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Foto: Klaudius Dziuk

Die Entmystifizierung des Mannes

16. November 2023

„Sohn meines Vaters“ in der Tanzfaktur – Prolog 11/23

„Es ist schwer, aus einer migrantischen Perspektive selbstkritisch zu sein, weil es sehr schnell instrumentalisiert wird, um Klischees zu reproduzieren. Gerade jetzt, wo der Rechtsruck so groß ist“, erklärt Regisseur Asim Odobašić. In diesem Jahr gründete er gemeinsam mit Georgios Markou das Cream Kollektiv, das eine diverse, migrantische Perspektive in die Kölner Theaterlandschaft bringen soll. Die Beteiligten an ihrem ersten Stück „Sohn meines Vaters“, einer Kooperation mit der Studiobühne Köln, haben fast alle dadurch einen Migrationshintergrund, dass ihre Väter nach Deutschland einwanderten. Bei der Stückentwicklung war das Kollektiv auf das autobiografische Material aus der Gruppe selbst angewiesen: „Wir hatten das Gefühl, über unsere Väter gibt es nichts, es gibt keine Filme, keine Serie, kein Theaterstück dazu“, so Odobašić.

Diese nicht erzählten Geschichten sollen nun die Schauspieler Georgios Markou und Manuel Bashirpour auf der Bühne zum Leben erwecken und gleichzeitig die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen in migrantischen Familien reflektieren. Dabei will das Kollektiv auch Probleme zur Sprache bringen, die Menschen ohne Migrationshintergrund wenig bekannt sind: wie z.B. der Umstand, dass migrantische Kinder häufig für ihre Eltern dolmetschen und dadurch elterliche Rollen in der Familie übernehmen. Auch männliche Rollenbilder will der Regisseur hinterfragen: „Es geht viel um eine Entmystifizierung des Vaters. Dieses Bild vom Vater, der das Vorbild für die Jungs ist, stark ist und alles weiß, das wollen wir kaputt machen“, erklärt Odobašić. Es sollen jedoch auf keinen Fall Rassismen reproduziert werden: „Wenn Menschen immigrieren, haben sie vielleicht andere Baustellen als Leute, die hier schon wohnen, aber es geht trotzdem um ein Männerproblem, kein Nationalitätsproblem“, betont Odobašić. Er erklärt: „Wir spielen mit dem Klischee, dass es ein Bild von migrantischen Männern gibt als den Macho, der quasi als Diktator die Familie regiert. Wir versuchen, die Facetten reicher zu zeigen.“

Sohn meines Vaters | 30.11., 1.,2., 7., 8., 9.12. | Außenspielstätte der Tanzfaktur Köln im Technologiepark | www.studiobühnekoeln.de

Franziska Nagel

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