Auch in ihrer aktuellen Jahresausstellung gelingt dem Kolumba der Spagat: zwischen alter und heutiger Kunst, liturgischer Anwendung und freier Äußerung, den transzendenten, dabei kanonisierten Gedanken des Christentums und der profanen Äußerung der autonomen, emanzipierten Künstlerpersönlichkeit. Der Untertitel der Ausstellung bringt die Programmatik, die hier in liturgischen Gerätschaften, Objekten und Objektkunst, Malerei und Zeichnung vertieft wird, vielleicht am besten zum Ausdruck: „Eine Ausstellung zur Ästhetik des Unsichtbaren“. Veranschaulicht wird ein zentraler Aspekt der abendländischen Kunst- und Kulturgeschichte, der großen Offenbarungsreligionen ebenso wie des alltäglichen Bereichs: Zeigen und Verhüllen stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander, sie bedingten geradezu gegenseitig. Hier nun entsteht eine mystische Gestimmtheit. Die Ausstellung spricht dazu die Reliquienverehrung an und zeigt kostbare Schreine, Kästchen und Behältnisse. Mit dem Kirchenschatz von St. Servatius in Siegburg bildet der Schrein des Kölner Erzbischofs Anno eines der herausragenden Werke dieser Ausstellung. Zu sehen ist auch eine Applikationsstickerei des späten 15. Jahrhunderts, die eine mystische Jagd im verschlossenen Garten zeigt – das Thema des Entzogenen wird also auch indirekt bedacht und ermöglicht damit die Präsentation eines solch großartigen Werkes. Wie ein Pendant dazu wirkt die dreiteilige mystische Landschaft der zeitgenössischen Malerin Christa Näher. Und wie schon bei den vorherigen Themenpräsentationen zeigt das Kolumba reduktive Farbmalereien, die per se einen meditativen Charakter tragen.
Einige angestammte Werke der bisherigen Schauen – die Tafelmalerei von Stefan Lochner, aber auch die Installationen von Jannis Kounellis und von Michael Buthe – sind geblieben. Das belegt allerdings, wie vage doch mitunter mit der Programmatik dieser Ausstellung umgegangen wird – ohne dass dies freilich der hohen Qualität Schaden tut. In der neuen Präsentation, die durch einen Tresor so lapidar und wirkungsvoll eingeleitet ist, wird aber auch deutlich, dass dieses einzigartige Museum mit der Architektur von Peter Zumthor eine kongeniale Form besitzt und zur Verdichtung und Sublimierung der Themen beiträgt. Es lohnt sich, noch einmal zu kommen.
„zeigen verbergen verhüllen. Schrein“ | bis 25. August | Im Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln | www.kolumba.de
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