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Von Zeichnern und Bildhauern

23. April 2010

Ausstellungen im Käthe Kollwitz Museum und in der Artothek - Kunst in Köln 05/10

Eine Ausstellung mit Gewinn. Das Käthe Kollwitz Museum zeigt ganz viele gerahmte Bilder im moderaten Format, meist in s/w – und alle diese Werke lassen sich dem Bereich der Zeichnung zurechnen. Aber schon der Titel „aus/gezeichnet/ zeichnen“ teilt mit, dass hier unterschiedliche Richtungen eingeschlagen werden. Zeichnung ist eine große Kunst, die auch deshalb so anregend ist, weil sie alles und nichts sein kann, ausufernd und sparsam ist und in der Schnelligkeit ihrer Entstehung etwas Persönliches bewahrt und einen tieferen Blick auf den Künstler zulässt. Die Premiere dieser Ausstellung fand im vergangenen Jahr in der Akademie der Künste in Berlin statt, schließlich stammen die ausgewählten Zeichnungen von den (lebenden wie auch verstorbenen) Akademie-Mitgliedern: Von Beuys über Gerhard Altenbourg bis Ulrich Erben, von Rebecca Horn bis Günther Uecker. Aber weil tatsächlich nur Mitglieder beteiligt sind, fehlen jüngste Tendenzen. Die Erweiterungen durch die Neuen Medien sind zwar in einzelnen Beispielen angesprochen, aber in der Ausstellung nicht weiter betont. – Und trotzdem erlebt man ein reiches Spektrum an zeitgenössischen Beiträgen zwischen Bildzeichnung und Skizze, statischer Behauptung und frei fluktuierender Bewegung, malerischer Großzügigkeit und konzentrierter Rücknahme, realistisch und gegenstandsfrei. Aus Köln sind Rosemarie Trockel und Dorothee von Windheim dabei, die beide im übertragenden Sinne mit Zeichnung zu tun haben – ja, Dorothee von Windheim fotografiert Baumritzungen, die, anonym als persönliche Handlung vorgenommen, nun auf biographische Spuren verweisen. Markus Raetz wiederum stellt einen gebogenen Draht einem Spiegel gegenüber, und schaut man genau hinein, so wirkt die Drahtform als Kontur eines Hasen und das Spiegelbild als Silhouette von Joseph Beuys. Magdalena Jetelová wieder hat, dokumentiert durch ein Foto, mit einem Laser eine Linie in der Landschaft gezogen. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Und dass im hinteren Teil des Museums noch die Skulpturen und vor allem auch die wiederum ganz konventionellen, sehr souveränen Zeichnungen von Käthe Kollwitz ausgestellt sind, macht die Sache weiter ergiebig.

AUF DER FLÄCHE
Die Ausstellung von Gesine Grundmann in der artothek hat damit zunächst mal nichts zu tun. Aber auch sie geht von einem „klassischen“ Metier, der Bildhauerei, aus, das sie erweitert und aktualisiert. Und sie führt die plastische Beschäftigung in Verfahren der Reproduktion gar auf die Fläche zurück. Gesine Grundmann wurde 1974 geboren. Sie hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rosemarie Trockel studiert und lebt in Köln, mittlerweile gehört sie zu den wichtigen Künstlern ihrer Generation. Zu ihren Stipendien gehören das Atelierstipendium des Kölnischen Kunstvereins, das Bonner Peter Mertes-Stipendium sowie das Stipendium der Kunststiftung NRW für Tel Aviv, wo sie sich im vergangenen Jahr aufgehalten hat. Daran schließt nun die Ausstellung in der artothek an. Gesine Grundmann geht urbanen Phänomenen und gesellschaftlichen Konventionen anhand gewöhnlicher Strukturen, Farbtöne und Oberflächen nach. Sie greift diese heraus, verstärkt und transformiert sie, gelangt dabei mitunter zu Fakes, welche sie sozusagen in den Alltag zurückführt – dazu gehören die Verfremdungen von Aschenbechern, die in den letzten Jahren entstanden sind. In Tel Aviv nun hat sie sich der Erscheinung von Obst und Gemüse im Straßenbild zugewandt, mit den Kartons, die erst auf den zweiten Blick das „Spezifische“ zu erkennen geben. In der Kölner Ausstellung ist dazu nun neben den Abgüssen dieser Nahrungsmittel, die in Haufen von Beton gedrückt sind, eine großformatige Plane mit Siebdrucken zu sehen. Sie wirkt ebenso vorgefunden wie sie als Collage unterschiedliche Formen und Räumlichkeiten, artifizielle Schemata und Natürlichkeit auslotet, und mit Distanzhaltung und dem Zoom in die Nähe noch reihende Abläufe fokussiert. Dass die Plane etwas „Banales“ besitzt, ist einer der Kunstgriffe von Gesine Grundmann. Auch hier erweist sie sich als fein differenzierende Künstlerin, die sich – ähnlich den Zeichnern – den alltäglichen Beobachtungen, die uns gemeinhin entgehen, mit indirekten Methoden nähert.

aus/gezeichnet/zeichnen
bis 9. Mai im Käthe Kollwitz Museum
Di-Fr 10-18, Sa, So und an Feiertagen 11-18 Uhr
www.kollwitz.de

Gesine Grundmann – Mountomato bis 24. April in der artothek Di-Fr 13-19, Sa 13-16 Uhr www.museenkoeln.de

Thomas Hirsch

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