Den Stil des Meisters können die drei Jungs aus Pasadena auch heute noch nicht verleugnen. Inzwischen gehören George Holz, Mark Arbeit und Just Loomis selbst zu den Stars der Modefotografie. In den achtziger Jahren trugen sie als Assistenten noch den Louis Vuitton Koffer, in dem Helmut Newton seine Kamera transportierte. Als „Three Boys from Pasadena“ sind sie bekannt geworden, dem Ort, an dem sie ihr Studium begannen und Helmut Newton vor einer Boutique abpassten, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Die Kölner Galerie Kaune, Sudendorf gewährt jetzt einen Blick in das Schaffen der drei Amerikaner.
George Holz zeigt mit „Interlude“ etwa einen Doppelakt, der im letzten Winter entstand und augenzwinkernd Posen von Newton zitiert. Bei Holz liegen die unbekleideten Models auf gebleichten Planken, während Newton sie in Paris auf kitzligem Flokati präsentierte. Mark Arbeit zeigt Bilder aus einer Serie, die in Pariser Künstlerateliers entstand. So entwirft er eine Szene im Atelier des Bildhauers Robert Grattier. Tausende kleine Gegenstände sind in diesem wundervollen Chaos zu sehen, poliert, verstaubt oder einfach von ihren Gebrauchsspuren veredelt. Zwischen Rinden und geschälten Hölzern zeichnet ein Model als entkleidete Muse auf großen Papierbögen. Ein Bild, das sich wie eine Sinfonie der Oberflächen ausnimmt, in der das Augen gar nicht mehr zur Ruhe kommen möchte.
Seltenener als Newton greifen die drei auf mondänes Ambiente zurück. George Holz zeigt Angelina Jolie noch ganz ohne Tattoos und kosmetische Korrekturen im schwarzen Hemdchen in einem Badezimmer. Während bei Holz und Arbeit auch die delikaten Einflüsse der Schwarzweißfotografie von Erwin Blumenfeld und Irving Penn unverkennbar sind, findet sich bei Just Loomis eine rauhere Mischung, die Newtons kalkulierte Distanz mit der Direktheit einer Diane Arbus verbindet.
Loomis sucht sich seine Sujets auf der Straße oder im Diners um die Ecke. Wuchtige Porträts von Kindern gelingen ihm, wobei er in den Details, wie den bemalten Fingernägeln der Mädchen, den getuschten Wimpern oder den militärischen Posen der kleinen Skater auf subtile Weise zeigt, wie die Kindheit von den Attributen des Erwachsenseins unterminiert wird. Fast unbemerkt wird die Unschuld an die Schönheitsideale der Konsumgesellschaft verkauft. Visuelle Abenteuer hält jedes der drei Werke im Übermaß bereit, wobei die Körperlichkeit in ihrer verführerischen Schönheit für die drei Fotografen - die mit dem Stil ihres Mentors intelligent kokettieren - stets das zentrale Thema bleibt.
„Three Boys from Pasadena – A Tribute to Helmut Newton“ | bis 19.5., Di-Sa 13-18 Uhr | Galerie Kaune, Sudendorf, Albertusstr. 26, Köln | Infos: 0221 99 20 33 37 | www.ks-contemporary.com
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