Zunächst sieht das Grüppchen, das sich am 31. Mai 2013 zur monatlichen Critical Mass Fahrradtour auf dem Rudolfplatz versammelt hat, nicht gerade wie eine Masse aus. Doch nach und nach wächst die Gruppe auf etwa 120 Teilnehmer an. Eltern mit Kindern, Rentner mit Rückspiegel am Fahrrad, Radsportler und Hobbyradler plaudern über ihre Lenker hinweg miteinander.
Die Critical Mass Tour funktioniert nach dem Prinzip der Schwarmintelligenz: „Irgendwann fährt einer los. Wer vorne fährt, bestimmt den Weg – denn es gibt keine Organisation und keinen Veranstalter“, erklärt Marco Laufenberg. Er ist einer der Mitinitiatoren der Kölner Critical Mass, die im Juni ihr dreijähriges Jubiläum feiert. Längst sei aus der Critical Mass Bewegung in Köln eine feste Community geworden, bilanziert er. Über Facebook würden verkehrspolitische Themen diskutiert und hin und wieder konsultierten sogar Mitglieder der Bezirksverwaltung die Gruppe als Spezialisten in Sachen Radverkehr.
Nach einer halben Stunde gemütlichen Beisammenseins auf dem Rudolfplatz setzen sich die Teilnehmer geschlossen in Bewegung. Die 15 Kilometer lange Strecke führt größtenteils durch die Innenstadt und umfasst viele Abschnitte, die für Radfahrer ungünstig sind. Die Teilnehmer fahren dennoch in fröhlicher und entspannter Stimmung, die allerdings nicht von allen anderen Verkehrsteilnehmern erwidert wird. Einige Autofahrer werden wegen des langsameren Fortkommens aggressiv. Es wird gehupt und geflucht. Doch die Radler lassen sich davon nicht stören. Mit einem freundlichen Lächeln und gemeinsamem Zuwinken nehmen sie ihren Konkurrenten den Wind aus den Segeln.
Sich nicht provozieren zu lassen, ist sogar eine Grundregel der Critical Mass Köln. Eine weitere ist es, im kompakten Verband zu fahren, um durch den übrigen Verkehr nicht zerrissen zu werden. Die Gruppe fährt außerdem immer nur auf einer Spur, denn es geht ihr nicht um Verkehrsbehinderung, sondern darum, sich als nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer die Straße zumindest zeitweilig zurückzuerobern. Gemäß § 27 der StVO ist das Fahren im Verband ab einer Gruppenstärke von mindestens fünfzehn Teilnehmern übrigens völlig legal, auch wenn dies vielen Autofahrern unbekannt ist.
Das Motto der Critical Mass hat also auch rechtliche Rückendeckung: „Wir behindern nicht den Verkehr, sondern wir sind der Verkehr!“
Kölner Critical Mass | jeden letzten Freitag im Monat um 17.30 Uhr | Treffpunkt: Hahntor auf dem Rudolfplatz | www.critical-mass-cologne.de
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