Nach der Sommerpause melden sich Düsseldorf und Köln als herausragende Kunststädte am Rhein eindrucksvoll und gemeinsam zurück. Wie im vergangenen Jahr eröffnen die Galerien ihre Ausstellungen zeitgleich am ersten Septemberwochenende. Zudem hat Düsseldorf ab September auch die Zweitauflage seiner Quadriennale zu bieten, und in Köln findet die Internationale Photoszene e.V. statt, bereits zum 20. Mal, wie stets im zweijährigen Rhythmus parallel zur photokina. Diese Fachmesse wird vom 21. bis 26. September in den Deutzer Messehallen durchgeführt, dort ist dann auch die Ausstellung „Die Schätze der Stadt“ zu sehen, welche Einblicke in die fotografischen Bestände von vier institutionellen Kölner Sammlungen und Archiven ermöglicht. – Aber die IPK prägt überhaupt fast durch den gesamten Monat das Kunstgeschehen in Köln. Festivalzentrum ist das Museum für Angewandte Kunst, dort findet am 23. September die Photographer’s Night statt, bei der auch der Schweizer René Burri über seine Fotografien referiert. Schon knapp drei Wochen zuvor eröffnet an gleicher Stelle die Werkschau von René Burri. Sie verdeutlicht, warum Burri, der 1933 geboren wurde, seit Jahrzehnten zu den wichtigen Bildjournalisten zählt. Er begreift Fotografie als dokumentarisches Medium mit der Verbindlichkeit einer eigenen Handschrift. In der Beschränkung auf s/w mit hohen Dunkelanteilen verdichtet er Form und Dramaturgie. Ein weiteres ist der Umgang mit der Perspektive: Che Guevara ist leicht von unten aufgenommen, und auf die Wolkenkratzer von New York blickt man hinab, von einem noch höheren Hochhaus ... Berühmt wurde Burri, der seit 1959 Mitglied der Fotoagentur Magnum ist, mit seinen Reportagen, die ihn oft aus aktuellem Anlass rund um die Welt geführt haben und in Magazinen wie Life oder GEO publiziert wurden. Am Anfang aber stehen „Die Deutschen“, ein Projekt, das er 1960 in Westdeutschland und der DDR realisiert und anschließend bis in die 1990er Jahre fortgesetzt hat. Fotografie dokumentiert und vermittelt jüngere Geschichte, oszillierend zwischen Beschreibung und Schärfung. Natürlich kennzeichnet dies ebenso seine Portraitaufnahmen, u.a. von Pablo Picasso, Henri Cartier-Bresson, Le Corbusier und Alberto Giacometti.
Ein anderes Bild vom Künstler stellt eine Schau im Museum Ludwig vor, die etwas später eröffnet. Sie thematisiert die Vorstellung vom Bohème, welche zeitgleich zur Erfindung der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam. Die Fotografie unterstützte noch die Ansicht vom Künstler als Außenseiter in zelebrierter Freiheit. Ausgestellt sind nun Fotografien bis in die 1920er Jahre, die Gruppenbildnisse und Inszenierungen als romantische Künstlergemeinschaft, als Dandy und auf opulenten Künstlerfesten zeigen, aufgenommen u.a. von Nadar, Hill und Adamson und später August Sander und T. Lux Feininger. Natürlich wären noch weitere Ausstellungen mit Fotografie in Köln zu nennen. So zeigt das NS-Dokumentationszentrum Aufnahmen der „Dritten Welt im Zweiten Weltkrieg“ und betont damit die ursprüngliche Rolle der Fotografie als wahrhaft dokumentierendes Medium. Und die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur im Mediapark, dort, wo das ganze Jahr über Fotoausstellungen von höchster Qualität stattfinden, stellt mit dem 55jährigen Joachim Brohm einen Künstler mit Farbfotografie vor, der unspektakuläre Momente von Landschaft und Zivilisation an der Peripherie notiert und subtil topographische und soziologische Erkenntnisse fördert.
Es ist die Ausstellung der Fotosammlung von Lutz Teutloff im Wallraf-Richartz-Museum, welche das Vermögen der Fotografie zur nüchternen Wiedergabe wie auch zur Inszenierung anhand eines Sujets zusammenführt. Abgebildet ist der menschliche Körper in Nacktheit oder Verhüllung, zwischen Geburt und Tod und rein authentisch oder dezidiert interpretiert. Diese Fotografien etwa von Nan Goldin und Jack Pierson, aber auch Herlinde Koelbl und Helmut Newton werden nun dialogisch mit Gemälden aus dem Museumsbestand präsentiert. Hier, am vornehmsten Ort für Malerei in Köln, zeigt sich einmal mehr: Fotografie ist künstlerisches Medium wie alle anderen auch, sie transformiert die klassischen Bildformeln in die Gegenwart und dort mitten ins Leben. Die Fotografie trifft existenzielle Aussagen über Leben und Tod wie ebenso die Malerei oder die Skulptur, und auch das lässt sich im Wallraf- Richartz-Museum eindrucksvoll erfahren.
René Burri – Das Werk
4.- 26. September
Museum für Angewandte Kunst
www.museenkoeln.de
La Bohème – Die Inszenierung des Künstlers in Fotografien des 19. und 20. Jahrhunderts
25. September 2010 bis 9. Januar 2011
Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Auf Leben und Tod – Der Mensch in Malerei und Fotografie
17.September 2010 bis 9. Januar 2011
Wallraf-Richartz Museum & Fondatio Corboud
www.museenkoeln.de
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