Im Moment ist es verdächtig ruhig um die Kölner Theaterszene. Für das Schauspiel Köln gab es abermals keine Einladung zum Berliner Theatertreffen. Nach den fetten Jahren unter Karin Beier rutscht das Kölner Schauspiel damit trotz einiger guter Produktionen wieder an die Peripherie der deutschen Theaterwelt. Da sich die Sanierung der städtischen Bühnenbauten am Offenbachplatz noch mindestens zwei, drei Jahre hinziehen wird und Oper und Schauspiel im Staatenhaus in Deutz und im Depot in Mülheim ihre Interimsspielstätten bezogen haben, ist die historische Mitte Kölns nahezu zur theaterfreien Zone mutiert. Es obliegt so vor allem den freien Theatern innerstädtisch für theatrale Impulse und laufende Spielpläne zu sorgen. Eigentlich sollten sie dies längst basierend auf einem neuen Theaterförderkonzept tun, dieses liegt aber leider immer noch unter Verschluss in den Amtsstuben der Verwaltung und ist in seiner neuen Ausgestaltung auch den Akteuren der Szene bislang nicht konkret bekannt.
Daneben kämpfen die freien Theater und Gruppen seit langem für eine Verbesserung ihrer dramatischen Unterfinanzierung – bislang gibt es seitens der Verwaltung und der Kölner Kulturpolitik aber keine Anstalten, zusätzliche Fördermittel in die Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 einzubringen. Sollte dies nicht bald geschehen, so wird sich bis 2018 wieder nichts verbessern, was für einige Akteure das Aus bedeuten könnte. An dieser Stelle herrscht höchster Handlungsbedarf, und so kann auch die Stille in der Szene selber nur als Angststarre oder Ruhe vor dem Sturm interpretiert werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es als äußerst fraglich, ob es sinnvoll ist, dass die Stadt bezüglich der Anträge zur Projektförderung wieder zu zwei Antragsfristen, 30. Juni für Projekte im 1. Halbjahr des Folgejahres und 31. Dezember für Projekte im 2. Halbjahr des Folgejahres, zurückkehrt. Ist doch der Projektmitteltopf mit etwas über 160.000 Euro für 130 Projektanträge im Jahr viel zu schmal ausgestattet. Als großes Problem erweist sich auch, dass der jeweilige Stadthaushalt in den letzten Jahren immer erst frühestens zur Jahresmitte entschieden wurde und damit Mittel für freiwillige Leistungen erst sehr spät freigegeben werden. Jetzt besteht die große Gefahr, dass viele Antragsteller auf das 2. Halbjahr spekulieren, wo die Auszahlung der mickrigen Förderungen als wahrscheinlicher erscheint, aber zukünftig dann nur die Hälfte des Budgets zur Verfügung stehen wird. Ein Schildbürgerstreich!
Erfreuliches gibt es dagegen aus dem Freien Werkstatt Theater in der Kölner Südstadt zu vermelden, welches den Weggang von Inken Kauter zu verkraften hatte. Seit dem neuen Jahr konnte die Regisseurin PiaMaria Gehle für eine Mitarbeit im Leitungsteam gewonnen werden, so dass es im FWT nun wieder die bewährte Doppelspitze gibt. Gehle hatte in der vergangenen Spielzeit bereits „Alltag & Ekstase“ von Rebekka Kricheldorf sowie den Ingrid-Lausund-Abend „Bin nebenan“ im FWT inszeniert. Vorher – von 2010 bis 2013 – leitete sie trotz desaströser Finanzlage künstlerisch erfolgreich das Theater der Keller. Bon Chance also für das FWT in der Kölner Südstadt.
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