Es gibt nur eine Heimat, nur ein Zuhause. Drei bestickte Schmuckkissen aus den 1950er Jahren und eine grenzwertig farbige Kuckucksuhr von Stefan Strumbel markieren den Eingang in die „Suche“ nach der Heimat im Bonner Haus der Geschichte. Schon im Titel der Ausstellung zeigen sich die inhaltliche Diskrepanz der Wörter und die Widersprüche, die in deren Auslegung stecken. Die Zeit selbst scheint gegen eine allgemeingültige „Heimat“ zu arbeiten: Wechselnde Orte und wechselnde Gesellschaften machen die Verortung nicht leicht, die Psychologie dahinter nicht auffindbar und was das Allerschlimmste bleibt: Der Begriff „Heimat“ wird immer wieder missbraucht – selbst dann, wenn es ein Schlager zu sein scheint.
Dass in das Wort so viel Herzblut gesteckt wird, scheint auch eine deutsche Angelegenheit zu sein – seit der Romantik steht es in erster Linie für eine heile Welt, seit dem zweiten Weltkrieg auch explizit für verlorenen Boden. Die Ausstellung hat dem einen ganzen Raum gewidmet. Da gibt es bis heute den Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen – da treten sie dann an, die Landsmannschaften aus Masuren, Schlesien und den vielen „verlorenen“ Ostgebieten.
Chronologisch wandert der Besucher durch die Gefühlswelten derer, die eine Location zur Selbstbestimmung brauchen. Am sichersten ist es, wenn das Gefühl den Ort bestimmt, der eigentlich auch nur temporär bleiben muss. In Deutschland zu Hause. Das ist eine schöne Überschrift, in der an die unsägliche Geschichte der Juden in Deutschland erinnert wird und die gleichzeitig und dankbarerweise auch ihre heutige Präsenz unter uns dokumentiert. „Gegen jeden Antisemitismus“ – dieses Statement neben der Vitrine mit den verschiedenen Kippas macht das unmissverständlich klar. Der mir völlig unbekannte „Dreidl“, die Aktion „Meet a Jew“ und das Schild der Aufnahme-Landesstelle-Unna Massen zeigen auch haptisch die Pole, zwischen denen die Menschen immer noch pendeln (müssen). Die umfangreiche Ausstellung in Bonn besteht aus einem Meer von Fotografien und überaus interessanten Devotionalien, sie ist sehr schön kuratiert und quasi als Dorf angelegt, was nicht nur die Laufwege betrifft. Und nicht zu vergessen: Manchmal wird die Heimat auch weggebaggert.
HEIMAT – Eine Suche | bis 25.9. | Haus der Geschichte Bonn | 0228 916 50
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