Wie sehen wir aus, wenn wir aus einem Traum erwachen? Der Franzose William Ropp zeigt es uns. Der 1960 in Versaille geborene Fotograf sucht nicht die verbindende Kommunikation mit seinen Modellen, wenn er ein Porträt von ihnen herstellt. Im Gegenteil, Ropp geht auf Distanz, und die hat bei ihm Methode. Berühmt wurde er mit seinen Kinderporträts. Ropp forderte die Kinder auf, die Augen zu schließen und sich einen Traum vorzustellen. Das Foto schießt er dann in dem Moment, in dem die Kinder ihre Augen wieder öffnen. Ihre Pupillen sind dann besonders geweitet und der Gesichtsausdruck bewegt sich irgendwo zwischen Erschrecken und Entzücken.
Auch die Erwachsenen fotografiert er in Dunkelheit, bei langen Belichtungszeiten. Die Ergebnisse kann man jetzt in der Galerie in focus in Köln betrachten. Hyperrealistische Fotos, auf denen jede Pore der Haut zu sehen ist und Gesichter, die aus dem Foto heraus direkt auf einen zuzukommen scheinen. Durch die Nähe zum Objektiv wirken die Köpfe im Vergleich zum Körper überproportional groß und die Farbe lässt die Augen in magischen Blau- und Brauntönen erglänzen. Viel Dramatik aus dem Stand, die aber zu interessanten Ergebnissen gelangt. In den Porträts der Kinder gelingt es Ropp zum Teil über den fotografierten Moment hinaus Spuren des Alterns aufzuspüren, die eine Vorstellung vom Menschen als einer Person geben, durch die ein ganzer Lebenslauf fließt.
Das Bild des Menschen als eines Wesens, das sich verändert und entwickelt gibt Ropps Fotografien eine Dimension der Schicksalshaftigkeit. Intensität gehört denn auch zu den hervorstechenden Eigenschaften dieser Porträts. Die Abgebildeten scheinen ihre Betrachter energisch zu fixieren, die geweiteten Augen verfehlen ihre Wirkung nicht. In dieser Präsenz liegt ein unterschwellig erotisches Moment, das Ropp durch die Plastizität der Hautpartien und die Bildschärfe betont, die die Haut wie eine Landkarte aus Farben und Flecken erscheinen lässt. Faszinierend wirkt die Nähe, die sich zu den Gesichtern und den wenigen Akten der Ausstellung herstellt. William Ropp präsentiert eine extreme Position in der Tradition der Porträtfotografie, aber sie fordert heraus und sie besitzt sinnliche Qualität.
Ausstellung bis 30. Juni | in focus galerie| Brüsseler Straße 83. | Tel. 0221-133 00 341 | www.infocusgalerie.com
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