Das wird aber durch eine Menge witziger und fast ebenso vieler unfreiwillig komischer Originaltöne, die er auf seiner Deutschlandreise eingefangen hat, mehr als wettgemacht.
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Weitgehend ausgespart hat Faigle in seinem Film die Rolle der Medien. Das war nicht sein Thema und soll ihm deswegen auch überhaupt nicht vorgeworfen werden. Es wäre allerdings schon schön, wenn sich mal jemand die Mühe machen würde zu untersuchen, inwieweit gewisse Medien nicht nur als Resonanzboden und Verstärker der ?Großen Depression? gewirkt, sondern sie auch bewusst und interessegeleitet herbeigeschrieben und -gesendet haben. Ein solcher Film (oder Text) müsste dann wohl eher heißen: ?Die große Manipulation?.
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03.09.2005
Die hier versammelten ?Weltverbesserungsmaßnahmen? bieten einige hübsche Ideen, denen aber häufig zu schnell die Luft aus- und das Potenzial für eine 10- oder 15-minütige Episode abgeht. Manches wäre als gespielter Witz in Sketchlänge wahrscheinlich besser rübergekommen. Da mangelt es teilweise an Tempo und Timing, teilweise an Einfällen, um aus der durchaus originellen Ausgangskonstellation mehr herauszuholen.
So wird z.B. in einer ?Maßnahme? der betriebswirtschaftliche Modebegriff der ?flachen Hierarchie? in eine menschliche Einheitsgröße von 1,90 Meter übersetzt, was zumindest für ein paar lustig anzuschauende Plateausohlen-Gags gut ist (Eine Episode über einen Einheitssteuersatz gibt es hingegen nicht, das muss wohl selbst den Machern dieser Dokusatire zu albern vorgekommen sein). Die Idee vom (erwachsenen) ?Leihbruder? für Einzelkinder verspricht mehr Witz, als es die Umsetzung halten kann. Die ?Aktive Krankenversicherung?, die mit der hin und wieder bereits satirisch genutzten Vorstellung spielt, dass die Patienten/Versicherten selbst zu Ärzten werden und sich gegenseitig operieren (unter Anleitung durch ein Operationsvideo), entfaltet immerhin einen gewissen morbiden Charme. Eindeutig zu lang geraten ist dagegen die Geschichte um den ?Sorbischen Euro?, der als Mittel gegen die Sparsucht wirken soll (Die Geldscheine ?verwelken? dabei nach einer chemischen Spezialbehandlung innerhalb von Wochen, können somit nicht ewig gehortet werden). Und Parodien auf gruppendynamische Prozesse in Selbsthilfekursen (Episode ?Ampel e.V.?) hat man einfach schon zu oft gesehen.
Gut und überzeugend umgesetzt ist die Idee, medialen Experten-Wahn und Expertensprech dadurch aufs Korn zu nehmen, dass derselbe Schauspieler die in den einzelnen Episoden jeweils zu Wort kommenden Fachmänner spielt, und diese im immer gleichen Tonfall und der immer gleichen Mimik gibt. Konsequenterweise trägt er auch immer denselben Rollennamen ?Dr. Johannes Schleede?, mal als ADAC-Mobilitätsberater, mal als Umwelt-Staatssekretär, mal als Mediziner (dann natürlich befördert zum Prof. Dr. med. ...und mit Filzhut ausgestattet). Allerdings fehlt im Text von Dr. Schleede die derzeitige Experten-Hohlphrase Nr. 1: ?alternativlos?, die hätte man ihn ruhig auch ein paar mal aufsagen lassen dürfen.
Das alles erinnert ein bisschen an den absurden Humor und Slapstick aus den Monty Python-Sketchen und -Filmen (teilweise auch in der grafischen Gestaltung der Zwischenspiele), aber etwas vom Kaliber des ?Ministeriums für alberne Gangarten? ist leider nicht darunter. Insgesamt zu bemüht und für meinen Geschmack auch nicht bissig genug. Es wäre vermutlich eine Verbesserung gewesen, wenn man diese Episodensammlung nicht auf die Spielfilmlänge von 90 Minuten ausgedehnt hätte.
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03.09.2005
Der komische Höhepunkt dieses Hochzeitsfilms der etwas anderen Art ist zweifellos die Auseinandersetzung zwischen der betrogenen Braut und dem untreuen Bräutigam, inklusive des als Teil der Handlung integrierten ?Hochzeitsfilmers?. Hier bietet ?Sábado? burlesken Boulevard vom Feinsten. Und markiert gleichzeitig die, wenn man so will, ?These? dieses Films: Männer sind Triebmaschinen und können nicht treu sein. Der nur mit einem Handtuch bekleidete, weil unter der Dusche hervorgezerrte Victor, den die wütende Blanca im Hochzeitskleid zur Rede stellt, nachdem sie an ihrem ?wichtigsten Tag? von seiner fortgesetzten Untreue (und deren unerwünschten Folgen für Victors Geliebte) erfahren hat, bestätigt diese Annahme auch noch, indem er als Erklärung für die von ihm regelrecht als ?natürlich? dargestellte männliche Untreue-Veranlagung auf den zahlenmäßigen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Fortpflanzungsmaterial verweist. Was Blanca erwartungsgemäß kaum beeindruckt, ebenso wenig wie Victors Versuch einer Analogie: Wenn man an seinem Computer an einer Datei arbeite, denke man natürlich erst einmal nur an diese Datei, aber schließlich gebe es da ja noch andere Dateien auf dem Rechner...
Nun ist ?Sábado? keine reine Komödie. Die von Victor vorgetragene, biologistisch-mechanistische Sichtweise auf die Liebe wird in einer anderen Passage noch einmal in ernsthaftem Ton verhandelt: Adrenalin und Hormone spielen die Hauptrolle, so erklärt es der verhinderten Braut auch ein mit ihr befreundetes Pärchen, und empfiehlt als Rezept gegen Liebesleid eine neue Liebe. Blanca selbst merkt im Laufe dieses Gesprächs leicht resigniert an, dass frau sich letzten Endes beim rücksichtslosen Macho doch besser aufgehoben fühle als beim lieben, netten, aber entscheidungsschwachen Träumerle, das im Gegensatz zum Macho nie voran komme im Leben. Am Ende beschließt sie, ihren Freund Diego aufzusuchen, mit dem sie eine nicht ausgelebte Leidenschaft verbindet, um den Versuch zu unternehmen, den Betrüger Victor nun ihrerseits zu betrügen...?Ihr schönster Tag?? ?Sábado? ist auch eine kleine Studie über ?Realismus? und ?Idealismus? in der Liebe, tragikomisch und mit einer Spur Lebensweisheit versehen: Je hehrer die Ambitionen und je höher die Erwartungen, desto wahrscheinlicher sind Scheitern und Enttäuschung.
Das filmische Experiment, dieses komische Alltagsdrama in etwas mehr als einer Stunde Echtzeit wiederzugeben, kann dabei durchaus als gelungen gelten. Ob allerdings die Wackelkamera wirklich nötig ist, um ?Leben live? adäquat zu simulieren, bleibt weiterhin fraglich. Die freiwillige Beschränkung der Mittel, wie z.B. seinerzeit in der ?Dogma?-Gründungsakte verabredet, läuft grundsätzlich immer Gefahr, zur bloßen stilistischen Fingerübung oder zum eitlen künstlerischen Selbstzweck zu verkommen. Zu dieser Sorte Film gehört ?Sábado? allerdings nicht.
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27.07.2005
...das nach diesem Film erörtert werden muss, scheint offenbar die Frage zu sein, wie es sich mit dem Wichsen unter der Dusche verhält (siehe Beiträge von Colonia und Otello). Vielleicht sollte ?arte? dazu mal einen Themenabend veranstalten. Und als Experten Kevin Spacey einladen, der in ?American Beauty? zum Wichsen unter der Dusche ja eindeutig Position bezogen hatte: ?Das ist der Höhepunkt meines Tages!? Oder es könnten sich Herbig und Kalkofe zusammentun und einen Western im Edgar-Wallace-Stil mit Hitchcock-Referenz drehen: ?Der unter der Dusche wixxt?.
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21.07.2005
...beziehungsweise countdown to death. Drei Jahre nach Luc Bessons Tiefseedrama ?Le grand bleu? zeigte dessen Hauptdarsteller Jean-Marc Barr hier erneut seine Qualitäten als Wassermann. Und sein Regisseur Lars von Trier frönte auch zum Abschluss seiner ?Europa?-Trilogie wieder seinen Lieblingsspielen und -obsessionen, also vor allem der Hypnose, dem alten, kranken Kontinent und dem lustvollen Zitieren, Brechen und Verfremden von Filmgeschichte. Das Genre, das er hier aufs Korn genommen hat, nennt man wohl Politthriller und könnte die darin erzählte Geschichte um Verbrechen und Verrat, Schuld und Sühne, Liebe und Tod im Nachkriegsdeutschland 1945/46 sogar einigermaßen stringent wiedergeben, wenn man denn wollte. Aber wer will das schon so genau wissen. Die Farbgebung und die Bildkomposition sind es, die den Unterschied machen: Größtenteils hartes, kontrastreiches Schwarz-Weiß wird immer wieder effektiv mit Farben ?aufgemischt? bzw. effektvoll ergänzt. So erstrahlt beispielsweise Barbara Sukowa in manchen Szenen in einer Art leuchtenden Blässe (wenn es das gibt), die direkt den 50er-Jahre Hollywood-Melos entlehnt zu sein scheint. Und so könnte man an dieser Stelle weiter den Bogen schlagen von Sukowa zu ihrem Entdecker Fassbinder und dessen Vorliebe für Sirk usw usf... bis man am Ende wieder beim praktizierenden Europathologen Lars von Trier und dessen seltsamer Deutschland-Obsession landet. Da hat von Trier doch höchstselbst den Liedtext zu einer ?Europa Aria? gedichtet und für den weiblichen Gesangspart die ausgebildete Opernsängerin und Punk-Walküre Nina Hagen engagiert, die uns zum Abspann noch ein donnerndes ?Eurrropa? um die Ohren schmettert. O.K., kann man als musikalischen Gag durchgehen lassen und ist natürlich Geschmackssache (Wenn es um Hymnen an den alten Kontinent geht, bevorzugt man in rheinischen Gegenden dann doch eher das Europa-Lied, mit dem die beiden unverwüstlichen Bonner Vereinsmeier Litzmann & Schwaderlappen (alias Pause & Alich) alljährlich das ?Pink Punk Pantheon? beschließen. Aber das nur am Rande.).
Er ist schon ein rechter Filou, der Herr von Trier. Aber dafür, dass er einen mit diesem 15 Jahre alten Film noch irritieren, provozieren und anregen kann (sowie streckenweise auch noch unterhält und in Spannung versetzt, kaum zu glauben!), muss man ihm angesichts eines bislang eher lauen 2005er-Filmjahrgangs schon fast dankbar sein.
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21.07.2005
Das Bemühen, der Buchvorlage und seiner Struktur gerecht zu werden, ist dem Film nicht abzusprechen. Die ständigen Einschübe aus dem ?Guide? mit Wissenswertem über die Galaxis bietet eine Erzählerstimme aus dem Off dar, unterlegt von mehr oder weniger originellen Animationen. Für den Film spricht auch, dass er mehr ?echtes? als digitales Material und (Puppen-)Personal verwendet; so kommen zum Beispiel die schlechte Gedichte vortragenden Vogonen-Glibbermonster doch gleich viel besser ?rüber. In den gelungeneren Passagen erinnern Ausstattung, Sets und Inszenierung tatsächlich an die Phantasiewelten Terry Gilliams oder Tim Burtons.
Allerdings hetzt der Ritt durch die Galaxien in der zweiten Stunde zunehmend konfuser und hektischer durch die Story. Da wird zu häufig der kurze Weg zum schnellen, klamaukigen Gag gesucht und aus einer Figur wie Zaphod Beeblebrox, dem Galaktischen Präsidenten mit den zwei Köpfen, ein reiner Bajazzo gemacht. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Beobachter des Films den manisch-depressiven Roboter-Eierkopf Marvin noch am überzeugendsten fanden.
Nun denn, den Versuch war?s wert, aber von einer Verfilmung des ?Restaurant at the End of the Universe? und der restlichen Bücher aus der Hitchhiker-Serie möge man bitte absehen.
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Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
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Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
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„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24